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Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Titel: Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster
Autoren: Robert Quint
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hinein. »Gral und seine Begleiter stehen unter meinem Schutz. Bringt sie zur Kanzlerfestung und befolgt ihre Befehle.«
    Die wenigen Worte schienen den Ruinenkönig erschöpft zu haben.
    Wie ein verschrecktes, früh gealtertes Kind hockte er in dem pompösen Thronsessel und starrte ins Nichts. Seine Augen waren weit aufgerissen.
    Er blickte in eine Welt, die es nicht gab. Nicht im Hier und Jetzt. In eine Welt der Zukunft, wo sich unvorstellbare Dinge zwischen den Sternen abspielen mußten. Wo die Menschheit sich über die Galaxis ausgebreitet hatte und mit Schiffen von Sonne zu Sonne sprang, die allein von der Kraft des Geistes angetrieben wurden. Eine Welt, wo ein Krieg tobte, bei dem ganze Planeten vernichtet wurden und der Gegner der Psioniker keine Gnade kannte.
    Gral fuhr sich durch das strähnige Haar.
    Der Gegner … Wahrscheinlich sind es diese grauen Menschen. Diese automatenhaften Kreaturen aus der Vision des Mädchens Lucia. Sie wirkten roh und gewalttätig genug, um Verbrechen zu begehen, wie sie auf jener Welt namens Zoe geschehen – geschehen werden.
    Vier der schwarzuniformierten Söldner näherten sich Gral.
    Einer von ihnen deutete wortlos auf die Tür.
    Gral setzte sich in Bewegung, und die Söldner General Chemicals folgten ihm.
    Shadrian blieb im Saal zurück. Stumm und entsetzt saß er auf seinem Thron und verfolgte, wie die Angst von Engramm-2 immer mehr gefror.
    Gral durchschritt den Korridor und stieg dann die scheinbar bodenlose Treppe hinunter, die ihn der Schwarzbart und der andere Marodeur hinaufgetragen hatten.
    Er taumelte vor Schwäche, als er das Erdgeschoß erreichte.
    Dort warteten Ricarda und Terjung und zwei Dutzend weitere Söldner des Ruinenkönigs.
    Eisige Luft wehte durch die geöffnete Tür.
    Der Schnee vor dem Ausgang war fortgeräumt. Gral erblickte einen Panzerwagen, der der zerstörten Stahlraupe nicht unähnlich war, und dahinter vier oder fünf weitere Kettenfahrzeuge.
    »Wir wissen Bescheid«, murmelte Ricarda, als er vor ihr stehenblieb. »Wir kommen mit. Vielleicht können wir Ihnen helfen, Thomas.«
    Vielleicht, dachte Gral.
    Er ging steifbeinig an der Direktorin vorbei, spürte, wie das Amphetamin seine letzten Reserven mobilisierte und ihn mit trügerischer Tatkraft erfüllte, und dann war er draußen in der Winterkälte.
    Kein Wind wehte.
    Dennoch begann in der Minustemperatur seine Gesichtshaut sofort zu erstarren und gefühllos zu werden.
    Die Sonne war fast untergegangen. Sie war nur noch ein matter rostroter Streifen über den narbigen Ruinen Bonns, ein fahler blutiger Schimmer auf den weißbemützten verfallenen Häusern und den verschneiten, leeren Straßen.
    Die Nacht begann.
    Gral hustete. Er fror. Aber nicht nur wegen der Kälte.

VIII
Der Ring der Präkogs
    Die Wagenkolonne kam rasch voran.
    Echotaster, Restlichtverstärker, Infrarotscanner und das Peilgerät, das auf den Orbitalen Funkfeuer-Satelliten des IT-&-T-Konzerns eingestellt war, ließen die Panzerfahrzeuge sicher den Weg durch die nächtliche, verschneite Ruinenstadt finden.
    Gral, Ricarda Fantrinelli und Terjung saßen zusammen mit vier Söldnern von General Chemical im geräumigen Führungspanzer. Das schwere Gefährt zermalmte Trümmerbrocken und preßte die Pulverschneeverwehungen zu steinharten, dünnen Lagen zusammen.
    Bis auf das Brummen der Motoren und das Mahlen der Ketten war es still.
    Hin und wieder piepste der Metalldetektor.
    Gral vermutete, daß er getarnte MG-Nester der Marodeure oder gar Raketenstellungen ortete.
    Shadrians Geständnis, die Marodeure für General Chemical rekrutiert zu haben und als eine Art absolutistischer Monarch über die Plünderer zu herrschen, hatte ihm sämtliche Illusionen über das Kräfteverhältnis zwischen GC und Eurochem genommen.
    Jetzt erschien ihm auch Jarreux’ und Dauns verzweifelte, riskante Präkog-Forschung in einem anderen Licht. Der tote Generaldirektor mußte die Niederlage vorausgesehen haben.
    Die Möglichkeit, indirekt Einfluß auf den Verlauf der Zukunft zu nehmen, war ihm so verlockend erschienen, daß er bereit gewesen war, jedes Risiko in Kauf zu nehmen.
    Trotz Zamuels Tod und obwohl selber von Engramm-2 infiziert, hatte er zielstrebig auf die Manifestation von Engramm-3 hingearbeitet – in der vagen Hoffnung, sich der Macht der PSI-Ballung bedienen und GC doch noch schlagen zu können.
    Verrückt, dachte Gral.
    Er glaubte nicht mehr, daß Jodekain auf eigene Faust den Ring zu einem weiteren Griff in die Zukunft veranlaßt
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