Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die tödliche Bedrohung

Die tödliche Bedrohung

Titel: Die tödliche Bedrohung
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
einem Typen an und verschwand. Nach Mexiko, glaube ich. Auf jeden Fall ist sie nie mehr zurückgekommen. Damals war ich zwölf, dreizehn, und ich hasste es, dass ich nicht wusste, was ich wollte. Also bin ich abgehauen, wann immer ich konnte. Schließlich steckten sie mich als ‚jugendliche Straftäterin‘ in ein Heim, das nur eine Kategorie entfernt war von einem Erziehungsheim.“ Sie verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln. „Dort hat man mir Gottesfurcht eingebläut. Es war hart dort, fast wie im Gefängnis. Ich beschloss, mich zusammenzureißen, und benahm mich so gut, dass ich schließlich in eine Pflegefamilie kam.“
    Sie trank das Glas aus und stellte es ab. Sie wusste, dass ihre Hände nicht mehr lange ruhig bleiben würden. „Ich hatte Angst, dass sie mich bis zu meinem achtzehnten Lebensjahr wegsperren würden, wenn ich es diesmal wieder nicht schaffte. Deshalb gab ich mir richtig Mühe. Meine Pflegeeltern waren nette Leute, ein bisschen naiv vielleicht, aber nett, mit den besten Absichten. Sie wollten die Welt verbessern. Sie waren im Elternbeirat, demonstrierten gegen Atomkraftwerke und überlegten sich, ein vietnamesisches Waisenkind zu adoptieren. Ich nehme an, dass ich sie manchmal hinter ihrem Rücken belächelt habe, aber ich mochte sie trotzdem. Sie waren freundlich zu mir.“
    Sie legte erneut eine Pause ein, und er wartete schweigend. „Sie zeigten mir Grenzen, die ich akzeptieren konnte, und sie behandel ten mich fair. Die Sache hatte nur einen Haken. Sie hatten einen Sohn. Er war siebzehn, Captain des Footballteams, ein Spitzenschüler. Sie haben ihn vergöttert. Und er war bei allen sehr beliebt. Er hatte tatsächlich viel Charme, aber innerlich war er ein Dreckskerl. Man sah es nicht auf den ersten Blick, aber der Dreck war da.“ Ihre Augen glitzerten bei der Erinnerung. „Ich konnte ihn sehen. Ich hasste die Art, wie er mich ansah, wenn seine Eltern nicht herschauten.“ Sie atmete jetzt schneller, aber ihre Stimme klang immer noch ruhig. „Als ob ich ein Stück Fleisch wäre, das er taxierte, um es auf den Grill zu legen. Sie konnten es nicht sehen. Sie sahen nur den perfekten Sohn, der ihnen nichts als Freude machte. Und eines Abends, als sie nicht zu Hause waren, kam er von einem Date zurück. Oh Gott.“
    Als sie sich die Hände vors Gesicht schlug, zog Colt sie eng an sich. „Es ist okay, Thea. Das reicht.“
    „Nein.“ Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf und machte sich von ihm los. Sie war so weit gegangen. Jetzt würde sie es auch zu Ende bringen. „Er war wütend. Wahrscheinlich, weil er es ausnahmsweise nicht geschafft hat, dieses Mädchen, mit dem er ausgegangen war, um den kleinen Finger zu wickeln. Er kam in mein Zimmer. Als ich ihm sagte, dass er rausgehen soll, lachte er nur und erinnerte mich daran, dass er hier zu Hause sei und dass ich nur da wäre, weil seine Eltern Mitleid mit mir gehabt hätten. Natürlich hatte er recht.“
    „Nein, hatte er nicht.“
    „Doch, damit schon“, widersprach Althea. „Mit dem Rest nicht, aber damit schon. Dann machte er seine Hose auf. Ich rannte zur Tür, aber er kam mir nach und warf mich aufs Bett. Dabei krachte ich mit dem Kopf gegen die Wand. Ich weiß noch, dass mir einen Moment lang ganz schwindlig wurde, dann hörte ich ihn sagen, dass Mädchen wie ich für so was normalerweise bezahlten und dass ich mich geschmeichelt fühlen sollte, weil er mir einen echten Kick verschaffen würde. Er kam zu mir ins Bett. Ich schlug um mich und brüllte ihn an, dass er seine dreckigen Finger von mir lassen sollte. Er schlug mich ins Gesicht und warf sich über mich. Dann fing ich an zu schreien. Ich schrie die ganze Zeit, während er mich vergewaltigte. Als er fertig war, schrie ich nicht mehr, sondern weinte nur noch. Er stand auf und machte sich die Hose zu. Er warnte mich, dass er alles abstreiten würde, wenn ich irgendwem etwas erzählen sollte. Und wem würde man dann glauben, ihm oder mir? Er war ihr Sohn, von daher war es natürlich klar, dass ich die schlechteren Karten hatte. Außerdem konnte er jederzeit fünf Kumpel auftreiben, die bereit waren zu bestätigen, dass ich es mit allen Fünfen freiwillig getrieben hätte. Und dann würde man mich wieder ins Heim stecken.
    Deshalb sagte ich nichts, weil es nichts zu sagen gab und niemandem, dem ich es hätte sagen können. Im darauf folgenden Monat hat er mich noch zweimal vergewaltigt, bevor ich den Mut aufbrachte, wegzulaufen. Natürlich fingen sie mich wieder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher