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Die Töpfchenhexe in Mexiko

Die Töpfchenhexe in Mexiko

Titel: Die Töpfchenhexe in Mexiko
Autoren: Vera Ruoff
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bunten Bändern schmückte. Ein Indianerkind versuchte Schluribumbi mit einer süßen klebrigen Masse zu füttern.
    Die Töpfchenhexe rettete ihren Kater.
    Der Indianer lachte, packte die Töpfchenhexe samt ihrem Kater und hob sie auf seine Schulter. Inzwischen waren immer mehr Mexikaner und Indianer stehengeblieben und schauten den dreien zu. Der Indianer fing an, mit der Töpfchenhexe und Schluribumbi auf den Schultern zu tanzen, ließ im Übermut die Töpfchenhexe los, klatschte in die Hände, und die Töpfchenhexe fiel von den Schultern des Indianers herunter. Im Fallen hielt sie Schluribumbi fest umklammert.
    Aber sie berührte den Boden nicht, der Indianer fing sie vorher auf und wollte sie festhalten. Doch er erwischte nur die Zipfel der Schürzenbänder. Die Töpfchenhexe rannte fort, die Bänder gingen auf, doch ihr war die Schürze egal. Sie hatte genug von diesem aufregenden mexikanischen Markt.
    »Soll ich zurückgehen und die Schürze holen ?« bot sich Suseldrus an, der durch den Wirbel herbeigelockt worden war. Die Töpfchenhexe schüttelte den Kopf.
    »Es war zwar eine von meinen Lieblingsschürzen, aber ich will lieber gehen .«
    Da fühlte sie plötzlich, wie sich zwei Arme um ihren Bauch schlangen, sie sah zwei Hände und — ihre Schürze. Der Indianer war ihnen nachgelaufen und band nun der überraschten Töpfchenhexe die Schürze wieder um. Dann legte er beide Hände vor das Gesicht und fing an zu jammern. Erschreckt und hilflos schauten Suseldrus, Schluribumbi und die Töpfchenhexe einander an. Da nahm der Indianer die Hände vom Gesicht und lachte, er hatte nur Spaß gemacht.
    Ehe sich die Töpfchenhexe von ihrer Überraschung erholen konnte, hatte er sie wieder ergriffen, drückte sie an sich, duckte sich und begann mit der Töpfchenhexe einen wilden Tanz zu tanzen. Das sah so komisch aus, daß alle lachen mußten. Die herumstehenden Mexikaner und Indianer klatschten in die Hände und sangen und tanzten bald alle mit.
    Suseldrus hatte vorsichtshalber Schluribumbi auf den Arm genommen.

    Als der Indianer merkte, daß die Töpfchenhexe müde wurde, hielt er mit dem wilden Tanz inne.
    Und ehe die Töpfchenhexe begriff, was vor sich ging, hatte der Indianer in seine Tasche gegriffen, er drückte der Töpfchenhexe etwas in die Hand und verschwand. Ein silbernes Kettchen war es. Sie war so verwirrt, daß sie es Suseldrus geben wollte. Da trat eine junge Mexikanerin auf sie zu, nahm das silberne Kettchen und legte es der Töpfchenhexe um den Hals.
    Erst jetzt sah sie, daß in der Mitte des Kettchens ein winziger blauer Edelstein hing.
    Die Mexikanerin nahm dieses Steinchen vorsichtig in die Hand und drehte es zusammen mit dem Kettchen mal nach rechts und mal nach links. Dabei sprach sie auf Suseldrus ein und erklärte ihm etwas.
    Suseldrus nickte, und dann übersetzte er:
    »Das ist ein besonderes Kettchen«, sagte Suseldrus. »Die Indianer schenken solche Kettchen ihren Frauen und Töchtern. Wenn der kleine Edelstein mehr nach rechts schaukelt, dann bringt der nächste Tag Glück, und wenn er mehr nach links schaukelt, dann wird am nächsten Tag dieser Frau oder diesem Mädchen etwas Trauriges passieren. So können die Mädchen und Frauen, die so ein Kettchen tragen, den kleinen blauen Edelstein beobachten und wissen über den nächsten Tag Bescheid .«
    »Dieses Kettchen«, antwortete die Töpfchenhexe, »wird mir genauso viel bedeuten wie mein einhundertunderstes Töpfchen, das Töpfchen O-die- wip - tie , das ich so gerne haben möchte .«
    »Und dieses einhundertunderste Töpfchen wirst du sowieso nicht kriegen«, sagte Schluribumbi voraus. »Dieses Töpfchen gibt es nur einmal in jedem Indianerdorf. Kein Indianerhäuptling schenkt es her, wir brauchen gar nicht erst mit Pa-paa-keh nach Kalix -Ha- Hucla zu fahren .«
    Die Töpfchenhexe bewegte sich etwas und schaute dabei auf das Kettchen und auf den kleinen blauen Edelstein. Er drehte sich nach rechts, und das bedeutete Glück für den nächsten Tag!
    Strahlend sah die Töpfchenhexe Schluribumbi an. Dann aber nahm sie den Kater hoch, und als sie sich bückte, sah Schluribumbi, wie der kleine Stein sich nach links bewegte.
    »Und eben hat er sich nach links gedreht«, bemerkte er. Da legte die Töpfchenhexe ihre linke Hand auf das Kettchen und hielt den Edelstein so fest, daß er sich nicht bewegen konnte.
    »Vorhin hat er sich nach rechts gedreht, und dabei bleibt’s«, sagte sie.
    Aber nun mußten sie sich beeilen, denn es wurde Abend, und
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