Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 095 - Treffpunkt Sternenstadt

Die Terranauten 095 - Treffpunkt Sternenstadt

Titel: Die Terranauten 095 - Treffpunkt Sternenstadt
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
durchschritten.
    »Frevler sind aufgetaucht«, informierte der Amorphkäfer bereitwillig. »Sie haben in unmittelbarer Nähe der Sternenstadt entropiebeschleunigende Kraft freigesetzt, die auch das Gefüge des Archivs zu beeinträchtigen beginnt.«
    »Was bedeutet Entropiebeschleunigung?« fragte Trinanys verwirrt.
    »Ein sehr komplizierter Begriff, den du am Ende deiner Lernzeit verstehen wirst, geehrter Lernender. Jetzt wäre es noch zu früh, dich darüber zu unterrichten.«
    »Ist die Pyramide denn in Gefahr?«
    Der Amorphkäfer klickte eine Lautfolge mit seinen Kiefern, die vom Transformer nicht übersetzt wurde.
    »Das ist nicht ganz gewiß«, gestand der Wissensverwalter ehrlich ein. »Es kommt darauf an, ob sich der Verästelungseffekt fortsetzt. In den Peripheriebereichen des Archivs ist es bereits zu Instabilitätserscheinungen gekommen. Doch noch ist die Abschirmung des Archivs in Ordnung. Es wäre unvorstellbar, wenn all dies hier verlorenginge.«
    Sie wechselten schließlich in einen Nebengang und gelangten so in einen kleinen Raum, der in ein warmes Licht getaucht war. Auch hier bestanden die Wände aus einzelnen Segmenten, die zueinander alle möglichen Winkel aufwiesen. Im Zentrum des Raumes befand sich ein Blaukristall, der fast so groß war wie Trinanys. Der Amorphkäfer trippelte auf seinen Beinen davon und berührte irgendwo einen Schillerpunkt. Summen. Und aus dem Boden neben dem Kristall wuchsen zwei den Körpermaßen Trinanys’ und Delians angepaßte Sitze.
    »Nehmt Platz, geehrte Lernende«, sagte der Wissensverwalter freundlich. Die beiden Hortverwandten folgten der Aufforderung.
    »Dieser Kristall«, informierte der Wissens Verwalter, »ist eine sogenannte Realdatenspeicherung. Wie eure Hortverwandten seid ihr unmittelbar nach eurer Ankunft eingehend untersucht und analysiert worden. Wir sind zu dem Schluß gekommen, daß diese Art der Unterweisung für euch die effektivste ist.« Der Amorphkäfer begann, sich zu verändern. Sein Außenpanzer löste sich leise knisternd auf. Der Körper wuchs in die Breite. Pseudopodien bildeten sich, tasteten nach den Körpern der beiden Hortverwandten und berührten dort die Transformer: hautlappenähnliche Geschwürausbuchtungen, die verstehen ließen.
    »Wie kann in einem Kristall etwas Reales gespeichert sein?« fragte Delian-amh-Kri verwirrt. Mit seinen Hautsensibilisierern nahm Trinanys die Anspannung seiner Erstschwester wahr.
    Nervosität, erinnerte er sich an die liebevollen Worte der Lanja, ist schädlich. Sie lähmt den Geist und blockiert den Verstand. Mache dich frei von Angst, und du wirst besser lernen. Er legte Delian die Schmalhand auf die Drittschulter. Sie sah ihn aus ihren Optikerfassern an. Liebevoll und sanft und zart. Trinanys stellte fest, daß der Stabilfaktor ihres Körpers nicht so stark ausgeprägt war wie der seine.
    »Die Realdatenaufzeichnung«, sagte der Wissensverwalter, »geschieht im Zuge einer sogenannten quantenmechanischen Speicherung. Jedes einzelne Molekül dieses Kristalls ist eine andere, überaus komplexe Welt. Eine Welt nicht im Makro-, sondern im Mikrokosmos. Alles, was ihr jetzt sehen werdet, ist wirklich und hat sich tatsächlich ereignet. Es wird euch die Problemstellung deutlich machen.«
    Und die Welt – die Makrowelt – versank und machte einer anderen Wirklichkeit Platz.
    Sie schwebten über einer sturmgepeitschten Welt. Unter ihnen wälzten sich die Fluten eines gewaltigen Ozeans gischtend dahin, Wellenberge wie Gebirge. Und die Gischt war wie der Schnee auf den Gipfeln. Nirgends war Land zu sehen. Überall nur die vom Orkan aufgewühlten graubraunen Fluten. Hier und da ragte eine Insel aus dem Ozean: nackter Fels, von Wind und Wasser glattgeschliffen, öde, karg, ohne Leben, sah man von der graugrünen Patina der Flechten ab.
    »Dies war einst, vor langer, langer Zeit, die Heimatwelt der Tiefentaucher. Sie entwickelten sich aus einer Spezies, die am Grund des Planetenozeans lebte. Sie wurden sich ihrer Existenz bewußt. Sie begannen, ihr Leben zu planen. Sie gestalteten ihre Umwelt um. Sie bauten Städte am Grunde ihrer Welt: aus gezüchteten Algenkulturen, deren biologische Wechselwirkungen sie zu kontrollieren gelernt hatten.« Der Wissensverwalter war ganz in der Nähe. Ein Ich, das wie die Egos von Trinanys und Delian irgendwo über der See schwebte.
    Ohne selbst Einfluß darauf ausüben zu können, sanken sie rasch tiefer. Die tobende Gischt kam näher. Und sie tauchten hinein, ohne ein Hindernis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher