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Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Titel: Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster
Autoren: Robert Quint
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Ruinenkönigs, nach Zürich, in die Eurochem-Zentrale, in die Stahlkammer.
    Unter größter Anstrengung gelang es dem Ring der Präkogs zum zweiten Mal, die tödliche Verbindung zu beenden.
    Doch wiederum war die Trennung nicht von langer Dauer.
    Ein hochbegabtes, präkognitives Bewußtsein – die Psyche des Mädchens Lucia – entfernte den imaginären Kitt, der den Riß in der Raum-Zeit verschloß, und die PSI-Ballung aus der Zukunft schoß mit aller Macht hindurch.
    Die wachsende Verzweiflung der Psioniker intensivierte ihre Bemühungen. Die Ballung wurde nicht von bösartigen Motiven angetrieben. Sie wollte Hilfe herbeirufen. Aber sie war blind, taub und unbeseelt, ein dumpfer automatischer Prozeß ohne Skrupel und Erkenntnisvermögen.
    So manifestierte sich Engramm-3 und begann mit insektenhafter Betriebsamkeit Hilfe in die Zukunft zu holen. Engramm-3 krallte sich in den Gehirnen der Präkogs fest und hinderte sie daran, ein drittes Mal den Kontakt zu beenden. Der Zustrom der verzerrten PSI-Kraft aus der Zukunft hielt an.
    Grals Vision verblaßte.
    Er fand sich im verharschten weißgrauen Schnee vor dem Koloß der Kanzlerfestung wieder, unter dem sternübersäten Nachthimmel, und Terjung war verschwunden.
    Entmaterialisiert.
    Verbannt in eine fremde Zeit, auf eine fremde Welt, deren Lebensspanne vielleicht nur noch Stunden oder wenige Tage betrug.
    Mein Gott, dachte Gral entsetzt. Der Sog wird immer stärker.
    Er spürte den Sog. Trotz des Anti-PSI-Transplants zerrte er an ihm wie eine Sturmböe auf hoher See, die die Segel knattern ließ und das Schiff zum Schwanken brachte.
    Taumelnd kam Gral wieder auf die Beine.
    Sein ganzer Körper war taub, und er wußte nicht, ob es an der Kälte oder dem Entsetzen lag.
    Kaum vermochten ihn seine Beine zu tragen.
    Gral wankte und drehte sich zitternd herum.
    Blauer, substanzloser Nebel wallte. Er hatte Ricarda Fantrinelli vollkommen eingehüllt. Die Frau stand mit geballten Fäusten da. Ihr Gesicht war eine Grimasse. Schweißtropfen waren auf ihrer Stirn erschienen und im Frost sofort zu Eis erstarrt. Ihre Lippen waren aufgeplatzt.
    Gral wich zurück.
    Er konnte ihr nicht helfen. Nicht jetzt, nicht hier. Er mußte in die Festung, hinunter in den Bunker, bis zum tiefsten Punkt, wo die Präkogs in einem abgeschirmten Raum saßen und der PSI-Ballung als Fokus dienten.
    Der SD-Direktor stolperte dem offenen Tor entgegen.
    Er keuchte erstickt, als er es erreichte, und nur noch mit Mühe hielt er sich auf den Beinen.
    Schnee war vom Blizzard durch die Öffnung geweht worden und hatte sich wie ein Leichentuch über den grauen Betonboden des Innenhofes gelegt.
    Die Söldner, die sie bei ihrer Flucht zurückgelassen hatten, und die Milizionäre waren verschwunden.
    Der blaue Nebel, die sichtbare, gespenstische Aura von Engramm-3, hatte sie in die Zukunft entführt. Sie sollten Wesen helfen, denen niemand mehr helfen konnte. Und so würden sie sterben.
    Mit erstarrten Fingern griff Gral in die Innentasche seines einteiligen Overalls und zog die Schachtel mit den Amphetamin-Tabletten heraus.
    Sie entglitt ihm und fiel in den hochgetürmten Schnee.
    Gral fluchte.
    Er bückte sich und verspürte plötzlich den übermächtigen Wunsch, im Schnee niederzusinken, die Augen zu schließen und zu schlafen. Die Müdigkeit machte seine Lider bleischwer und flüsterte ihm zu, daß es sinnlos war, daß er keine Chance hatte und daß er unbedingt um jeden Preis schlafen mußte.
    Gral verdrängte das diabolische Gewisper.
    Zitternd öffnete er die Schachtel und schüttete die letzten fünf Upper in seine hohle Hand. Er zerbiß die Tabletten, um sie besser schlucken zu können und um ihre Wirkung zu beschleunigen, und der bittere Geschmack zog ihm die Mundhöhle zusammen.
    Gral blinzelte.
    Vor ihm lag das fensterlose, würfelförmige Gebäude, der Zugang zu den unterirdischen Bunkeranlagen. Der blaue, sphärische Nebel ließ die Betonkonturen verschwimmen und machte sie seltsam weich.
    Gral zwang sich zum Weitergehen.
    Er zwang sich, den Sog zu ignorieren, Müdigkeit und Furcht zu vergessen und nur an den tiefen Raum zu denken, in dem er den Ring der Präkogs wußte.
    Ricarda hatte ihm den Weg beschrieben.
    Er konnte ihn nicht verfehlen.
    Gral biß die Zähne zusammen. So fest, daß sein Kiefer schmerzte.
    Ich werde es schaffen, sagte er sich grimmig. Ich werde bis zum Ring der Präkogs vordringen und sie zwingen, den Riß in der Zeit für immer zu schließen. Gott steh mir bei, ich weiß, daß
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