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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin
Autoren: Melanie Metzenthin
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dachte er darüber nach, wann und wo Stephan Meinolf von Brack wohl schon einmal begegnet sein mochte. War es vor seinem Aufbruch ins Heilige Land geschehen? Oder nach seiner Rückkehr? Er hätte ihn gern gefragt, aber zum einen stand da immer noch der Regensteiner Waffenknecht wie eine reglose Statue, zum anderen war Rudolf sich ziemlich sicher, dass Stephan ihm ohnehin nicht viel erzählt hätte.
    Endlich kehrte Meinolf von Brack zurück.
    »Der Burgherr ist bereit, Euch zu empfangen«, sagte er kühl. Rudolf und Stephan erhoben sich.
    »Dich nicht.« Meinolf trat Stephan in den Weg. »Der Graf von Regenstein pflegt nur mit seinesgleichen zu sprechen.«
    »Ah, deshalb schickt er dich also wie einen Botenjungen«, entgegnete Stephan trocken. Rudolf verbiss sich ein Grinsen, als er hörte, wie Meinolf mit den Zähnen knirschte. Er hatte gar nicht gewusst, dass Stephan so schlagfertig sein konnte.
    »Du kannst dankbar sein, dass ich dich nicht sofort aus der Burg jagen lasse«, zischte Meinolf. »Jeder weiß doch, dass die Cattenstedts ein Haufen von Habenichtsen sind, für die sich jeder anständige Ritter schämen muss.«
    »Auch die, deren Mütter Leibeigene waren?«
    Ein Zucken lief durch Meinolfs Körper. Schon hob er die Fäuste, um Stephan anzugreifen, doch dann begnügte er sich mit einem verächtlichen Schnauben.
    »Folgt mir!«, sagte er zu Rudolf und ging.
    Meinolf führte Rudolf über enge Treppen, die anscheinend ebenfalls in den Fels geschlagen worden waren, bis sie in einen Bereich kamen, in dem gemauerte Wände und hölzerne Stiegen ein wohnlicheres Gefühl vermittelten. Der Gang wurde breiter, und Meinolf öffnete eine Tür, die in den Kaminsaal führte. Obwohl der Kamin unbeheizt war, war es in diesem Raum deutlich wärmer als in der seltsamen Höhle, in der sie gewartet hatten. Statt Tierfellen hingen Wandteppiche über den weiß verputzten Mauern, und in den Leuchtern, die an den Wänden befestigt waren, steckten echte Wachskerzen.
    Eberhard und sein Vater Ulf, der Graf von Regenstein, saßen an einem massiven Eichentisch, auf dem eine Karaffe Wein und mehrere Pokale standen.
    »Sieh an«, sagte Eberhard. »Ich hätte nicht gedacht, dass Herr Philip ausgerechnet Euch schickt.«
    »So? Warum nicht?«
    »Ich hätte erwartet, dass er selbst kommt.«
    Rudolf verschränkte die Arme vor der Brust und blieb vor dem Tisch stehen. »Ihr habt den Landesfrieden gebrochen, indem Ihr meine Schwester geraubt habt.«
    »Eigentlich habe ich ihr nur die Gastfreundschaft der Regensteiner angeboten, nachdem Euer Vater sie unfähigen Männern anvertraute. Aber wollt Ihr Euch nicht setzen?«
    Zögernd nahm Rudolf Platz.
    »Mögt Ihr Wein?«, fragte Eberhard übertrieben liebenswürdig. Ohne auf Rudolfs Antwort zu warten, schenkte er ihm ein.
    Rudolf rührte den Pokal nicht an. Sein Blick wanderte zwischen Eberhard und dessen Vater hin und her. Er kannte die alte Feindschaft, die seinen Vater mit Ulf von Regenstein verband. Doch seit er denken konnte, war es zu keinerlei Übergriffen gekommen. Rudolf erinnerte sich an drei Turniere, in denen sie aneinandergeraten waren, aber die Zerwürfnisse waren in der Turnierbahn ausgetragen worden. Zweimal erfolgreich gegen Ulf, einmal gegen Eberhard.
    »Ich möchte Euch bitten, meine Schwester freizugeben. Sie ist noch ein Kind, und es steht einem Ehrenmann nicht an, Streitigkeiten auf Kosten einer Elfjährigen auszutragen.«
    »Warum sollten wir auf einen Vorteil verzichten?«
    »Weil es ehrlos ist, Kinder festzuhalten.«
    »Ehrlos?«, donnerte Ulfs Stimme durch den Saal. »Ihr maßt Euch an, das Verhalten meines Sohns als ehrlos zu bezeichnen?«
    »Das tue ich.«
    »Für einen Bittsteller seid Ihr recht vorlaut«, bemerkte Eberhard und trank einen Schluck Wein. »Wollt Ihr nicht kosten? Ich glaube kaum, dass Ihr auf Burg Birkenfeld so guten Wein habt.«
    »Glaubt Ihr wirklich, ein Unrecht wird zum Recht, nur weil Ihr mir einen Becher Wein anbietet?«
    Eberhard und Ulf lachten.
    »Nun, wenn Ihr nicht wollt. Meinolf sagte, Ihr wolltet uns ein Geschäft vorschlagen. Was ist Euer Vater bereit, für die Rückkehr seiner Tochter zu zahlen?«
    »Wenn Ihr sie noch heute freigebt, ist er bereit, auf eine Klage gegen Euch zu verzichten.«
    »Er will also Klage gegen uns erheben?« Ulf musterte Rudolf mit verächtlichem Blick. »Nun, da bin ich aber gespannt, wie er die Klage durchsetzen will. Womöglich will er unsere Burg belagern?«
    »Ich bin mir sicher, Herr Rudolf wird uns noch
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