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Die Terranauten TB 17 - Die Bio-Sklaven

Die Terranauten TB 17 - Die Bio-Sklaven

Titel: Die Terranauten TB 17 - Die Bio-Sklaven
Autoren: Andreas Weiler
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den Technikern und Bioexperten bei der Arbeit zu, beaufsichtigte eine halbe Stunde lang das Checken einer neuen Prägeeinheit, die einer halben Tonne Basismasse innerhalb von zehn Minuten eine erste genetische Struktur zu geben vermochte – gewissermaßen eine Ausgangsstruktur, die notwendig zur Herstellung der Han’Gannerin war –, und ruhte sich kurz in dem Bereich aus, der allein ihr zur Verfügung stand. Sie begab sich dort in den Zoo, streichelte Einhörner, lauschte dem Gesang von Elfen, sah Kobolden zu, die auf einer holografischen Waldlichtung um ein großes Feuer hüpften – in der darüber in einem riesenhaften Kessel brodelnden Suppe schrie die Nachbildung eines Menschen –, und sie hockte auf den Rücken von Drachen, die über hohe Gebirgsgrate hinwegflogen. An diesem Tag aber fand sie selbst bei den Geschöpfen, die allein nach ihren Anweisungen produziert worden waren, keine innere Ruhe. Immer wieder glitten Myrannas Gedanken zu ihrem verstorbenen Vater zurück, und die Trauer war wie ein psychisches Labyrinth, in dem sie sich leicht verirren konnte.
    Sie hörte erneut die Stimmen – die Stimmen, die sie auch des Nachts heimsuchten, in ihren Träumen –, aber diesmal gelang es ihr, sie zu verdrängen, sie zu einem leisen Flüstern werden zu lassen, dem keine unmittelbare Bedeutung zukam, dessen Worte sie nicht verstehen konnte.
    Sie verließ den Zoo wieder und begab sich in die zentrale Halle der Zitadelle. Autarke Servomechanismen hatten gerade damit begonnen, den Schacht zu erweitern und tief unten neue Seitenstollen anzulegen. Myranna trat auf eine Ergplattform und schwebte damit über den Rand des Schachtes hinweg. Heiße Luft stieg nach oben, wurde aber von den Abschirmfeldern abgelenkt, so daß die ältere Frau nichts weiter verspürte als einen lauen Hauch. In einer Tiefe von fast einem Kilometer glitten große Loren über die schimmernden Bänder von energetischen Schienen, und in den offenen Transportbehältern befanden sich Tonnen des grauschwarzen Gewebematerials, aus dem die Basismasse bestand. Das Vorkommen wurde von den Fachleuten auf insgesamt einige hundert Millionen Tonnen geschätzt – und doch handelte es sich dabei nur um einen kleinen Teil dessen, was die eigentliche Basismasse ausmachte. Myranna beobachtete die Arbeit der elektronischen Schürfmechanismen, sah zu, wie neue Ergglocken errichtet wurden, um die Hitze der wandernden Magmakerne fernzuhalten, betrachtete kurz die Seismosensoren, die auf die geringsten Erschütterungen des Felses reagierten und so rechtzeitig vor einem der häufigen Beben warnten.
    Es ging zu langsam, viel zu langsam.
    Die Produktion der Han’Gannerin hatte eine zufriedenstellende Quote erreicht, aber nach wie vor bestand das Problem des stufenweisen Absterbens des strukturierten Gewebes, wenn es von Oberen fortgebracht wurde. Die artifiziellen Treiberhirne stellten ein gutes Beispiel dafür dar. Zwar war bei ihnen eine weitgehende Stabilisierung gelungen, aber nach etwa zehn bis zwanzig Transits starb die entsprechende Genmasse jäh ab. Die Produktion eines solchen Hirns war ausgesprochen teuer und noch längst nicht rentabel.
    Probleme, dachte Myranna. Immer nur neue Probleme.
    Sie verließ auch die zentrale Halle und beendete ihre Inspektion der Zitadelle im Gewölbe der Träumer. Mehr als dreißig Männer und Frauen schliefen hier, einige seit vielen Jahren, manche erst seit Monaten. Ihr nackten Körper schwebten in kobaltblauen Stasiskuben, und durch das farbige Wabern waren die vielen dünnen Schläuche nur undeutlich zu erkennen, die aus den Leibern der Träumer herausragten und in großen und elektronisch flüsternden Maschinenblöcken verschwanden. Die Schläfer bekamen alles, was sie brauchten: Nährstoffe, die ihre Körper versorgten, elektrische Stimulationen der Muskeln und Nervenstränge, Reize, die ihre Visionen bestimmte Konturen annehmen ließen. Über jeden Kopf stülpte sich eine Sensorhaube, und die entsprechenden Kontakte übermittelten alle aus der Hirnrinde der Träumer gewonnenen Informationen an die Rechner der Bioexperten. Die Gedanken der Träumer waren es, die überhaupt erst die Ausgangsstrukturierung der Basismasse ermöglichten. Ihre mentalen Impulse, die Tecin genau zu steuern gelernt hatte, nahmen in Form von Han’Gannerin Gestalt an.
    Ohne die Träumer, dachte Myranna, wäre die Basismasse für uns völlig wertlos.
    Und die Träumer kannten das Geheimnis von Urr, wußten ganz genau, wo sich die Hauptbestandteile
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