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Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Titel: Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster
Autoren: Robert Quint
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Vision verblaßte.
    Jodekain war zusammengebrochen, und der Schmerz in Grals Kopf war verschwunden.
    Gral torkelte und hielt sich an der Wand fest.
    Das Transplant, dachte er. Das Transplant hat die PSI-Kraft des Engramms absorbiert.
    Halb fiel er in den schmalen, gewundenen, sanft geneigten Gang hinein. Er wußte nicht, wieviel Zeit verstrichen war, ob nur Minuten oder gar Stunden, bis sich das Halbdunkel lichtete, und der runde Raum sich vor ihm ausbreitete.
    Der Raum besaß einen Durchmesser von etwa zwanzig Metern. Er war rund und niedrig, fast zu niedrig, um aufrecht in ihm zu stehen.
    Die Wände bestanden aus einem seltsam porösen, lindgrünen Plastikmaterial. Die Decke war schwarz. Fixsterngleich glitzerten kleine weiße Punktstrahler in dem Schwarz und schufen scharfe Kontraste zwischen Licht und Schatten.
    Der Boden war mit einem flauschigen Vlies knietief ausgelegt. Eine Wiese aus mattblauem Synthetik, weich und warm und kuschelig, und ringförmig verteilt lagen Männer und Frauen in muldenartigen Vertiefungen.
    Der Ring.
    Der Ring für viele Finger.
    Der Ring der Präkogs.
    Es waren sieben Männer und sieben Frauen.
    Manche alt, andere erst vor kurzem erwachsen geworden, und sie waren nackt, und ihre Hände berührten einander.
    Die Präkogs schienen zu schlafen.
    Aber es war kein angenehmer Schlaf.
    Keine Entspannung war in den Gesichtern zu erkennen, sondern tiefe Erschöpfung und mildes Grauen, begleitet von einer kreatürlichen Angst, die Gral auch in Shadrians Antlitz gesehen hatte.
    Die Präkogs atmeten langsam, kaum merklich.
    Sie befanden sich in Trance. In tiefer Trance, und einem üblen Geruch gleich lastete Engramm-3 über ihnen.
    Gral holte tief Luft.
    Er suchte Halt am Türrahmen und sah die Präkogs aus müden, blutunterlaufenen Augen an.
    Etwas hielt ihn davon ab, den Raum zu betreten und zu den Präkogs zu gehen und den Ring zu sprengen. Das Zögern entsprang nicht Grals Willen. Es wurde von außen in ihm eingepflanzt, und er kämpfte dagegen an.
    Der Gegner – Engramm-3 – wehrte sich nur matt.
    Das lautlose, mentale Duell mit General Jodekain, in dem sich die PSI-Ballung manifestiert hatte, mußte den Engramm-Effekt bereits geschwächt haben.
    Gral registrierte, wie der Widerstand immer mehr wich. Und dann, als hätte der Engramm-Effekt resigniert, bot sich ihm der Raum einladend dar.
    Er überschritt die Türschwelle.
    Wie von Winden zerrissener Rauch wirbelten hier und dort noch Reste des blauen Nebels, aber sie waren nur dünn und fahl, lediglich ein Abklatsch der Schwaden, die durch den Saal der Kanzlerfestung getrieben waren.
    Die Präkogs bewegten sich, als Gral näher trat.
    Sie spürten seine Gegenwart, und das hintergründige, traumhafte Wissen um baldige Erlösung spornte sie an in dem Ringen mit der verzerrten PSI-Energie aus der Zukunft.
    Ein Ächzen durchlief den Raum.
    Das Ächzen von tausend und mehr Kehlen aus ferner Zukunft, dessen Echo sich im Labyrinth der Dimensionen verfangen hatte und endlos weiterhallte, dämonisch in all seiner Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung und ungestillter Sehnsucht.
    Gral bückte sich.
    Die Präkog, neben der er kniete, war eine Frau mittleren Alters mit vollen mütterlichen Gesichtszügen. Ihr Busen war schwer und ihr Leib wohlgerundet.
    Ich muß es wagen, dachte Gral furchtsam. Großer Gott, ich muß es jetzt wagen …
    Er wagte es.
    Er berührte die Frau.
    Und verlor jeglichen Halt. Er fiel aus der Zeit, aus dem Raum, aus dem Leben und dem reinen Sein. Er stürzte in das Nichts, in die absolute Existenzlosigkeit, und das sehnsüchtige, ratlose Ächzen, Seufzen und Wispern der sterbenden Psioniker war alles, was ihn begleitete.
    Gral fiel, und er fürchtete, daß sein Sturz niemals ein Ende finden würde.
    Doch plötzlich war er nicht einmal allein.
    Da waren Seelen, die aus der Tiefe emporstiegen, Seelen, die er kannte und benennen konnte.
    Terjung.
    Ricarda.
    Egbert und Sarah Sartig und die beiden Söldner aus der Panzerraupe, Gäste vom Fest des Kanzlers und Marodeure und Milizionäre.
    Alle kehrten sie aus der Zukunft zurück, glitten an ihm vorbei, weiter in die Höhe, der Realität der Gegenwart entgegen.
    Doch Gral stürzte weiter.
    Er war das ausgleichende Gewicht, der Hebel, der die Unglücklichen aus der fremden Zeit zurück in die vertraute Welt katapultierte.
    So stürzte er also hinab in den Schlund, in den bodenlosen Abgrund, und während er fiel, nahm er Engramm-3 mit sich. Die PSI-Ballung klebte an ihm wie eine Fliege
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