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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday
Autoren: Monica McInerney
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nicht, wenigstens zwei Tage, damit sie ihren ersten Eindruck vielleicht doch noch revidieren konnten. Das waren die einzigen Regeln, die sie sich gesetzt hatten.
    Doras Textnachricht war kurz und bündig gewesen. Toller Job für Maggie. Meldet Euch.
    Eine Freundin von Dora, eine wohlhabende New Yorkerin, hatte eine philanthropische Stiftung gegründet. Sie war großherzig und steckte voller Ideen, aber sie hatte keinerlei kaufmännische Erfahrung. Sie hatte Dora gesagt, dass sie jemanden mit Verstand, einem Gewissen und einem Faible für Zahlen bräuchte. Aber so etwas gibt es wohl nicht, oder?, hatte sie geseufzt.
    O doch, und ob, hatte Dora gesagt.
    Maggie hatte mit Gabriel darüber gesprochen. Sie hatte Doras Freundin von einer Telefonzelle an der Promenade aus angerufen, und sie hatten eine Stunde lang miteinander geredet. Maggie hatte sich entschieden, noch bevor sie auflegte. Sie würde es tun.
    Daraufhin hatten sie ihre Pläne geändert. Sie hatten vorgehabt, nach Tasmanien zu Clementine zu fliegen, bevor sie in die Antarktis ging. Sie hatte ihre Reise dann doch nicht verschoben, und Maggie hatte sie auch nicht darum bitten müssen. Außerdem wollte sie, dass Clementine ihre Forschungen weiter betrieb. Schließlich gab es E-Mails. Sie waren nicht vollständig voneinander abgeschnitten. Seit Clementine in der Antarktis war, schrieben sie sich sogar viel häufiger.
    Außerdem würde Maggie das bald alles mit eigenen Augen sehen. Sie hatten vor, in die Antarktis zu fliegen. Die Tickets für einen der wenigen Touristenflüge waren schon gebucht. Sie konnten einen Abend mit ihr verbringen. Eine großartige Idee, hatte Miranda gemeint. Clementine in ihrem natürlichen Habitat.
    »Alles in Ordnung, Ma’am, danke.«
    Gabriel wartete draußen auf sie. Er war mit seinem amerikanischen Pass viel schneller durch die Kontrollen gekommen.
    »Willkommen in New York«, sagte er und küsste sie, als hätten sie sich seit Monaten, und nicht nur Minuten, nicht mehr gesehen. »Ich hatte schon befürchtet, dass sie dich nicht reinlassen würden.«
    »Ich habe mir auch schon Sorgen gemacht.«
    »Komm, gib her.« Sie gab ihm ihre Tasche. Dabei blieb ein loser Faden an ihrem Ring hängen. Einem ihrer Ringe, genauer gesagt. Maggie und Gabriel beugten sich nach unten und versuchten, den Ring zu befreien.
    »Mein Fehler, was muss ich auch so angeben«, sagte sie.
    »Mein Fehler, was bin ich auch so ein großzügiger Verlobter«, gab er lächelnd zurück.
    Sie trug seit einem halben Jahr die Verlobungsringe. Schlichte, zarte Silberreife – einer mit einem winzigen Brillanten, der andere mit einem kleinen Smaragd. Er hatte sie ihr wenige Wochen vor ihrer gemeinsamen Reise gegeben. Maggie war einen Monat davor aus dem Apartment von Mirandas Freundin ausgezogen, seitdem lebte sie mit Gabriel zusammen. Sein Arzt-Mitbewohner war mit seiner Freundin zusammengezogen, sein Schriftsteller-Freund nach New Orleans gegangen.
    Seit der ersten gemeinsamen Nacht in Gabriels Apartment waren sie ein Liebespaar. Es war alles, was sich Maggie erhofft hatte, und seither war es nur besser geworden. Sie harmonierten sexuell genauso wie intellektuell. Sie genossen lange, faule Tage im Bett ebenso wie lange Gespräche in Bars und Restaurants. Sie waren hungrig nacheinander. Es fühlte sich richtig an. Maggie empfand immer noch eine heiße Freude, wenn sie ihn ansah, und sie empfand weit mehr: Liebe, Sicherheit und Erfüllung. Sie wusste, dass er ebenso empfand, denn er sagte es ihr oft.
    Auf dem Rückweg vom Kino waren sie eines Nachts über den Washington Square gekommen. Dabei hatte sich Gabriel daran erinnert, dass Maggie ihm dort etwas versprochen hatte, an dem Abend, als sie sich vor über einem Jahr kennengelernt hatten. Als sie mit ihm gewettet und ihn dazu herausgefordert hatte, in der Öffentlichkeit zu singen.
    Maggie hatte protestiert und gesagt, dass sie Schnecken hasste. Gabriel hatte gemeint, das täte ihm zwar sehr leid, aber eine Wette wäre eine Wette. Am Abend darauf hatte er sie in ein vornehmes französisches Restaurant ausgeführt. Sie hatten sich beide schick gemacht, Gabriel im Anzug, Maggie in einem schwarzen Kleid mit einer Kette aus Jettperlen. Die Kellner waren höflich und aufmerksam und legten ein gerade noch erträgliches Maß an Hochnäsigkeit an den Tag.
    Die Schnecken, sechs an der Zahl, wurden auf einem speziellen Silberteller serviert.
    Maggie sah angewidert nach unten. »Muss ich wirklich?«
    »Ich würde sagen, ja. Unsere
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