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Die Titanic und Herr Berg

Die Titanic und Herr Berg

Titel: Die Titanic und Herr Berg
Autoren: Kirsten Fuchs
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gegeben, damit ich auf den Strich gehe. Dann haben mir die Frauen der Männer Geld gegeben, damit ihre Männer nie mit mir schlafen können, damit sie nur mit den anderen Inas schlafen können. Es gibt viele Inas, Gesinen, Mädchen. Ich gehe zwischen den Sitzen durch und wieder auf mich zu. Ich sitze auf dem Klappsitz und bin ein paar Jahre älter, lange her. Ich setze mich in mich und bin wieder da, hier.
    Ich fahre fünf Stationen, eins, zwei, drei, vier, fünf. Dann ist meine Atmung wieder normal, ein, aus, ich steige aus. Ich laufe ein Stück, um vier Ecken, links und rechts abwechselnd, sonst würde ich da ankommen, wo ich losgegangen bin, ein Kreis. Dann bin ich da, wo ich donnerstags oder freitags schon hätte sein können, aber ich bin wie ein Klappsitz und funktioniere nur unter Druck.
    Ich bin da, vor der Tür, aber an der Tür steht, dass der Arzt nicht da ist. Er muss auch mal Urlaub machen, jetzt. Ich war auch im Urlaub, aber jetzt bin ich wieder da, hier. An der Tür steht, wer die Praxisvertretung macht und dass er das auch im selben Bezirk macht, auch wieder ein er. Ich würde zu keiner Frau gehen, weil es um Vertrauen geht. Ich kenne die Straße nicht und ich habe kein Geld für ein Taxi und kann nicht hoffen, dass der Taxifahrer attraktiv ist. Holger hat einen Stadtplan und er kann auch Auto fahren, aber er ist arbeiten. Das ist nicht knapp, das ist vorüber, und ich werde nie wieder zum Frauenarzt gehen, nein.

neunzehn
    Ich wache morgens bei Mario auf. Er heißt Martin, aber ich kann ihn nennen wie ich will, Holger. Er dreht sich zu mir und sein Arm fällt über meinen Körper und die Hand auf mich, von dort hebe ich sie hoch und lasse sie auf meinen Bauch klatschen.
    «Mario?», denke ich. Er reagiert nicht.
    «Duhu!», sage ich.
    «Was ist?», fragt er.
    «Nichts.»
    «Aber?», fragt er und ist schon wieder eingeschlafen. Aber wir sollten Schluss machen. Ich mach das, bleib ruhig liegen, ich mach schon. Ganz einfach ist das. Ich stehe auf der Straße vor seinem hohen Haus und habe ihn nicht einmal geweckt, als ich ging. Ich kann leise gehen, auf Sohlen, ja. Ich kann das. Ich habe ihm einen Zettel hingelegt: «Lieber Martin! Es ist aus. Katrin.»
    Ich stecke den Zettel zu den anderen Zetteln in die Seitentasche des Rucksackes: Lieber Holger, Lieber Frank, Lieber Papa, böser Papa.
    Ich schlender nach Hause und brauche länger, als ich dachte. Ich muss um viel drumrum laufen, Wohnhäuser, durch die ich nicht durchgehen kann, Hürden, die ich umgehen muss. Zu Hause ist eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Ich habe einen neuen, der ist schon gebraucht. Aus einem Krempelladen, der beschriftete Schaufenster hat und alles Mögliche verkauft: Polstermöbel, technische Geräte, also auch Anrufbeantworter, nur einen, dann keinen, meinen. Es war noch der Spruch von der vorherigen Besitzerin drauf. Sie sagt, dass sie nicht da ist und zurückruft. Davon abgesehen, dass ihre Stimme nicht meine Stimme ist, nein, kann ich es dabei belassen und mache das auch, ja. Die Nachricht kann nur von Peter sein, weil nur er meine neue helle Nummer hat, nur er, nur er, nur Peter, nur er, nur wir, nur das.
    Ich soll zu ihm kommen. Wir hätten etwas zu klären, und ich soll den Schlüpfer mitbringen, den er hier gelassen hat, mach ich. Aber nicht gleich, weiß ich. Weil er arbeitet, muss er. Ich nicht, ich kann darum machen, was ich will. Was will ich?
    Ich habe die letzten Nächte in Peters Schlüpfer geschlafen. Der Schlüpfer ist groß, nicht zu groß, nur groß. Peter ist schlank, nicht zu, nur. Ich habe vorne nur Haare und einen kleinen Hügel, den kleinen Babyrodelhügel, weil da drunter auch die Babys herkommen. Ich habe vorne nichts weiter, um Peters Schlüpfer auszufüllen, aber brauche trotzdem den Eingriff, um es mir selbst zu machen. Ich mache es mir, mach es mir und mach es mir, mache es mir, mache es mir, mache es mir. Ich denke daran, wie er über mir Liegestütze macht und ich unter ihm auf dem Rücken liege und nur den Mund öffnen muss, gebratene Tauben. Ich könnte meine eine Hand dazu verwenden zwischen seine Pobacken zu langen und den Mittelfinger auf sein Loch zu legen, wie ich den Finger auf meinen Mund lege, wenn ich «Pssst» mache, weil er nichts sagen soll. Nichts sagen. Und dann habe ich noch eine Hand frei, seine Eier zu greifen. Wenn ich daran denke und es mir mache, habe ich keine Hand frei. Ich brauche beide und darum eigentlich zwei Eingriff im Schlüpfer, aber es geht auch mit einem, es
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