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Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Titel: Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen
Autoren: Andreas Weiler
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gehört …«
    Gil-Coron Tschiad setzte sich in Bewegung und schritt auf den Kreis der Gabenspender zu.
    »Gilco?« fragte Yronne verwundert. »Gilco, was machst du?«
    Der Psychomechaniker gab keine Antwort.
    Der Kreis der Gabenspender löste sich auf; Kälte wehte durch die Kammer, und die Lauteren wichen unwillkürlich vor den immateriellen Böen zurück. Ihrima sah Gil-Coron starr an.
    »Wer bist du. Fremder?« sagte er leise.
    Und wieder gab Gilco keine Antwort. Ohne zu zögern, schritt er auf den Weltenerkunder zu. Ein Schüristi wimmerte leise. David schwankte. Der auf seinem Schädel lastende Druck wurde immer stärker und unerträglicher.
    Er ist nicht der, der er zu sein scheint! rief die Stimme Indigos in seinem Innern. Er ist ein … Feind!
    »Bleib stehen. Fremder«, sagte Ihrima. Die Malachittränen glühten beinah blendend. In der Transitschleife flackerte es heftiger.
    Gil-Coron stieß ein leises Knurren aus. Ihrima wurde plötzlich wie von einer unsichtbaren Hand angehoben und von dem Kalksteinsockel fortgeschleudert. Der Psychomechaniker verlangsamte seinen Schritt nicht. Erst unmittelbar vor dem Sockel blieb er stehen und streckte seine Hand nach einer der Tränen aus.
    »Bei allen Teufeln Djunaths!« rief Ihrima schrill. »Haltete ihn auf! Haltet ihn auf!«
    »Gilco!«
    Yronne MilVira sprang vor und hastete ihrem Mentalpartner entgegen. Gil-Coron beachtete sie erst, als sie ihn beinah erreicht hatte. Er wandte sich zu ihr, und sein Gesicht war in diesem Augenblick nur noch eine starre Maske. Er hob die Malachitträne; ein blasser Funke löste sich von ihr und traf Yronne an der Stirn. Sie blieb stehen, als sei sie vor eine massive Wand geprallt, dann sank sie langsam zu Boden. Ihre Haut wurde faltig und runzelig und löste sich auf. Es ging so schnell, daß die einzelnen Verfallstadien nicht genau zu beobachten waren. Ein paar Sekunden nur, und von Yronne MilVira waren nur bleiche Knochen übrig.
    Gil-Coron Tschiad gab einen krächzenden Laut von sich. Von den siebzehn malachitenen Tränen ging eine schimmernde Aureole aus, die ihn von Kopf bis Fuß einhüllte. Seine Lippen formulierten Worte, die sie nie zuvor vernommen hatten.
    »Fort von hier!« rief Ihrima, und sein Gesicht war eine schreckensbleiche Maske. »Er ist ein Falscher! Er ruft den Schwarzen Fürsten …«
    Narda drehte sich auf den Absätzen um, packte Davids Arm und zerrte ihn in Richtung Ausgang. Der Steinerne Wächter knirschte.
    Schüristi und Rantranen eilten an ihnen vorbei, zwitschernde Orgalla. Ein Chaos aus schrillen Stimmen und durcheinanderwirbelnden Gliedern herrschte.
    »Wir hätten es wissen müssen«, keuchte Narda. Hinter ihr grollten die Beschwörungen Gil-Coron Tschiads – die Flüche des Geschöpfes, das wirklich in ihm steckte. »Gil-Coron Tschiad ist längst tot. Er starb bei dem Angriff des Vielgestalters auf Sarym. Er ist nichts weiter als eine Dunkle Tochter des Saboteurs …«
    David schrie vor Schmerz; sein Schädel schien auseinanderplatzen zu wollen.
    Narda sah den Ausgang nur noch verschwommen vor sich. Es war, als hätte sich eine milchige Nebelwand davorgeschoben, eine Barriere aus feinen Fadengespinsten. Sie lief und lief und lief – aber sie kam dem Hindernis kaum näher. Ein zäher Widerstand stemmte sich ihren Bewegungen entgegen. David wurde zu einer bleischweren Last; er sank zu Boden, und es gelang ihr nicht, ihm wieder auf die Beine zu helfen.
    »Müde«, murmelte er. »Oh, ich bin … so müde, so schrecklich müde …«
    »Komm, David, komm. Wir müssen weiter. Wir müssen fort von hier … komm, David, so komm doch …«
    Schwere Schritte ertönten hinter ihr. Und als sich Narda umblickte, sah sie in das Gesicht eines Menschen, hinter dem sich ein Keimling des Vielgestalters verbarg. Die Malachitträne, die Gil-Coron in der Hand hielt, schien vor ihren Augen anzuwachsen. Ihre Gedanken stürzten in einen Strudel aus Benommenheit und Vergessen, und die Dunkle Tochter, die in Gilcos körperlicher Hülle eine Heimstatt gefunden hatte, sagte wie aus weiter Ferne:
    »Es ist soweit. Steh auf, David terGorden. Wir werden erwartet.«
    Und David stand auf. Seine Bewegungen waren geschmeidig und glatt, sein Gesicht ausdruckslos, sein Blick starr.
    »Und auch du, Narda.«
    Die Worte der Dunklen Tochter riefen ein elektrochemisches Echo in ihrem Gehirn hervor. Synapsen leiteten einen Befehlsimpuls weiter. Muskeln zogen sich zusammen und setzten Kraft frei. Nardas Arme und Beine bewegten sich, und die
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