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Die Töpfchenhexe in Mexiko

Die Töpfchenhexe in Mexiko

Titel: Die Töpfchenhexe in Mexiko
Autoren: Vera Ruoff
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Hucla !
    Das kleine verbeulte Auto von Pa-paa-keh hielt an.
    So schnell, wie Vögel fliegen können, war plötzlich eine ganze Schar von Kindern da. Alle staunten, daß Pa-paa-keh Besuch mitgebracht hatte. Pa-paa-keh hob seine drei Kinder hoch und küßte sie.
    Suseldrus stieg aus und wurde von Pa-paa-kehs Frau umarmt, Schluribumbi sprang aus dem Auto, und alle Kinder wollten ihn am liebsten auf den Arm nehmen. Der arme Kater wurde fast erdrückt und schaute sich hilfesuchend nach der Töpfchenhexe um, die noch im Auto war.
    Sie hatte beide Hände voll und wollte geschwind aus dem
    Auto springen, dabei rutschte sie aus. Sie fiel so unglücklich zu Boden, daß sie sich ein Bein brach.
    Alle waren entsetzt. Pa-paa-keh hob die Töpfchenhexe auf. Ihre sonst so vergnügt lachenden Augen drückte sie fest zu. Niemand brauchte zu sehen, daß sie am liebsten vor Schmerzen geweint hätte.
    Durch die Menge der neugierig guckenden Dorfbewohner kam ein großer Mann, dessen Haare bis weit über die Schultern reichten. Er trug einen prächtigen Umhang und besonders schöne Sandalen. Es war Ku - hix - haux -li, der Häuptling dieses Dorfes. Er begrüßte zuerst Suseldrus, schaute freundlich auf Schluribumbi, und als er erfuhr, was der Töpfchenhexe passiert war, schickte er sogleich nach Si- chum -no-vi.
    Si- chum -no-vi war die wichtigste Frau in Kalix -Ha- Hucla , die einfach alles konnte und alles wußte.
    Sie ging zur Töpfchenhexe und stellte einen kleinen Eimer voll Ton, den sie mitgebracht hatte, neben sich. Aus ihrer Schürzentasche holte sie ein Bündel Lappen.
    Dann umwickelte sie das gebrochene Bein mit den Lappen, und darüber strich sie vorsichtig den Ton. Schon beim Bestreichen wurde der Ton hart wie Stein und gab dem Bein einen festen Halt. Denn jede Bewegung des Fußes tat der Töpfchenhexe sehr weh.
    Ku - hix - haux -li trug die Töpfchenhexe in das Haus von Si- chum -no-vi, Suseldrus ging neben ihnen und tröstete die Töpfchenhexe.

    Schluribumbi wurde ebenfalls getragen. Glücklich drückte ein kleines Indianermädchen den Kater an sich und schmiegte ihr Gesicht in Schluribumbis weiches Fell. In ihrem Haus machte Si- chum -no-vi aus roten und grünen Wolldecken ein Bett für die Töpfchenhexe.
    Dann kochte Si- chum -no-vi einen Tee. Es war gelber Tee, in den Si- chum -no-vi schwarzen Zucker gab. Die Töpfchenhexe trank den Tee, und als die Tasse leer war, fühlte sie, wie die Schmerzen verschwanden. Dann wurde sie müde und schlief sofort ein.
    Si- chum -no-vi scheuchte alle aus ihrem Haus, damit die Töpfchenhexe ungestört schlafen konnte.
    Suseldrus wohnte bei Este- va - nico . Este- va - nico war der Bruder von Si- chum -no-vi.
    Und Schluribumbi ?
    Der Kater durfte bei Kui-kuk-killi-ko , dem kleinen Indianermädchen, schlafen.

    Am nächsten Morgen wachte die Töpfchenhexe sehr spät auf. Als sie auf ihr rechtes, mit Ton beschmiertes Bein sah, mußte sie lachen, denn es war mit lauter bunten Girlanden und Vögeln bemalt. Es war genauso bunt wie die Töpfchen, die Si- chum -no-vi gerade angemalt hatte. Si- chum -no-vi lachte laut über die gelungene Überraschung.
    Drei Tage blieb die Töpfchenhexe noch liegen, dann humpelte sie mit ihrem Bein aus Ton ein wenig herum. Sie schaute den Indianerfrauen beim Korbflechten zu und lernte von Si- chum -no-vi das Töpfern. Das beschäftigte sie so, daß sie ihr rechtes Bein und ihren Kummer damit fast vergaß.
    Auch um Schluribumbi mußte sie sich nicht viel kümmern. Er war bei Kui-kuk-killi-ko sehr gut aufgehoben. Obwohl das mit bunten Girlanden und Vögeln verzierte Tonbein wirklich hübsch aussah und die Töpfchenhexe sich fast an das Humpeln gewöhnt hatte, zählte sie doch die Tage, bis sie wieder richtig laufen konnte.
    Während der langen Wartezeit war Schluribumbi immer öfter verschwunden, und wenn ihn die Töpfchenhexe fragte, wo er denn gewesen sei, grinste der Kater geheimnisvoll. Und dann kam am Sonntagabend der große Augenblick. Alle standen in Si- chum -no- vis Haus und guckten zu, wie sie mit einem Stein und mit einem Messer den Ton vom Bein der Töpfchenhexe ab klopfte.
    Es war fast schade um die schöne Verzierung!
    Als die Scherben herumlagen, bewegte die Töpfchenhexe vorsichtig das rechte Bein.
    Der Fuß tat noch weh, und als die Töpfchenhexe das merkte, wollte sie sich am liebsten gleich wieder hinsetzen.
    Aber sie mußte sich ja doch an das Laufen ohne den Tonverband gewöhnen. Tapfer humpelte sie bis zur Tür. Als sie sich wieder umdrehte,
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