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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich
Autoren: Tim Powers
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bestimmen, bis zu welchem Grade der Zauber, wenn überhaupt, gelungen war.

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1. KAPITEL
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Eine unaufhörliche Flut von Veränderungen erneuert stets die Welt, so wie der ununterbrochene Lauf der Zeit uns immer wieder eine neue unbegrenzte Dauer in Aussicht stellt. Wer Möchte nun in diesem Strome, wo man keinen festen Fuss fassen kann, irgendeines von den vorübereilenden Dingen besonders wertschätzen? Das wäre geradeso, als wenn sich jemand in einen vorüberfliegenden Sperling verlieben wollte, der ihm in einem Augenblicke wieder aus den Augen entschwunden ist.
    Marc Aurel

    Als der Fahrer den BMW an den Straßenrand lenkte, rasch aber weich zum Stillstand brachte und die Scheinwerfer ausschaltete, beugte sich Brendan Doyle auf dem Rücksitz vor und spähte zu dem schuttübersäten, eingezäunten Grundstück hin, vor dem sie angehalten hatten. Von Lichtmasten strahlte greller Schein auf die öde Fläche herab, und in der Nähe dröhnte der Lärm von Schwermaschinen.
    »Warum halten wir hier?« fragte er ein wenig beklommen.
    Der Fahrer sprang behende aus dem Wagen und öffnete Doyle den Schlag. Die Nachtluft war kalt. »Hier hält sich Mr. Darrow zur Zeit auf«, erläuterte der Mann.
    »Geben Sie her, ich trage ihn«, fügte er hinzu und nahm Doyles Koffer.
    Während der zehnminütigen Fahrt vom Flughafen Heathrow hatte Doyle nicht gesprochen, aber nun überwand die Nervosität seinen Widerwillen, zugegeben, wie wenig er über seine Situation wußte. »Ich... ah... hörte von den beiden Männern, die mich in Fullerton - das ist in Kalifornien - aufsuchten, daß dieser Job etwas mit Samuel Taylor Coleridge zu tun habe«, sagte er schüchtern, als sie zum Tor in dem Maschendrahtzaun gingen. »Wissen Sie... worum es sich genau handelt?«
    »Mr. Darrow wird das sicherlich ausführlich erklären«, sagte der Fahrer, der nun, da sein Teil an dem Stafettenlauf beendet war, viel entspannter wirkte. »Soviel ich weiß, hat es mit einer Vorlesung zu tun.«
    Doyle blieb stehen. »Einer Vorlesung? Er jagt mich von einem Tag auf den anderen neuntausend Kilometer nach London«- und bot mir zwanzigtausend Dollar, fügte er im stillen hinzu -, »bloß um eine Vorlesung zu halten?«
    »Ich weiß es wirklich nicht, Mr. Doyle. Wie ich sagte, er wird Ihnen alles erläutern.«
    »Wissen Sie, ob es mit der Position zu tun hat, für die er kürzlich Steerforth Benner eingestellt hat?« forschte Doyle.
    »Ich weiß nichts von Mr. Benner«, erwiderte der Fahrer munter. »Aber kommen Sie mit, Sir, dies alles ist ziemlich knapp geplant, wissen Sie.«
    Doyle seufzte und ging weiter, und er fühlte sich nicht ermutigt, als er die Stacheldrahtrollen bemerkte, die entlang dem oberen Rand des Zaunes angebracht waren. Bei genauerem Hinsehen sah er kleine Stücke beschriebenen Papiers und Zweige, die anscheinend von Misteln stammten, in Abständen an den Stacheldraht gebunden. Die Gerüchte, die er über das »Darrow Interdisziplinäre Forschungsinstitut« - DIFI - gehört und gelesen hatte, gewannen an Wahrscheinlichkeit.
    »Ich hätte es vielleicht vorher erwähnen sollen«, sagte er halb im Scherz zum Fahrer, »aber ich kann mit einem Ouija-Brett nicht arbeiten.«
    Der Mann stellte den Koffer ab und drückte einen Klingelknopf am Torpfosten. »Ich glaube nicht, daß das notwendig sein wird, Sir«, sagte er.
    Auf der anderen Seite des Zauns kam ein uniformierter Wächter herbeigeeilt. Nun, jetzt steckst du drin, sagte sich Doyle. Wenigstens kannst du den Vorschuß von fünftausend Dollar behalten, selbst wenn du sein Angebot ablehnst... was es auch sein mag.

    Eine Stunde früher war Doyle dankbar gewesen, als die Stewardess ihn weckte, um ihm zu sagen, er möge sich anschnallen, denn er hatte wieder von Rebeccas Tod geträumt. Im ersten Teil des Traums war er unweigerlich ein Fremder mit Vorauswissen, der verzweifelt bemüht war, Brendan und Rebecca Doyle zu finden, bevor sie auf das Motorrad stiegen, oder zumindest Doyle die alte Honda die geschwungene Rampe vom Beach Boulevard zur Santa Ana-Schnellstraße hinauf jagen konnte - und immer blieb er erfolglos, zog seinen Wagen mit quietschenden Reifen gerade zur rechten Zeit um die letzte Kurve, um unter Qualen zu sehen, wie die Maschine beschleunigte, sich in die Kurve legte und hinter der Böschung der Kurve verschwand. Im allgemeinen gelang es ihm an diesem Punkt, sich von dem Alptraum zu befreien und aufzuwachen, aber diesmal hatte er vor dem Einschlafen mehrere Gläser Scotch
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