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Die Terranauten 095 - Treffpunkt Sternenstadt

Die Terranauten 095 - Treffpunkt Sternenstadt

Titel: Die Terranauten 095 - Treffpunkt Sternenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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noch lebte, geschweige denn, wo er sich aufhielt. Sollte ihn seine Reise hierhergeführt haben, zur Sternenstadt, zum Archiv der Entitäten? Ließ sich ein solcher Zufall – wenn es tatsächlich ein Zufall war – überhaupt noch mathematisch erfassen?
    Nach dem Unglück, bei dem Mater Lian den Tod gefunden hatte, hatte uns die Wurmschlange tiefer in die Pyramide hineingeführt und uns anschließend an einer psionischen Bannschwelle, die wir nur aufgrund der diffusen Ausstrahlung hatten identifizieren können, einem anderen Wissensverwalter anvertraut. Er war ebenso bizarr und exotisch wie sein Vorgänger: ein Geschöpf, das entfernte Ähnlichkeit mit einem Springbären von Daerra hatte. Andererseits aber war es wesentlich graziler und machte einen fast zerbrechlichen Eindruck. So wie Silent Chorp. Aus den Augenwinkeln betrachtete ich Llewellyn. Er war in den letzten Stunden immer schweigsamer geworden. Alles sah danach aus, als sollte auch diese von ihm geleitete Aktion ein Fehlschlag werden. Ein Fehlschlag zudem, der bereits vier Menschenleben gefordert hatte. Und ein Fehlschlag, der vielleicht für das gesamte menschliche Sternenreich den Untergang bedeuten konnte. Die Verantwortung mußte schwer auf ihm lasten. Ich konnte ihn verstehen. Nur zu gut. Wir waren auf der Flucht vor den Kaiserkraftemissionen hinter uns. O ja, wir hatten ein Ziel: den Sphärentunnel, von dem uns der erste Wissensverwalter berichtet hatte. Aber die Wurmschlange hatte uns auch davon berichtet, daß mit dem Archiv ebenfalls der Sphärentunnel instabil wurde. Und wenn er bereits zu instabil war, wenn wir ihn erreichten – wenn wir ihn überhaupt erreichten –, dann saßen wir hier fest: der Entropiebeschleunigung ausgeliefert. Und wenn uns die nicht binnen kurzer Zeit umbrachte, dann ganz gewiß die wartende Eingreifflotte Valdecs, die von Frost benachrichtigt wurde. Frost. Wir hätten ihm nie vertrauen dürfen. Niemals. Wir hätten seinen Verrat einkalkulieren sollen.
    Der Quasispringbär führte uns in eine gewaltige Halle.
    Tse Irlowna gab einen überraschten Laut von sich. »Seht euch das einmal an …«
    Die Hallenwände bildeten ein einziges, kolossales Computerterminal. Dioden und Sensoren flackerten. Über Bildschirme wanderten unverständliche Symbole und Zeichenkonstellationen. Nur wenige Lernende und Archivbesucher hielten sich hier auf. Sie saßen in körperangepaßten Sesseln vor den Bildschirmen und Skalen und tasteten Datenanforderungen in fremdartige Eingaben.
    »Erinnert ihr euch noch an die seltsame Ortungsanalyse, als wir die Kunstwelt anflogen?« fragte Angila Fraim.
    Dime Mow nickte. »Hohe energetische Aktivität nur in den Außenzonen der Pyramide des Wissens. Nach innen hin abnehmend. Und im Zentrum Nullaktivität. Also total widersinnig.«
    Llewellyn unterhielt sich leise mit Silent Chorp. Der Multitelepath war am Ende seiner Kräfte. Manchmal zitterten Arme und Beine. Er tat mir leid.
    Der Quasispringbär führte sie an die Kontrollen. »Welche Daten wünscht ihr abzurufen?« fragte er diensteifrig. »Hier ist alles gespeichert. Interessiert ihr euch für Multimechanik?« Der Wissensverwalter ließ seine Mehrfinger mit Höchstgeschwindigkeit über eine umfangreiche Tastatur huschen. Auf einem flachen Bildschirm leuchteten purpurne Symbole. »Oder vielleicht für den stellaren Kataklysmus im Vingi-Sektor vor vierhunderttausend Jahren?« Andere Symbole leuchteten auf. Ich stellte fest, daß ich sie lesen konnte, wenn ich mich darauf konzentrierte. Vielleicht war dafür ebenfalls der Transformer verantwortlich, dessen Berührung mir erst soviel Ekel bereitet hatte.
    Llewellyn schüttelte den Kopf. »Nein. Wir danken dir für deine Zuvorkommenheit, Wissensbewahrer. Aber wir müssen weiter, zum Sphärentunnel. Wir haben eine überaus wichtige Botschaft für die Entitäten. Willst du uns dorthin führen, ehrenwerter Wissensverwalter?«
    »Oh, zu den Entitäten wünscht ihr gebracht zu werden?« Ehrfurcht. Wie bei der Wurmschlange. »Natürlich, natürlich. Die Entitäten gehen vor.«
    Alle Sensoren und Dioden und Kontrollen glühten wie auf ein geheimes Kommando auf. Einige vor den Pulten sitzende Extraterrestrier sprangen mit klagenden Lauten auf und taumelten zurück. Silent Chorp brach zusammen und wälzte sich am Boden. Er hatte Schaum vor dem Mund.
    »Ein neuer Ausbruch!« rief Llewellyn. Er wandte sich mir zu. »Jana, der Kristall! Kannst du ihn zur Absorption einsetzen?«
    Alle Blicke richteten sich auf mich.

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