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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters
Autoren: Marion Henneberg
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stöhnen hörte, schloss sie die Augen, und im nächsten Moment drang Burchard brutal in sie ein. Doch anstatt weiter in ihren geschundenen Körper zu stoßen, legte er sich auf sie und raunte ihr zu: »Damit du dich immer an mich erinnern wirst, liebste Hemma, möchte ich dir gerne ein Geschenk dalassen. Ach, und bevor ich es vergesse, dein kleiner Bruder ist bei seinem Fluchtversuch schwer verletzt worden. Wahrscheinlich ist er bereits krepiert.«
    Während die Last seines Oberkörpers verschwand und Burchard seine brutalen Stöße fortsetzte, zwang Hemma ihre Gedanken weit fort von diesem schrecklichen Ort.
    Das Scheppern eines Eimers durchfuhr den Vogt wie ein Blitz, und gleich darauf wurde die Tür zum Haus aufgerissen. Der Umriss eines Mannes erschien, der nach einem schnellen Blick über den Hof die beiden Männer an der Stallwand entdeckte.
    »Alarm!«, hallte es über den Hof, der Mann rannte augenblicklich los, und im selben Moment löste sich aus der Schwärze des Tores eine weitere Person.
    Gottwald, der wusste, dass sie schnell handeln mussten, umfasste sein Schwert und schrie: »Auf, Männer! Macht sie nieder!«
    Zu dritt rannten sie direkt auf den Mann zu, der sein Augenmerk auf die beiden Soldaten an der Stallwand gerichtet hatte. Gottwald nutzte den Überraschungsmoment und erschlug ihn ohne zu zögern mit einem wuchtigen Schlag.
    Ohne auf die Kampfgeräusche hinter ihm zu achten, raste er ins Haus, dicht gefolgt von den anderen. Im letzten Moment konnte er einem Schlag ausweichen, den jemand aus der kleinen Kammer heraus ausführte, und gleich darauf übernahm Johann den Kampf. Gottwaldszweiter Gefolgsmann war dicht hinter seinem Herrn, als dieser nun äußerst vorsichtig in Richtung des Lichtscheins ging.
    Das Schwert zum Angriff erhoben, trat Gottwald ins Zimmer und erlebte den schlimmsten Moment seines Lebens. Langsam ließ er die Waffe sinken, ohne jedoch den Blick von Azzo zu nehmen, der neben seiner gefesselten Frau kniete und ihr einen Dolch an den Hals setzte. Edgithas hohe Wangenknochen traten in dem blassen, schmalen Gesicht noch deutlicher zum Vorschein.
    »Ihr seid zu früh, mein lieber Vogt«, schallte ihm eine wohlbekannte Stimme vom anderen Ende des Raumes entgegen. Voller Unbehagen drehte Gottwald den Kopf langsam in die Richtung, und eine heftige Übelkeit erfasste ihn, als er seine Tochter sah, die zusammengerollt auf dem großen Esstisch lag. Der Rock war über ihre Beine hochgeschoben, und das Oberteil ihrer Kotte hing in Fetzen vom Körper. Dicht neben dem Tisch stand Burchard von Hanenstein und zog gerade mit einem süffisanten Lächeln seinen Gürtel durch die Schnalle.
    »Ich habe wirklich noch nicht mit Euch gerechnet, obwohl ich sagen muss, dass mir der Empfang für Euch über alle Maßen gelungen ist«, sagte Burchard selbstgefällig und strich sich über seine Kotte.
    Eine unbändige Wut stieg in Gottwald auf, und er umklammerte den Griff seines Schwertes so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Wie durch einen Nebel nahm er wahr, dass die Kampfgeräusche vom Flur verebbt waren und auch Johann sich hinter ihn gestellt hatte.
    Eine Hand legte sich schwer auf seine Schulter, und er hörte Johann flüstern: »Nicht, Herr, es hat keinen Sinn!«
    Vom Hof her drang Manfreds Stimme zu ihnen herüber, die sich schnell näherte. »Herr Gottwald, wir haben sie überwältigt! Alle waren im Stall eingesperrt, und Randolf hilft ihnen dabei, die Fesseln zu lösen.«
    Der Mann, der mit Gottwalds Knappen zusammen den Stall übernommen hatte, kam keuchend ins Haus gepoltert. »Nur Eure Familie war nicht darunter, Herr …«
    Nach einem warnenden Blick Johanns waren die letzten Worte kaum mehr als ein Flüstern. Manfred blieb mit einem furchtsamen Blick auf die starre Gestalt des Vogtes stehen und verstummte.
    »Ihr habt nicht die geringste Chance, hier lebend herauszukommen, Gottwald. Gebt meine Frau und meine Tochter frei, und ich verspreche Euch, nicht an Ort und Stelle über Euch zu richten, sondern es dem Kaiser zu überlassen.«
    »Wie überaus großzügig von Euch«, höhnte Burchard, »wo doch unser geschätzter Kaiser bereits von uns gegangen ist.«
    Gottwalds überraschter Blick entging ihm nicht, und er grinste bösartig. »Da staunt Ihr, was? Ich bin immer bestens unterrichtet, und Eurer Tochter hätte an meiner Seite eine große Zukunft bevorgestanden. So aber … nun ja, ich fürchte, dass Pfalzgraf Friedrich Abstand von seinem Eheversprechen nehmen wird. Wer
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