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Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Titel: Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster
Autoren: Robert Quint
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mehr«, stieß Ricarda hervor.
    Besorgt glitt Gral an ihre Seite und legte den Arm um ihre Schultern. Die Berührung erleichterte sie.
    Möglicherweise, sagte sich Gral scharfsinnig, schenkt das Anti-PSI-Transplant auch ihr ein wenig Schutz.
    Terjung marschierte maschinengleich weiter.
    Er war ein Hüne, und unbeirrt stapfte er durch den festgepappten Schnee, dem Festungstor entgegen, das wie das Maul eines reglos lauernden Raubtieres aufklaffte.
    Dann wankte Terjung.
    Er erstarrte mitten im Schritt zitterte, torkelte nach vorn und stürzte schwer wie ein vom Blitz gefällter Baum zu Boden.
    Die blaue Aura wirbelte und konzentrierte sich um die reglose Gestalt.
    Gral sah zu; unfähig, irgend etwas zu unternehmen, etwas zu sagen.
    Terjungs Körper begann durchsichtig zu werden. Der Schneeboden schimmerte schon durch seine halbtransparente Gestalt, als Gral endlich seine Lähmung überwand und mit einem Schrei losstürmte.
    Er warf sich auf den Söldner und klammerte sich an seine Schultern. Es war, als hätte er in zwei flauschige Wattebäusche gegriffen.
    Terjung hatte einen Teil seiner Stofflichkeit eingebüßt. Noch war er nicht völlig entmaterialisiert, doch die Verankerung seines Körpers in der Gegenwart war brüchig geworden. Die Atome und Moleküle, aus denen er bestand, sie existieren noch, aber sie diffundierten aus dem normalen Raum-Zeit-Kontinuum, sickerten durch einen Riß im massiven Gerüst der Realität und rematerialisierten in einer anderen Zeit, einem anderen Raum.
    Als sich Gral an den Söldner klammerte, sah er für einen kurzen, bizarren Moment die Dinge, die sich jenseits der unsichtbaren Grenze befanden.
    Er sah Wüste, aber keine Wüste, die mit einer irdischen Ödnis vergleichbar war. Diese Wüste bestand aus schorfigem Boden und zerbröseltem Gestein. Aus Gestein, das im Lauf der Äonen zu Staub und feinkörnigem Sand geworden war. Die Zeit hatte diesen fremden Planeten verschrumpeln und verwittern lassen, und er ächzte stimmlos unter der Bürde der ungezählten Jahre. Über der Wüste wölbte sich ein flackernder, feuriger, glühender Himmel. Rosarote und stahlblaue Schlieren durchzogen das Firmament und wanden sich wie nervöse Nattern. Rostfarbene Flecken, schwärenden Wunden gleich, pulsierten in hastigen, atemlosen Rhythmen. Flammen leckten über den Horizont, über eine Mauer, die sich lückenlos, kalt und alt von Nord nach Süd erstreckte. Eine Mauer aus rohen Steinquadern; jeder Block so groß wie ein Haus. Der Boden bebte. Er rumpelte wie ein hungriger Bauch, und Spalten klafften gierig und gezackt und verschlangen in jeder Sekunde Tausende Tonnen Sand und Staub.
    Diese Welt starb.
    Sie war zum Tode verurteilt, und nichts und niemand konnte sie mehr retten.
    Alle Mühe der Psioniker war vergebens.
    Gral konnte sie spüren. Irgendwo in der Ferne verbargen sie sich und webten an ihrem psionischen Netz, das den ganzen Planeten zu umspannen schien.
    Der Feind, so erkannte Gral, kam aus dem Weltraum. Er schwebte hoch im All über den uralten öden Ebenen, und er setzte Waffen gegen den PSI-Schirm ein, die Grals Vorstellungskraft überstiegen. Waffen, die die Substanz des Kosmos angriffen und unaussprechliche Dinge durch die von ihnen geschaffenen Tore hereinließen.
    Die Psioniker von Zoe, die Menschen der Zukunft, die erst lange Jahrhunderte nach Grals Tod geboren werden würden, spürten das nahende Ende.
    Ihre Lebenssehnsucht, ihre Todesangst und ihre Hilferufe konzentrierten sich in einem einzigen lautlosen Aufschrei, in einem mächtigen PSI-Impuls, der eine Bresche in den Wall der Zeit schlug und in die Vergangenheit tastete.
    Der PSI-Impuls war nicht beseelt; er war nur ein Echo der Gefühle, die die Psioniker bewegte, und während seiner Reise durch die Raum-Zeit veränderte er sich. Und bekam Kontakt.
    Kontakt mit unwissenden, neugierigen Wesen, mit dem Ring der Präkogs in der Kanzlerfestung.
    PSI-Impuls und die mentale Gemeinschaft der Präkogs verschmolzen.
    Engramm-1 wurde geboren.
    Die Sehnsucht manifestierte sich im Gemäuer der Bonner Bunkerfestung.
    Abrupt brach der Ring der Präkogs den Kontakt ab.
    Nur um ihn wiederherzustellen – nur Sekunden später, wie es Gral in seiner Vision erschien.
    Erneut griff die verzerrte, metamorphierte PSI-Ballung der Verteidiger von Zoe zu.
    Engramm-2 entstand.
    Todesfurcht, die mit der Sehnsucht eins wurde und den paramentalen Selbstmord-Virus erzeugte. Der Virus befiel Zamuel und Jodekain und wurde weitergetragen, in den Palast des
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