Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Titel: Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
ein Minimum reduziert, und ihre Gedanken weilten in erkenntnisbringenden Welten, in ekstatischen Träumen und mentalen Labyrinthen. Im Land der Sieben Grotten – das hatten David, Narda und die beiden Psychomechaniker bereits bei einigen anderen Rundgängen erleben können – lebten die Angehörigen verschiedener ethnischer Gruppen friedlich und harmonisch nebeneinander. Es gab nicht die strenge, hierarchische Strukturregierung, die im Draußen üblich, in den von Djunath beherrschten Regionen. Die Rantranen, die Niederen und Unwürdigen, wie sie in anderen Regionen von Ohne Grenzen genannt wurden, besaßen hier ebenso viele Rechte wie etwa die Orgalla oder Schüristi.
    Bald lag auch die Wandelhalle hinter ihnen, und die Gesänge der Lauteren verstummten, als sie sich der Kammer mit den siebzehn Malachittränen näherten. Narda vernahm einen zarten Hauch inmitten ihrer Gedanken … das mußten die Gabensteine sein. In der Welt der Magie waren ihre psionischen Sinne weitgehend blockiert, und wenn sie die Ausstrahlung der Malachite dennoch wahrnehmen konnte, dann ließ das einen Rückschluß zu auf die Kraft, die in ihnen wohnte.
    Vor der Kammer stand unbeweglich und stumm ein Steinerner Wächter. Ihrima trat vor und hob beide Arme.
    »Gewähre uns Durchgang, Wächter. Wir bitten dich darum.«
    Ein leises Knirschen ertönte, und das steinerne Geschöpf mit der marmornen Lanze neigte den Kopf. Ihrima schritt an ihm vorbei und öffnete die hölzerne Tür hinter ihm. Die eisenbeschlagenen Bohlen ächzten, als die beiden Flügel aufschwangen. Der Raum dahinter lag im Halbdunkel.
    Narda sah aus den Augenwinkeln, wie Gilco erzitterte und Yronne beruhigend auf ihn einsprach.
    »Kommt«, sagte Ihrima und trat durch die Tür. Die anderen folgten ihm.
    Narda verspürte Kühle, als sie an dem Steinernen Wächter vorbeitrat. Ihrima rief einige Beschwörungen, und an den Wänden der Kammer glühten Ewige Flammen auf.
    Nardas Blick fiel sofort auf den Kalksteinsockel im Zentrum des Zimmers. Siebzehn grüne Steine leuchteten dort, siebzehn Malachite in der Form eigroßer Tränen. Siebzehn Malachite, die dem Schwarzen Fürsten noch zur Vollendung des Weisen Mosaiks und damit endgültigen Zementierung seiner Macht fehlten – der größte und kostbarste Schatz der letzten Lauteren Gabenspender. Auf der anderen Seite der Kammer erhob sich das nachtschwarze Rechteck der Gesperrten Transitschleife, umrahmt von zwei marmornen Säulen, die mit Symbolen der Alten Worte verziert waren, Zeichen, die ein stilisiertes Ästegeflecht bildeten – ein eindeutiger Hinweis auf die Weltenbäume.
    Die Lauteren Gabenspender bildeten einen Kreis um den zentralen Sockel und streckten die Arme aus. Die vier Terranauten blieben außerhalb dieses Kreises stehen.
    »Wir sind die Letzten des Lichts!« rief Ihrima, und die anderen wiederholten sofort: »Wir sind die Letzten des Lichts.«
    Die siebzehn Malachite erstrahlten heller, bildeten eine Funkenkaskade, die blendend zur Decke der Kammer emporstob und dort einen Baldachin aus grünem Glanz bildete.
    »Der Tag ist gekommen, auf den wir alle warteten«, fuhr Ihrima fort. »Der Prophezeite weilt mitten unter uns. Mit seiner Hilfe werden wir die Enklave verlassen, in die wir uns vor langer Zeit zurückzogen. Mit seiner Hilfe werden wir den Kampf aufnehmen gegen Djunath, den Schwarzen Fürsten. Fürchte dich, Herr der Dunklen Horden. Zittere in deiner Vulkanfeste, umgeben von Dämonen und anderen Zwischenweltkreaturen. Was ist deine Macht gegen die des Verheißenen?«
    David stöhnte leise und schwankte. Narda umfaßte seinen Arm.
    »Was ist mit dir, David?«
    Er schüttelte den Kopf, und in seinen Augen lag ein trüber Schimmer. »Narda, ich …« Er fuhr sich mit der Hand an die Stirn. »Ich … ich spüre etwas … es wird immer deutlicher … eine Gefahr, Narda …«
    In dem dunklen Rechteck der Transitschleife flackerte es auf.
    Ihrima trat vor. »Wir nehmen nun wieder die Tränen an uns, die wir vor langer Zeit hier niederlegten. Wir nehmen sie an uns und nutzen ihre Kraft zum Kampf gegen das Böse, das unsere Heimat überzogen hat. Wir …«
    Er verstummte abrupt, ließ die Arme sinken und wandte sich langsam um. Irgendwo knisterte etwas, leise, murmelnd, wispernd. Ihrimas Blick glitt über die sechzehn anderen Gabenspender hinweg, dann durch die Lücken zwischen ihnen zu David und seinen Begleitern.
    Unruhe stieg in Narda empor.
    »Es ist jemand hier«, sagte Ihrima schleppend, »der nicht zu uns …
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher