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Die Tortenbäckerin

Die Tortenbäckerin

Titel: Die Tortenbäckerin
Autoren: Brigitte Janson
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Äthermaske, wird sie sowieso nichts mehr merken.«
    Â»Aber Sie geben mir doch Bescheid, wenn alles überstanden ist?«
    Â»Gewiss«, hatte die Schwester noch gesagt und war mit Leni verschwunden.
    Eine Ewigkeit war das nun her, so empfand es Greta, und doch zeigte die mächtige Wanduhr im Warteraum an, dass lediglich anderthalb Stunden vergangen waren. Unablässig starrte Greta auf den Zeiger, beschwor ihn, schneller vorwärtszugehen, hatte plötzlich kleine Blitze vor den Augen und drückte sich die Fäuste auf die Lider, um wieder normal sehen zu können.
    Â»Fräulein Voss, geht es Ihnen gut?«
    Sie schrie leise auf, sah hoch und erblickte Dr. Richter.
    Â»Leni«, konnte sie nur flüstern.
    Â»Es geht ihr gut. Die Operation ist wie erwartet verlaufen. Keinerlei Komplikationen. Sie können ganz beruhigt sein.«
    Â»Und wird sie sehen können?«
    Der Arzt lächelte vage. »Das wollen wir doch hoffen. Letzte Sicherheit werden wir jedoch erst haben, wenn wir die Verbände abnehmen.«
    Â»Wann?«
    Â»Nur Geduld, liebes Fräulein Voss. Ein paar Tage wird es schon noch dauern. Vielleicht auch eine Woche. Es hängt ganz vom Heilungsprozess ab.«
    Eine Woche. Greta wusste nicht, wie sie diese Zeit der Ungewissheit überstehen sollte.
    Â»Darf ich jetzt zu ihr?«
    Dr. Richter schüttelte freundlich, aber bestimmt den Kopf. »Sie schläft noch fest. Bis heute Abend braucht sie absolute Ruhe. Gehen Sie am besten nach Hause. Sie ist in guten Händen.«
    Â»Nein«, sagte Greta fest. »Zu Hause halte ich es nicht aus. Ich bleibe hier, bis ich zu ihr darf.«
    Â»Gut.« Dr. Richter, der offenbar nichts anderes erwartet hatte, nickte ihr zu und verließ den Warteraum.
    Wieder blieb Greta allein, diesmal jedoch nicht für lange.
    Sie sprach ein stilles Dankgebet, als Mathilde eintrat.
    Â»Und?«, fragte diese gespannt. »Ist die Lütte schon operiert worden?«
    Â»Ja, der Doktor war gerade hier. Es ist alles gutgegangen. Wo warst du so lange?«
    Â»Ich musste jemanden überreden, herzukommen. Das war ziemlich schwierig.«
    Gretas Herz setzte einen Schlag aus.
    Â»Nun komm endlich rein, Siggo«, sagte Mathilde. »Sie wird dich schon nicht fressen.«
    Alles Blut wich aus Gretas Gesicht, als er nun vor ihr stand, groß, stark und doch so unsicher, so verletzlich.
    Er drehte seine Mütze in den großen Händen, schaute zu Boden, brachte keinen Ton heraus.
    Mathilde sprach dafür umso lauter: »Ich habe ihm mal ordentlich den Kopf gewaschen. Er liebt dich, und du liebst ihn. Also macht es nicht so furchtbar kompliziert, Kinners.« Dann senkte sie die Stimme: »Ihr solltet froh und dankbar sein, dass ihr beide jung und am Leben seid. Andere hatten nicht so viel Glück wie ihr.«
    Greta sah ihre Tante an. Nachher würde Mathilde zum Kirchhof gehen, das wusste sie. Mochte Mathilde in letzter Zeit auch weniger an ihren gefallenen Soldaten gedacht haben, dies war ein besonderer Tag, und sie würde ihn mit ihm teilen wollen.
    Siggo machte zögernd einen Schritt auf Greta zu. Nun hob er den Kopf, und da war keine Unsicherheit mehr im Blick. »Wenn du mir noch einmal verzeihen kannst …«
    Sie ahnte, es würde nicht bei diesem einen Mal bleiben. Siggo würde ihr vermutlich Tausende Gelegenheiten geben, auf ihn zornig zu sein, und sie würde ihm tausendmal verzeihen, weil nichts stärker sein konnte als ihre Liebe zueinander.
    Greta stand auf und flog in seine Arme.
    Â»Ich liebe dich«, murmelte er in ihr Haar, »ich liebe dich so sehr.«
    Seine Lippen liebkosten ihren Nacken, und Greta versteifte sich. Sofort hielt er in der Bewegung inne.
    Er ist immer noch bereit, mir Zeit zu lassen, dachte sie voller Glück. Er liebt mich wirklich.
    Sie setzten sich dicht nebeneinander auf zwei Stühle und warteten. Mathilde war verschwunden. Es gab nur die beiden jungen Liebenden und ein paar Zimmer weiter ein Kind, das fest schlief und keine Schmerzen spürte.
    Â»Greta«, begann Siggo leise. »Es ist so vieles schiefgelaufen zwischen uns, aber du sollst wissen, dass ich dich vom ersten Augenblick an geliebt habe.«
    Zaghaft schob sie ihre Hand in seine.
    Â»Ich glaube, ich wusste es schon lange.«
    Siggo nickte. »An dem Abend, als du mir vor die Pferde gefallen bist, da hat mein Herz schon gewusst, wohin es gehört. Nur ich war lange zu dumm, es zu
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