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Die Terranauten 095 - Treffpunkt Sternenstadt

Die Terranauten 095 - Treffpunkt Sternenstadt

Titel: Die Terranauten 095 - Treffpunkt Sternenstadt
Autoren: Andreas Weiler
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überproportionaler Zunahme an subkulturellen Antagonismen gekommen. Wir haben dich und viele andere ausgesucht, damit ihr lernt und versteht. Wir haben euch ausgesucht, damit ihr lernt und euch damit selbst helfen könnt.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Trinanys-amh-Xar. Aber er verstand nicht. Er war nur voller Respekt gegenüber einem Geschöpf an seiner Seite, das wiederum die Entitäten voller Respekt und Ehrerbietigkeit betrachtete. Was mochten das für Wesen sein, von denen selbst die Lanjas mit solcher Demut sprachen? Sie erinnerten Trinanys an die Götter und Sagengestalten der Drittvaterlegenden auf Mharan. Aber die Lanja hatte ihm auch versichert, daß die Entitäten – was immer sie auch sein mochten – keine Götter waren. Es waren Geschöpfe, die vor Urzeiten bereits die Höhere Erkenntnis erlangt hatten und ihre Erfahrung an andere weitergaben.
    Die Nullraumsphäre durchdrang die Außenschichten der Pyramide, als seien sie nur in einer anderen Welt existent. Die Lanja steuerte die Schillerblase durch einen makromolekularen Schacht hinab. Dunkelheit herrschte. Eine Finsternis, die noch intensiver war als das Schwarz des freien Alls. Dies war eine andere Welt. Ein völlig anderer Kosmos. Das Universum der Entitäten, ein Universum, das nur von Gedanken, Hoffnungen und Wissen erfüllt war.
    Schließlich verlangsamte sich die Tiefendrift der Sphäre. Die Lanja berührte einige seltsame Ausbuchtungen im Schmeichelinnern, und das leise Knistern verklang.
    »Wir sind da«, sagte sie mit der Verständnissprache. »Das Ende einer langen Reise. Und für dich der Beginn einer zweiten.« Die Sphäre öffnete sich. Trinanys dachte an eine Geburt, als er seinen Stabilkörper in die Höhe brachte und hinaustrat. Warme Helligkeit erwartete ihn. Andere Sphären waren auf dem Boden der weiten Halle niedergegangen. Trinanys grüßte seine Zweitschwestern und Erstbrüder, die nun wie er von den Lanjas verabschiedet wurden. Auch ihre Körper waren stabil. Sie hatten lange gebraucht, um diese Quasiverfestigung zu erreichen. Aber die Lanjas hatten sie auch gewarnt.
    »Das ist die Voraussetzung für die Zeit des Lernens«, erinnerte sich Trinanys an die Ernsten Worte. »Denkt immer daran. Das Gefüge der Sternenstadt und der Pyramide des Wissens ist komplex und besteht aus einer Vielzahl von Einzelelementen. Alle diese Elemente sind aufeinander abgestimmt. Der Stabilfaktor ist dabei von entscheidender Bedeutung. Alle Probanden haben sich gewissen Verpflichtungen zu unterwerfen, um die Stabilität dieses Gefüges abzusichern. Denke immer daran, Trinanys: Die Hauptursache des bevorstehenden Kataklysmus auf Mharan ist euer hoher Fortpflanzungsumsatz. Im Archiv wirst du nähere Einzelheiten darüber erfahren. Dein Körper muß stabil sein, während du lernst. Kein Teilungsschatten darf sich von dir absondern und neues Mehrleben schaffen. Denke immer daran. Denn unkontrolliert abgesondertes Mehrleben kann den Stabilfaktor des Archivs verändern. Und in einem solchen Fall betrachten euch die Wissensbewahrer als Störung und Gefährdungselement und werden euch die Lernerlaubnis entziehen. Wenn nicht Schlimmeres. Stelle dir das Archiv als gewaltigen, in sich geschlossenen Organismus vor. Du bist nichts als ein geduldeter Eindringling in diesen Organismus. Solltest du aber als Störelement eingestuft werden, dann ergeht es dir wie den Bakterien, die Krankheit in dir verursachen können:
    Du wirst mit Abwehrkörpern zu tun haben. Also halte dich stabil, Trinanys-amh-Xar.«
    »Große Hoffnungen werden in uns gesetzt!« rief ein Halbvater theatralisch. »Bemühen wir uns, unseren Horten Ehre zu bereiten und zu lernen. Bemühen wir uns, die Lösungen für die Probleme auf Mharan zu finden. Bemühen wir uns, den Lanjas und den Entitäten Ehre und Respekt zu erweisen.«
    »Ho!« machte Trinanys.
    »Ho!« machten die Zweitschwestern und Erstbrüder, die wie er ausgesucht worden waren, um zu lernen und zu verstehen.
    Die Lanja streichelte Trinanys’ Körperflaum, der sich unter der sanften Berührung sofort aufrichtete und zu einem purpurnen Rot verfärbte. Zeichen der Erregung und des Trennungsschmerzes. »Ich verlasse dich nun«, sagte die Lanja leise, und Trinanys sah mit seinen Optikerfassern, wie auch seine Hortverwandten verabschiedet wurden. »Wahrscheinlich werde ich dich nie wiedersehen. Lebe wohl, Trinanys. Lerne. Verstehe. Begreife. Beschreite den Weg der Erkenntnis.«
    »Das will ich tun«, sagte Trinanys. Trauer entstand in
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