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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin
Autoren: Melanie Metzenthin
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etwas Besseres anbieten«, war Meinolfs Stimme aus dem Hintergrund zu hören.
    Rudolf wandte sich um und wunderte sich, warum Meinolf mit einem zufriedenen Grinsen an der Wand lehnte, anstatt sich zu ihnen an den Tisch zu setzen.
    »Ist das so?«, fragte Ulf. »Dann heraus damit!«
    »Es geht mir vor allem um meine Schwester«, erwiderte Rudolf. »Sie ist noch ein Kind. Ich bitte Euch, sie freizugeben. Ich bin bereit, an ihrer Stelle als Geisel zu bleiben, bis Ihr Eure Streitigkeiten mit meinem Vater geklärt habt.«
    »Wie überaus großmütig«, sagte Eberhard. »Da gibt es nur eine Schwierigkeit.«
    »Die wäre?«
    »Wir haben mit Eurem Vater gar keinen Streit.«
    »Was?«
    Eberhard grinste. »Euer Vater ist tot. Ich meine, Euer richtiger Vater. Und ich bin mir nicht so sicher, ob wir wirklich einen guten Tausch machen. Ein leibliches Kind gegen einen Ziehsohn.«
    »Mein Vater hat nie einen Unterschied gemacht. Ich bin als Geisel ebenso wertvoll wie meine Schwester.«
    »Warum schickte er dann Euch und nicht Alexander, seinen Erben?«
    »Er hat mich nicht geschickt. Ich bin aus eigenem Antrieb gekommen.«
    »So? Das heißt, er weiß gar nicht, dass Ihr hier seid?«
    »Geht Ihr nun auf meinen Vorschlag ein oder nicht?«
    Eberhard und sein Vater tauschten einen Blick.
    »Wir kommen Euch entgegen«, sagte Eberhard schließlich. »Wir nehmen Euer Angebot an.«
    »Dann lasst meine Schwester gehen. Stephan von Cattenstedt wird sie nach Hause bringen.«
    »Davon war nicht die Rede. Ich sagte, wir nehmen Euer Angebot an, uns als Geisel zu dienen. Eure Schwester behalten wir trotzdem.«
    »Was?« Rudolf sprang auf. »Ihr wagt es …«
    Auch Eberhard und Ulf waren aufgesprungen, und plötzlich spürte Rudolf den Druck einer Klinge im Rücken. »Schön ruhig bleiben.« Meinolf! Deshalb war der Halunke stehen geblieben. »Wir wollen doch nicht, dass jemand verletzt wird, oder?«
    Rudolf atmete tief durch, dann setzte er sich wieder.
    »So ist es gut«, lobte Meinolf, und der Druck der Klinge ließ nach.
    »Ihr seid ehrloser, als ich dachte«, zischte Rudolf.
    »Wollt Ihr nicht doch einen Schluck Wein zur Beruhigung trinken?« Eberhard hielt ihm den Pokal auffordernd hin. Am liebsten hätte Rudolf ihm das Gefäß aus der Hand gerissen und den Inhalt über den Kopf gegossen, doch er riss sich zusammen.
    »Also gut«, sagte er, nahm den Pokal und trank einen Schluck. »Habt Ihr wenigstens genügend Anstand, dass ich meine Schwester sehen darf?«
    »Wir sind keine Unmenschen«, sagte Ulf. »Meinolf, bring ihn in den Turm zu seiner Schwester!«
    »Nach Euch«, sagte Meinolf, das Schwert noch immer in der Hand.

 5. Kapitel  
    S eit Meinolf aufgetaucht war, spürte Stephan ein Grummeln im Bauch. Meinolf war hinterhältig. Hinterhältiger als jeder andere aus der Regensteiner Brut. Von Anfang an hatte Stephan Rudolfs Plan für gewagt gehalten, aber darin die einzige Möglichkeit gesehen, Meret möglichst schnell nach Hause zu bringen. Deshalb war er Rudolf gefolgt, auch wenn er jeden Knochen im Leib spürte. Er kannte diesen Schmerz bereits. Bei der Eroberung von Damiette vor fünf Jahren war er von einer Mauer gestürzt und hatte sich zwei Rippen gebrochen. Aber genau wie damals unterdrückte er den Schmerz. Es gab Wichtigeres.
    Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und beobachtete aus halb geschlossenen Lidern den Waffenknecht, der auch nach Rudolfs Fortgang weiterhin am Eingang wachte. Was befürchteten die Regensteiner? Dass zwei unbewaffnete Männer im Handstreich ihre Burg übernahmen?
    Schritte vor der Tür. Der Waffenknecht wandte sich um. Meinolf von Brack kehrte zurück. Ohne Rudolf und ohne Meret.
    »Es wird Zeit, dass du verschwindest«, sagte er zu Stephan.
    Stephan blieb ungerührt sitzen.
    »Hast du nicht gehört?
    »Wo ist Rudolf?«
    »Der bleibt hier.«
    »Wo ist Fräulein Meret?«
    »Die bleibt auch hier.« Meinolf grinste bösartig.
    Hätte Stephan keine Schmerzen gehabt, wäre er wütend aufgefahren, aber so blieb er einfach sitzen. »Ist das so?«
    Zufrieden stellte er fest, dass sein Verhalten Meinolf verwirrte.
    »Richte dem Grafen von Birkenfeld aus, dass seine Tochter und sein Ziehsohn so lange hierbleiben, bis er ein anständiges Lösegeld zahlt.«
    Stephan erhob sich. »Das werde ich ihm ausrichten.«
    »So fügsam? Mir scheint, du hast deinen Biss verloren.«
    »Ein Ritter streitet nicht mit den Kindern von Leibeigenen.«
    Meinolfs Gesicht verfärbte sich rot. »Du …«
    »Ja?«, schnitt Stephan ihm
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