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Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Titel: Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster
Autoren: Robert Quint
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hatte. Jodekain war zwar wahnsinnig und – wie sich aus Ricardas Bericht schließen ließ – krankhaft ehrgeizig, doch er würde es nicht wagen, gegen Dauns Befehle zu handeln.
    Oder, durchfuhr es Gral, Engramm-2 hat sie dazu getrieben und sie auf geheimnisvolle Weise dazu gebracht, den PSI-Strom aus der Zukunft nicht abreißen zu lassen. Wer weiß das schon? Wer kennt sich auf dieser Erde mit PSI schon aus? Jarreux und Jodekain sind Kinder, die mit etwas spielen, das sie kaum verstehen.
    Sie wußten, daß es gefährlich war, aber nicht, wie gefährlich.
    Gral hatte die Augen geschlossen und bemühte sich, tief und regelmäßig zu atmen. Die Wirkung des Amphetamins ließ bereits nach, und die Müdigkeit, die tiefe körperliche Erschöpfung lag wie eine tonnenschwere Bürde auf ihm.
    Als er die Augen öffnete, stellte er fest, daß Ricarda ihn ansah.
    Er entdeckte, daß ihr Blick Mitleid ausdrückte.
    »Dieses Anti-PSI-Transplant«, begann er schwerfällig. »Es ist schädlich, nicht wahr?«
    Die Direktorin senkte den Kopf.
    »Ja«, bestätigte sie. »Das APT entzieht dem … Wirt Lebenskraft, um seine Aufgabe erfüllen zu können. Wenn alles vorbei ist, müssen Sie sich umgehend operieren lassen.«
    Gral lächelte starr.
    »Warum haben Sie mich nicht gefragt, nicht um meine Zustimmung gebeten?«
    »Es tut mir leid«, sagte Ricarda bedrückt. »Aber es war Zamuels Idee. Er wußte, daß Daun Sie zu seinem Nachfolger machen würde, und er wußte um Ihre Skepsis gegenüber allem, was die extra-sensorische Wahrnehmung betrifft. Außerdem handelte er oft irrational, seit er von Engramm-2 infiziert worden war.«
    Gral nickte.
    Etwas Ähnliches hatte er sich schon gedacht. Es paßte zu Zamuel, diesem Bastard. Er hatte immer gereizt reagiert, wenn Gral über PSI gespottet hatte.
    Gral schwieg wieder.
    Zäh verstrichen die Minuten.
    »Dort«, sagte der Fahrer plötzlich. Er wies auf einen der zahlreichen Monitore.
    Die Kanzlerfestung.
    Wie mit einem riesigen Messer abgeschnitten, endeten die alten, zerfallenen Häuser. Die Straße mündete auf eine Lichtung im Steinwald der Stadt, und auf der Lichtung, ein grauer, wuchtiger Koloß, erhob sich das ummauerte Oberflächenbauwerk des unterirdischen Bunkers.
    Fahles, geisterhaftes blaues Licht umflackerte die Türme, auf denen in besseren Tagen die Soldaten der Miliz gewacht und die Stadt beobachtet hatten. Auf der Hut vor den Marodeuren und dem zwielichtigen Gesindel, das sich in den Ruinen herumtrieb.
    Doch die Turmkronen mit ihren panzerverglasten, schmalen, hohen Fenstern und den Kameraobjektiven mußten leer sein. Die Suchscheinwerfer waren erloschen.
    Da war nur die blaue Aura, und sie füllte das Ödland vor der Mauer bereits zur Hälfte aus.
    Einige Ausläufer tasteten wie diffuse Finger nach den nächsten Häusern.
    Der Panzer hielt an.
    Obwohl die Gesichter der Soldaten starre Masken waren, spürte Gral ihre Nervosität.
    Einige von ihnen, so hatte er bereits während der Fahrt festgestellt, trugen das Stigma der gefrorenen Angst. Auch sie waren infiziert.
    Möglicherweise wirkte Engramm-2 wie ein Virus. Ein Befallener konnte mehrere andere Menschen versuchen. Engramm-2 schöpfte stets neue Kraft aus dem PSI-Strom, der seinen Ursprung in der Zukunft hatte.
    Gral fragte sich, ob diese Psioniker von Zoe, die sich Treiber nannten, wußten, welche Folgen ihr mentaler Abwehrkampf für die gegenwärtige Erde hatte. Er verneinte dies. Die Vision im Gewölbe der Kanzlerfestung hatte ihm gezeigt, daß die Psioniker keine feindseligen Absichten verfolgten und nicht bösartig waren.
    Noch immer klang das Gefühl des Friedens in ihm nach, das ihn in verzückte Ekstase versetzt hatte.
    Aber die Treiber auf Zoe rangen um ihr Leben. Mit PSI. Sie führten einen aussichtslosen Krieg, und in ihrer Verzweiflung setzten sie all ihre unglaublichen Fähigkeiten ein. Ohne zu ahnen, daß Spritzer dieser PSI-Ballung in die Vergangenheit – Grals Gegenwart – sickerten und als monströse Travestie Unheil und Entsetzen stifteten.
    Gral schüttelte den Kopf.
    Müßige, unnütze Spekulationen. Er mußte sich auf das konzentrieren, was vor ihm las: Darauf, den Ring der Präkogs auszuschalten. Mit allen Mitteln, unter allen Umständen, und sollte dies sein Leben kosten.
    So denkt ein wahrer Held, spottete Gral.
    Einer der GC-Söldner sah ihn fragend an.
    »Benötigen Sie Waffen? Laser, automatische Pistolen, Explosiv- oder Gasgranaten, Nadler?«
    Gral wechselte mit Terjung einen schnellen
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