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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday
Autoren: Monica McInerney
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brauchten. Juliet hatte zwölf Kandidaten ausgesucht und versucht, das Beste aus ihnen herauszuholen. Drei waren während der ersten Wochen gleich wieder abgesprungen. Juliet hatte erst lernen müssen, sich deshalb keine Vorwürfe zu machen. Sie nahm drei neue Bewerber ins Programm. Sie reiste durchs ganze Land, um in ihren Cafés die entsprechenden Workshops abzuhalten. Die Stipendiaten wurden ein halbes Jahr lang in ihrer Arbeit bewertet. Auf den Gewinner, der nun verkündet werden sollte, wartete eine Stelle als ihr persönlicher Assistent und langfristig die Geschäftsführung eines der Cafés. Die anderen elf wurden weiter ausgebildet und bekamen dann Vollzeitstellen in den anderen Cafés, in Großbritannien oder Australien.
    Juliet war sehr realistisch geblieben. Sie sah in ihnen nicht ihre eigenen Kinder. Sie war nicht die Mutter und Myles nicht der Vater. Aber sie war stolz auf sie, sie glaubte an sie und wollte, dass sie erfolgreich und glücklich wurden. Und wenn das alles war, was ihr an Mutterglück vergönnt war, dann war es eben so.
    Sie sah in die Menge, dann kurz zu Myles, der am Bühnenrand stand, und spürte förmlich seine Liebe und seinen Zuspruch. Als sie den Umschlag öffnete, zitterten ihre Hände nur ein klein wenig.
    Sie lächelte. »Und der allererste Gewinner unserer Auszeichnung als bester Jungkoch ist …«

    Clementine lachte. Da war sie bis ans Ende der Welt gereist, lebte in einer der Gemeinschaften, die am weitesten von der übrigen Zivilisation entfernt waren, und was musste sie feststellen? Sie feierten ein Juli-Weihnachtsfest.
    Maggie hatte sich darüber köstlich amüsiert. Clementine hatte ihr eine E-Mail geschrieben.
    Hier sind alle noch schlimmer als wir. Hier verkleiden sich alle. Spielen abwechselnd den Weihnachtsmann. Wenigstens das hat uns Leo erspart.

    Verkleiden? , hatte Maggie zurückgeschrieben. Du etwa auch?? Als was??

    Clementines Antwort war sehr knapp. Ich schicke Dir Bilder. Es lässt sich nicht in Worte fassen.
    Sie war jetzt seit neun Monaten Down South, fünf Monate lagen noch vor ihr. Die Erforschung der Brutgewohnheiten des Adélie-Pinguins ging gut voran, wenn auch langsam.
    Sie sah auf die Uhr und rechnete schnell nach. Maggie müsste jeden Augenblick landen. Clementine wusste, wie gerne ihre Tochter eine Willkommens-E-Mail bekam. Sie schrieb schnell eine Nachricht und schloss mit allen lieben und guten Wünschen für den nächsten Tag. Sie hatte die E-Mail gerade abgeschickt, als es an der Tür klopfte. »Clementine? Bist du so weit? Wir gehen rüber.«
    »Komme!«, rief sie. Sie setzte ihr Stoffgeweih auf, prüfte noch einmal, ob sie den Rentieranzug richtig herum anhatte, und verließ das Zimmer.

    Leo war furchtbar aufgeregt. Er hatte es mit seiner Rasenmähererfindung gut getroffen. Sein Zapfsäulen-Gerät war weltweit zum Einsatz gekommen. Aber das hier hatte noch größeres Potential. Das war die beste Erfindung von allen. Und sie sollte einen Namen tragen. Aber keinen beliebigen Namen, sondern seinen. »Der Faraday’sche Reiniger«. Kurz und bündig.
    Die Idee hatte ihn nicht mehr losgelassen, seit er damals vor über einem Jahr die Putzfrau am Flughafen gesehen hatte. Er war seither in vielen Flughäfen gewesen, und die Situation war immer und überall die gleiche. Es war offensichtlich, die Maschinen hatten die falsche Form.
    Er hatte gründlich recherchiert und Hersteller besucht, um jedes industrielle Reinigungsgerät auf dem Markt zu sichten. Er hatte sich als Reinigungsunternehmer ausgegeben, der seine Bestände aufstocken wollte. Auf diesem Weg hatte er viele Informationen erhalten. Er hatte Zeichnungen von alternativen Modellen entworfen, er war in Fabriken gegangen, die auf Kunststoffgehäuse, Reinigungsbürsten und Schwenkrollen spezialisiert waren, er hatte einen Prototyp entwickelt, der sich als Katastrophe entpuppt hatte, denn Leo hatte die Bürstenlänge falsch berechnet. Das Gerät machte mehr Dreck, als es beseitigte. Auch der Motor war nicht einmal ansatzweise stark genug.
    Leo hatte von neuem begonnen. Er wollte kleiner anfangen. Der erste Prototyp hatte ihn viel Geld gekostet. Er baute eine Miniversion. Wenn es im kleinen Maßstab funktionieren würde, dann auch im Großen.
    Und so war es. Es funktionierte sogar besser als erwartet. Leo lachte und machte sich daran, seinen Schreibtisch herzurichten. Er hatte sich vor einigen Monaten ein voll ausgestattetes Büro im Osten Londons gemietet. Die Entwicklung eines solchen Produkts
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