Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters
Autoren: Ann Rosman
Vom Netzwerk:
und die schwarze Katze des Nachbarn handelte, die sich wollüstig auf den sonnenwarmen Steinplatten räkelte.
    Unkraut hatte sich von diesem Teil des Gartens auf fast merkwürdige Weise ferngehalten, und daher ließ ihn Frau Wilson, zumal sie ihn als Erbe eines der Vorbesitzer betrachtete, in Ruhe. Die Pflanzen waren schon da gewesen, als sie und ihr Mann das Haus gekauft hatten. Die Robustheit des Rosmarinbuschs in Kombination mit der Tatsache, dass sich die Kugelsamige Platterbse und das Basilikum hier so wohl fühlten, verblüffte sie noch immer. Die Pflanzen standenzwar an der Südseite und im Schutz der Kirchenmauer, aber trotzdem. Die Platterbse war eine botanische Sensation gewesen, als man sie so hoch oben im Norden entdeckt hatte. Das Basilikum brauchte eigentlich Unmengen von Sonne und Licht und hätte in dem alten Klostergarten eigentlich nicht so gut gedeihen dürfen. Es säte sich jedoch jedes Jahr aufs Neue von selbst aus und benötigte keine Pflege. Die Geschichte der Pflanzen amüsierte Frau Wilson, vor allem die des Basilikums. Es hatte im Mittelalter eine düstere Phase durchgemacht und das Böse repräsentiert. In den Gehirnen von Menschen, die daran gerochen hatten, konnten Skorpione wachsen, wurde behauptet.
    Normalerweise holte Frau Wilson die Zeitung, bevor sie frühstückte, aber an diesem Morgen war sie zeitig auf den Beinen gewesen und hatte sich nach dem Frühstück zwei ihrer Spezialcocktails gemixt. Die eine Mischung war ein nährstoffreicher Sud aus Nesseln und die andere ein giftiges Gebräu, das Blattläuse und anderes Ungeziefer von den Rosen fernhielt. Die Ingredienzien der letzteren waren seit langem verboten, und die Totenköpfe auf den alten Kanistern im Schuppen ließen keinen Zweifel daran, dass ihr Inhalt mit größter Versicht zu behandeln war.
    Frau Wilson band sich die abgetragene Schürze um und steckte die Gartenschere ein, bevor sie sich den Strohhut aufsetzte und hinaus auf die Steintreppe trat. Dort blieb sie eine Weile genüsslich stehen, jedenfalls bis sie den Gegenstand erblickte, der auf dem Pfosten steckte, an dem sich die Duftwicken und die preisgekrönten englischen Rosen hinaufrankten.
    Ein Kopf mit langem, angegrautem Haar, das im Wind wehte. Wo sich einst die Nase befunden hatte, klaffte ein Loch.
     
    Kriminalkommissarin Karin Adler saß barfuß auf einem Gneisfelsen und blickte über den glitzernden Fjord von Marstrand.Bohuslän ist einfach unschlagbar, dachte sie. Nichts berührte sie so wie das Rauschen der Wellen, der Wind in ihrem Haar und die in Jahrtausenden glattgeschliffene sonnenwarme Klippe unter ihr. Dazu der Duft nach Salz und Tang. Das Gefühl war überwältigend, fast religiös. Sie steckte sich die Ohrhörer in die Ohren und suchte auf ihrem Handy eins ihrer Lieblingslieder von Evert Taube heraus.
     
    Graublauen Wogen gleich rollen Bohusläns Hügel einsam und majestätisch zum Meer ...
     
    ... wo der Wind weht von der Doggerbank und den Duft von Tang und Salz und Abenteuer mit sich führt …
     
    Vor allem diese Zeile mit dem Abenteuer liebte sie. Jedes Mal, wenn sie den Motor ihrer
Andante
anließ, wurde sie von dem Gefühl erfüllt, hinaus aufs offene Meer zu fahren und sich auf den Weg zu neuen Möglichkeiten zu machen. Es war kein schneller Segler, sondern ein ausdauerndes Boot, auf das man sich in fast jedem Wetter verlassen konnte. So wie alles auf diesem Schiff und jede Einrichtung an Bord waren auch die Stagen und Wanten, die den Mast an Ort und Stelle hielten, ein wenig überdimensioniert. Die
Andante
war für alles gerüstet. Die Besatzung dagegen war das schwächere Glied.
    Karin war mehrmals über die Nordsee nach Schottland gefahren und kannte das von Angst durchsetzte Entzücken, das diese Reisen hin und wieder mit sich brachten. Wenn die Dunkelheit hereinbrach und der Wind immer mehr zunahm, wenn eine steife Brise im Anmarsch war und sie inständig hoffte, dass die Wettervorhersage falschlag, was allerdings selten der Fall war. Da draußen war man seinem eigenen Können und dem Wetter restlos ausgeliefert. Doch damalswaren sie zu zweit an Bord gewesen und hatten abwechselnd gesegelt und geschlafen.
    Während sie die Abfahrt vorbereitete, ließ Karin den alten Motor, einen alten dieselbetriebenen Penta MD2B, immer eine Weile laufen und warm werden. Wenn man zu zweit war, konnte man immer den anderen bitten, die Leinen loszumachen und die Fender und das Tauwerk einzuholen. War man allein, war eine andere Art von Vorbereitung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher