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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale
Autoren: Leena Lehtolainen
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wurde mir auch klar, dass ich sowohl dem Zentralrechner als auch einigen Personen neue Fragen stellen musste.
    Am Ende der Besprechung war ich eigentlich ganz zufrieden mit meinem Auftritt. Ich hatte Pertsas provozierende Fragen selbstsicher beantwortet und die anderen Anwesenden davon überzeugt, dass der Fall bald aufgeklärt sein wür-de. Beinahe glaubte ich schon selbst daran.
    Als ich mich auf den Weg zu meinem Dienstzimmer machte, heftete sich Pertsa an meine Fersen. Vor der Tür blieb er stehen und wollte ganz offensichtlich etwas sagen. Ich stellte mich darauf ein, dass er mir die Rechnung für die An-zugreinigung präsentieren würde, doch zu meiner Überraschung fragte er fast freundlich:
    «Na, warst du schon bei der Geburtsvorbereitung?»
    «Heute Abend ist die letzte Stunde.»
    «Dein Mann ist sicher bei der Geburt dabei?»
    Ich wollte schon sagen, das gehe ihn nichts an, besann mich jedoch und antwortete:
    «Natürlich. Es ist doch ebenso sein Kind wie meins.»
    «Heute gilt man fast als untauglicher Vater, wenn man nicht dabei ist. Als Jenna vor zehn Jahren geboren wurde, hat man mich nicht in den Kreißsaal gelassen. Wir wohnten damals noch in Turku, und die Klinik hatte strikte Regeln. Väter störten nur, würden ohnmächtig und interessierten sich mehr für die technischen Geräte als für ihre Frau, hat man mir gesagt.
    Also habe ich stundenlang auf dem Gang gewartet. Sie haben es nicht mal für nötig gehalten, mir mitzuteilen, dass ein Not-eingriff gemacht werden musste, weil sich die Nabelschnur um den Hals gewickelt hatte. Bei Janis Geburt durfte ich dann dabei sein. Es war unbeschreiblich, so etwas vergisst man nie.
    Man sagt ja, dadurch würde die Familienzusammengehörigkeit gestärkt, aber bei uns hat das nicht geklappt. Leider», sagte Ström, drehte sich um und ging.
    Ich starrte ihm verblüfft nach. Was sollte ich nun davon halten? Behaupte noch einer, Frauen wären rätselhafte Wesen. Ich schüttelte den Kopf und widmete mich wieder den Akten.
    Als ich endlich mit der Lektüre fertig war, spürte ich einen Krampf im rechten Bein, und mein Nacken war völlig verspannt. In letzter Zeit war es immer schwieriger geworden, eine bequeme Sitzhaltung zu finden – und das sollte noch zehn Wochen so weitergehen! Hoffentlich hielt sich Schnüppchen wenigstens an den errechneten Termin.
    Ich verordnete mir Bewegung und frische Luft und ging zu Fuß zur Bahnstation. Da ich mit meinem Bauch nicht so gro
    ße Schritte machen konnte wie sonst, musste ich zum Schluss einen kleinen Spurt einlegen, um den Zug nicht zu verpassen. Das Laufen löste ein fast vergessenes Wohlgefühl aus, ich freute mich schon auf das erste Jogging nach der Entbindung.
    Die Kanzlei der Sommeruniversität befand sich in einem sorgfältig restaurierten alten Gebäude in der Liisankatu. In der Eingangshalle drängten sich Studenten, die sich ein-schreiben wollten. Ich fragte mich zu Kati Järvenperäs Büro durch, in dem ein unglaubliches Chaos herrschte. Auf dem Fußboden türmten sich die Aktenordner, und neben dem PC
    schienen sämtliche Vorlesungsverzeichnisse zu liegen, die die Sommeruniversität je herausgebracht hatte. Kati Järvenperä machte das Durcheinander offenbar nichts aus, sie räumte seelenruhig einen Stuhl frei und bot mir etwas zu trinken an.
    Sie hatte die Zeitungen gelesen und fragte mich über Teräsvuoris Tod aus, bevor wir zum eigentlichen Thema kamen.
    Dabei stellte ich fest, dass ich bereits ganz unbeteiligt über die Ereignisse des letzten Freitags sprechen konnte. Eigentlich gefiel mir das überhaupt nicht.
    «Ich habe mir die Aufzeichnung von unserem Gespräch und das allererste Vernehmungsprotokoll noch einmal durchgelesen, und dabei sind mir ein paar Fragen gekommen. Dein älterer Sohn hat von einem dummen Onkel gesprochen, den er im Parkhaus gesehen hat. Wie war das noch gleich?»
    «Der dumme Onkel ist unsere Erfindung. Er macht zum Beispiel die Sandkuchen auf dem Hof kaputt.»
    «Hat Jussi ihn beschrieben?»
    «Nein … oder doch. Er hat in einem Spielzeugkatalog eine männliche Barbiepuppe mit einem Schwert gesehen und gesagt, das sei der dumme Onkel. Aber das muss nichts bedeuten. Du weißt ja, wie verschlungen kindliche Logik sein kann.»
    «Auf dem Gebiet kenne ich mich nicht aus. Was könnte Jussis Geschichte denn bedeuten?»
    «Seiner Meinung nach fuhr der dumme Onkel einen wei
    ßen BMW. So ein Wagen hat uns einmal auf der Straße nach Hanko riskant überholt, und für Jussi steht
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