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Die Töpfchenhexe in Mexiko

Die Töpfchenhexe in Mexiko

Titel: Die Töpfchenhexe in Mexiko
Autoren: Vera Ruoff
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gähnte, stand auf und fing an, sein Bett zu machen. »Ach«, sagte er, »das würde sich dann finden .«
    »Sag mir das genauer, wie meinst du das, Suseldrus? Was würde sich dann finden ?«
    Die Töpfchenhexe rieb sich die Augen, und Suseldrus gähnte wieder.
    »Ach«, sagte er und legte sein Kopfkissen zurecht, »alles würde sich finden. Vielleicht ist auf dem Flughafen ein Wegweiser, der in ein Indianerdorf zeigt oder ...«
    »Oder mitten auf dem Flughafen steht eine Indianerfrau und verkauft solche Töpfchen als Andenken, für die Leute, die wieder aus Mexiko fortfliegen«, kam es von der plattgedrückten Blattpflanze, »und vielleicht fallen dort in Mexiko die Würstchen vom Himmel und der Einschlaftee auch.«
    Die Töpfchenhexe hörte nicht auf den Kater. Sie stand auf, und warf einen letzten Blick auf die Seite des Mexikobuches, auf der das Töpfchen der Vergangenheit abgebildet war. Dann ging sie zur Blattpflanze und nahm Schluribumbi auf den Arm.
    »Wir brauchten also nur die Flugkarten für ein Mexikoflugzeug, und wenn wir in Mexiko ankämen, würde sich alles andere finden, hast du doch gesagt, Suseldrus, nicht wahr ?«
    Die Töpfchenhexe schaute den Zauberer an, der beim Gähnen mit dem Kopf nickte.
    »Alles würde sich finden«, wiederholte er und hob den Deckel der Teekanne, um nachzusehen, ob noch ein wenig Einschlaftee da war.
    Aber der Einschlaftee war alle. Suseldrus trug die Teekanne und die Tassen in die Küche. Die Töpfchenhexe folgte ihm.
    » Vergiß deinen Schirm nicht«, sagte Suseldrus. »Schlaf gut! Und paß auf, wenn du die Treppe hinuntergehst, damit du nicht fällst .«
    »Dann wären wir doch um so schneller unten«, stellte Schluribumbi fest.
    Suseldrus ging vorsichtshalber mit. Es regnete immer noch. Die'Töpfchenhexe spannte den Schirm auf. »Müßten wir eigentlich, wenn wir nach Mexiko fliegen würden, den Schirm mitnehmen? Regnet es in Mexiko auch ?«
    Suseldrus schüttelte den Kopf.
    »Es regnet sehr selten in Mexiko .«
    »Dann brauche ich den Schirm also nicht mitzunehmen .« Die Töpfchenhexe lief, nachdem sie Suseldrus eine gute Nacht gewünscht hatte, zu ihrer Hütte.
    Als sie im Bett waren und Schluribumbi sich wie immer auf das Bettende gelegt hatte, um die Füße der Töpfchenhexe zu wärmen, schlief der Kater sofort ein. Doch die Töpfchenhexe lag noch lange wach und dachte an Mexiko und die schönen Töpfchen.

    Am nächsten Morgen wachten beide sehr spät auf. Der Kater wartete ungeduldig, mit knurrendem Magen auf das Frühstück. Als sie endlich beim Essen saßen, kam Suseldrus. Er brachte der Töpfchenhexe Rosinenbrötchen, die er in aller Frühe gebacken hatte.
    In der Hand trug er ein kleines braunes Fläschchen.
    Die Töpfchenhexe biß in ein Rosinenbrötchen. »Das sind ja mehr Rosinen als Brötchen«, sagte sie.
    »Deswegen bin ich ja gekommen«, gestand Suseldrus, und brach eines der Rosinenbrötchen auseinander. Das ganze Brötchen schien nur aus Rosinen zu bestehen, kaum ein Teigkrümel war zu sehen. »Mirabellchen, dieses Schaf...«
    »Ich dachte, Mirabellchen ist eine Eule«, unterbrach Schluribumbi. Aber die Töpfchenhexe hatte gleich verstanden:
    »Ist Eule Mirabellchen dir mal wieder ins offene Fenster geflogen, als du beim Backen warst? Durch den Wind, den ihre Flügel machen, ist das ganze Mehl durch die Küche geflogen, nicht wahr ?«
    »Ja, ja, so war es, gerade als ich das Mehl auf die Rosinen geschüttet habe, kam sie an, und — hui — das ganze Mehl flog durch die Küche .«
    »Und warum hast du kein neues Mehl genommen ?« fragte die Töpfchenhexe.
    »Weil ich kein neues Mehl mehr im Haus hatte. Und nun brauche ich ein bißchen von deinem Zaubertee .«
    Suseldrus schob der Töpfchenhexe das leere braune Fläschchen hin. Die Töpfchenhexe griff nach der großen Flasche, in der ihr Zaubertee war. Sie bespritzte damit die Krümel, die auf dem Frühstückstisch lagen — und sie verschwanden im Nu. Sie bespritzte damit die Krümel, die auf dem Fußboden lagen — und die Krümel verschwanden im Nu. Und die Flecken, die auf dem Herd waren, bespritzte sie auch — und sie verschwanden ebenfalls. Ja, ihr Zaubertee war eine feine Sache, der beste Tee, den sie hatte, und sie war sehr stolz darauf. Sie füllte ein wenig davon in Suseldrus’ braunes Fläschchen. »Danke, das genügt«, sagte der Zauberer. »Wenn ich damit meine Küche bespritze, wird das verstreute Mehl im Nu verschwunden sein. Denn wenn ich alles das auffegen müßte, hätte ich heute
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