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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich
Autoren: Tim Powers
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Versen William Ashbless' eine Bedeutung abzugewinnen. Vielleicht würde eine Biographie jenes seltsamen Dichters von den Kritikern - und den Universitätsbibliothekaren! - als ein mehr bahnbrechendes Werk angesehen.«
    Nun, dachte Doyle, als er die Aktentasche schloß, wenn ich nicht zu ausgemachter Fiktion Zuflucht nehmen will, scheint es ein verdammt kurzes Werk zu werden.
    Die Maschine ging tiefer, und als er gähnte, knackte es in seinen Ohren. Einstweilen konnte er Ashbless vergessen. Ganz gleich, wofür Darrow ihm zwanzigtausend zahlen wollte, es mußte mit Coleridge zu tun haben.
    Er nahm einen weiteren Schluck vom Scotch und hoffte inbrünstig, daß der ihm zugedachte Auftrag nicht auch mit Planchetten, Ouija-Brettern und dergleichen zu tun haben werde. Ere hatte einmal einen Gedichtband gesehen, der angeblich vom Geist des verstorbenen Shelley einem Medium diktiert worden war, und er hegte den unbestimmten Verdacht, daß diese Darrow- Geschichte ein ähnliches Unternehmen sein könnte.
    Auch fragte er sich, ob zwanzigtausend Dollar wirklich ausreichten, wenn er für die Teilnahme daran seine berufliche Integrität aufgeben müßte. Er leerte den Becher, als die Maschine im Begriff schien, auf der Landebahn aufzusetzen.
    Es war zweifellos ein seltsames Zusammentreffen, daß er in letzter Zeit soviel von Darrows Forschungsinstitut gehört hatte. Vor einem Monat hatte es Steerforth Benner, dem brillantesten graduierten Studenten, den Doyle je gehabt hatte, einen Posten angeboten. Doyle erinnerte sich seines Erstaunens, als er von Benner erfuhr, daß das DIFI noch existierte. Doyle war das Institut natürlich nicht unbekannt - aus kleinen Anfängen in den dreißiger Jahren war es unter der umsichtigen Leitung seines Gründers zu einer Säule des wissenschaftlich-industriellen Komplexes in den Vereinigten Staaten geworden und konnte sich in einigen Bereichen mit Unternehmen wie IBM und Honeywell messen. Das Institut hatte sich durch seine angeschlossenen Unternehmungen sehr stark im Raumfahrtprogramm und in der Erforschung des Meeresbodens engagiert, und während der sechziger Jahre hatte es eine Anzahl Fernsehaufzeichnungen von Shakespeareaufführungen ohne Unterbrechungen durch kommerzielle Werbeeinblendungen finanziert. Im Laufe der siebziger Jahre hatten das Institut und seine angeschlossenen Unternehmen sich dann aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit zurückgezogen, und Doyle hatte irgendwo gelesen - er glaubte, es war im National Enquirer gewesen -, daß J. Cochran Darrow in dieser Zeit von seiner Krebserkrankung erfahren habe, und daß er, nachdem alle wissenschaftlichen Möglichkeiten einer Heilung erschöpft waren, versucht hatte, die Hilfsquellen des Instituts in der Hoffnung, in den zweifelhaften Bereichen der Magie Heilung zu finden und die wissenschaftlich-technischen Hilfsquellen des Instituts dem Okkultismus nutzbar zu machen. Newsweek hatte nur gemeldet, daß die Tochtergesellschaften des Instituts den größten Teil ihres Personals entlassen und die Fertigungsstätten stillgelegt hätten, und Doyle entsann sich, daß es in der Wirtschaft ein großes Aufheben um die plötzliche Entwertung der Aktien gegeben hatte.
    Und dann war das Institut durch einen Mittelsmann an Benner herangetreten und hatte ihm eine hochbezahlte, wenn auch nicht näher beschriebene Stellung angeboten. Bei einem Glas Bier hatte Benner ihm eines Abends von den verschiedenen Qualifikationstests erzählt, denen er sich unterziehen mußte: Prüfungen der Wachsamkeit unter Müdigkeit und Ablenkung, der körperlichen Geschicklichkeit und Ausdauer, des raschen Verständnisses komplizierter logischer Probleme und sogar ein paar Tests, die Doyle als widerwärtig und unmoralisch empfand, weil sie offenbar der Messung von Benners Fähigkeit zu erbarmungslosem Handeln dienten. Benner hatte alle Prüfungen bestanden, und obwohl er Doyle hinterher erzählt hatte, daß er angenommen worden sei, war er, ohne daß es seiner Liebenswürdigkeit Abbruch getan hätte, allen Fragen nach der Art seiner neuen Stellung beharrlich ausgewichen.
    Nun, dachte Doyle, als, gedämpft durch die Isolation, das Quietschen und Rumpeln des Fahrwerks auf der Landebahn hörbar wurde, vielleicht bist du im Begriff, zu erfahren, was Benner dir nicht verraten wollte.

    Der Wächter sperrte das Tor auf und nahm dem Fahrer Doyles den Koffer ab. Der Fahrer nickte höflich und ging zurück zum schnurrenden BMW. Doyle tat einen tiefen Atemzug und trat durch, und der
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