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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters
Autoren: Marion Henneberg
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nicht genauso ergehen soll, würde ich Euch raten, das Fräulein sofort loszulassen und von hier zu verschwinden.« Dabei ließ er die Hand Burchards, die noch immer locker auf dem Schwertgriff ruhte, nicht aus den Augen.
    Im selben Moment zog Burchhard seine Waffe, stieß Hemma zurück in den Raum und holte aus.
    »Große Worte für einen einfachen Mann«, brüllte er Esiko zu, der dem wuchtigen Schlag auswich und Waltraut gleichzeitig zurief, dass sie verschwinden solle. Burchard stieß von unten zu, und Esiko hechtete zur Seite. Im Fallen schlug er seinem Gegner die Eisenstange gegen das linke Knie und sprang, während dieser vor Schmerz aufheulte, auf die Beine, um gleich noch einmal zuzuschlagen. Mit Verblüffung sah er, wie Burchard in sich zusammensackte und den Blick auf Hemma freigab, die hinter ihm stand. Zitternd ließ sie den Stuhl ihres Vaters fallen und lief zu Esiko, der sie für einen kurzen Moment fest in die Arme nahm.
    »Wir müssen sofort hier weg, Azzo ist bestimmt nicht weit«, drängte er, während er sie sanft von sich schob.
    »Er soll meine Mutter holen, und Brun ist auch noch dort«, antwortete Hemma.
    Sie spähte nach oben und schwankte für einen Moment, als sie am oberen Ende der Treppe Burchards Schergen stehen sah. Mit wutverzerrtem Blick trug er ihre Mutter, die an Händen und Füßen gefesselt war und in deren Mund sich ein Knebel befand. Esikos schlimmste Befürchtungen bestätigten sich, als er dem entsetzten Blick Hemmas folgte und mit Bestürzung beobachtete, wie Azzo die Herrin des Hauses unsanft zu Fall brachte. Sofort ließ er Hemma los, um nach der Eisenstange zugreifen. Kurz entschlossen überlegte er es sich aber anders, hastete zu Burchard und nahm dessen Schwert, das neben dem bewusstlosen Körper lag.
    »Hol deinen Bruder und lauf weg! Los, mach schon!«, schrie der Bergmann, während er vorauseilte und gleich darauf die Fesseln durchschnitt.
    »Du musst mit deiner Schwester Hilfe holen, hörst du!«, raunte er ihm eindringlich zu und nahm ihm den Knebel aus dem Mund.
    Hemma, die zwischenzeitlich neben Esiko hockte, schüttelte den Kopf. »Ich lasse dich nicht alleine! Was ist mit meiner Mutter? Ich kann nicht gehen, verstehst du?«
    »Tu einmal, was ich sage. Denk an deinen Bruder!«, flehte Esiko und erhob sich nach einem besorgten Blick zur Tür.
    »Zu spät, du Hundsfott.«
    Breitbeinig stand Azzo im einzigen Ausgang zum Flur und versperrte den Fluchtweg. In der Hand hielt er sein Schwert und grinste die kleine Gruppe bösartig an. Erst jetzt sah Hemma, dass sich auf seiner linken Gesichtshälfte blutige Kratzspuren entlangzogen.
    »Komm her und hol dir deine zweite Tracht Prügel ab. Nur wirst du dieses Mal nicht mit deinem elenden Leben davonkommen!«, schleuderte er Esiko in ätzendem Tonfall entgegen.
    Hemma warf ihrem Liebsten einen verzweifelten Blick zu, der ihr hastig etwas ins Ohr flüsterte und mit zwei Schritten bei einer der beiden Fensteröffnungen war. Schnell griff die junge Frau nach der Hand ihres Bruders und zog ihn mit sich. Esiko machte sich derweil an der Holzluke zu schaffen, die den kalten Wind abhalten sollte.
    Azzo brauchte einen Augenblick, bis er begriff, wassie vorhatten. Dann stürmte er mit einem furchteinflößenden Schrei ins Zimmer.
    »Jetzt!«, brüllte Esiko, und Hemma, die nur darauf gewartet hatte, rannte mit Brun im Schlepptau um den Tisch herum, auf die Tür zu. Sie hätte aus dem Fenster springen können, da sie sich im Erdgeschoss befanden, allerdings waren die Holzluken von außen verriegelt. Das konnte Azzo jedoch nicht ahnen, und so hatte Esikos kleines Ablenkungsmanöver den gewünschten Erfolg.
    Hemma zwang sich weiterzulaufen, ohne sich nach den Kampfgeräuschen umzudrehen. Im Flur angekommen, konnte sie niemanden entdecken, und für den Bruchteil einer Sekunde überlegte sie, nach oben zu ihrer Mutter zu laufen. Doch sie wusste, dass sie dafür kostbare Zeit benötigte, die sie nicht hatte.
    Burchard lag noch immer bewusstlos quer im Gang und versperrte den Weg. Brun stieg mit einem großen Schritt über den Körper hinweg und zog seine Schwester hinter sich her. Just in dem Augenblick, als Hemma ihren Fuß nachziehen wollte, packte eine Hand sie am Fußgelenk, und sie fiel mit einem Aufschrei der Länge nach hin. Geistesgegenwärtig hatte sie im letzten Moment die Hand ihres Bruders losgelassen. Voller Panik sah Hemma über die Schulter, während sie versuchte, sich aus dem Griff zu befreien, und blickte direkt in die
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