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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters
Autoren: Marion Henneberg
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Königtum zu sichern.Papst Viktor bestimmte er kurzerhand zum Berater für den unmündigen jungen König und dessen Mutter, Kaiserin Agnes.
    Zuletzt traf Heinrich noch einige Bestimmungen über seine Beisetzung. Sein Leichnam sollte in einer feierlichen Prozession im Dom zu Speyer bestattet werden. Sein Herz dagegen sollte in Goslar zur letzten Ruhe gebettet werden, wo Gottwald es hinbringen sollte. Nachdem alle Regelungen getroffen waren, verschied der Kaiser am fünften Oktober.
    Gottwald hatte schwer mit sich gerungen, als ihn bei Hofe die Nachricht seiner Frau erreichte. Trotz ihrer drängenden Worte wurde er nicht ganz schlau daraus, aber da er Edgitha gut kannte und wusste, dass sie ihn niemals mit Nichtigkeiten behelligen würde, hatte er Kaiserin Agnes gebeten, frühzeitig aufbrechen zu dürfen.
    »Seht, Herr, fast der gesamte Hof liegt im Dunkeln«, rief einer seiner Begleiter ihm zu, als sie zum ersten Mal freie Sicht auf sein Haus hatten. »Dabei habe ich Christian eingeschärft, ständig mehrere Fackeln brennen zu lassen.«
    Sie befanden sich ein gutes Stück oberhalb des Guts, und Gottwald zügelte sein Pferd, während er den anderen ein Zeichen gab.
    »Da stimmt etwas nicht«, murmelte er leise und mehr zu sich selbst.
    Hemma glaubte, sich in einem Alptraum zu befinden. Nachdem Azzo mit ihrem bewusstlosen kleinen Bruder auf dem Arm aus der Hütte herausgetreten war, in der die Gerätschaften für den Garten der Stiftskirche lagerten, hatten sie das Gelände verlassen. Es war unerwartet leicht gewesen, Hemma hatte dem Mann an der Pfortegegenüber wie befohlen behauptet, dass der kleine Brun krank sei und nach Hause gebracht werden müsse. Sein Messer unter Bruns Umhang verborgen, konnte sich Azzo der Unterstützung Hemmas sicher sein. Nach der ersten Wegbiegung warteten weitere fünf Männer hinter einer Baumgruppe, und die junge Frau fragte sich, ob sie sich zuvor auch schon dort befunden hatten, als sie an der Stelle vorbeigehetzt war.
    Mit einer angedeuteten Verbeugung war Burchard vor sie getreten. »Es freut mich sehr, Euch wiederzusehen, edles Fräulein. Auch wenn Euer Anblick beim letzten Mal deutlich angenehmer war.« Dabei war sein spöttischer Blick über ihre tropfnasse Erscheinung geglitten.
    »Das kann ich nur zurückgeben, Herr Burchard«, hatte sie erwidert und wütend sein lautes Lachen vernommen, in das die anderen Männer eingestimmt hatten. Wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte, hätte sie ihm auf der Stelle die kalten, dunklen Augen ausgekratzt.
    Dann hatte er sie gepackt, auf sein Pferd gehoben und sich selbst hinter ihr in den Sattel geschwungen. Dicht an seinen kräftigen Körper gepresst, konnte sie sich kaum rühren, und auf ihre drängenden Fragen hatte sie keine Antworten erhalten. Die Sorge um ihren jüngeren Bruder steigerte sich ins Unermessliche, denn noch immer hielt die Bewusstlosigkeit Brun umfangen, während er gegen Azzo lehnte. Niemandem war die Bedrohung aufgefallen, der die beiden Geschwister ausgesetzt waren, und Hemma rechnete auch nicht so schnell damit, dass ihr älterer Bruder Goswin zurückkehrte. Bestimmt würde er so lange auf dem Gelände der Pfalz und in Goslar nach Brun suchen, bis die Dunkelheit ihn vollends daran hinderte.
    Hemma war sich sicher, dass Goswin ein schlechtes Gewissen plagte, schließlich hatte er die prekäre Angelegenheit zwischen seiner Schwester und Esiko nicht diskret gelöst, nachdem Brun ihm davon vertraulich berichtet hatte, sondern Esiko im Keller festgesetzt. Der kleine Brun hatte ungeschickterweise mitbekommen, dass der junge Bergmann für seine Liebe zu Hemma mit dem Leben bezahlen sollte, sobald ihr Vater zurückkehrte, und war seither verschwunden. Das Verhalten des Achtjährigen war nur die logische Reaktion auf die Panik, die er empfunden haben musste, angesichts der schlimmen Lage, in die seine geliebte Schwester und Esiko aufgrund seiner Aussage gekommen waren.
    Als die Männer den direkten Weg zu ihrem Zuhause einschlugen, war Hemma überrascht, denn sie hatte eigentlich damit gerechnet, dass Burchard vorhatte, sie und ihren kleinen Bruder mit sich auf seine Burg zu nehmen, um doch noch eine Heirat zu erzwingen.
    Das kalte Grauen hatte sie gepackt, als Christian und Othmar kaltblütig ermordet wurden. Die Soldaten ihres Vaters hatten sich den Eindringlingen nicht in den Weg gestellt, als sie sahen, dass sich die beiden Kinder des Vogts in deren Gewalt befanden. Das hatte Azzo jedoch nicht davon abgehalten, jeden
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