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Die Terranauten 087 - Labyrinth des Schreckens

Die Terranauten 087 - Labyrinth des Schreckens

Titel: Die Terranauten 087 - Labyrinth des Schreckens
Autoren: Andreas Weiler
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uns ersehnten.«
    Er ist schlau, dachte Janan. Ich habe ihn unterschätzt. Er weiß sich in einer veränderten Situation umzustellen.
    Klippenstürzer, Verwerterinnen, Errichter, Träger und Mehrmütter wiederholten Kadirs Worte, leise singend, demütig, voller Ehrfurcht. Er hatte sie wirklich gut unter Kontrolle.
    »Und da ist Janan, der Ketzer.« Ein Raunen. Klickende Kiefer, böse.
    »Er hat die Überlieferung verraten. Er hat sich schuldig gemacht. Er wollte verhindern – mit Hilfe der Fremden –, daß wir die Schöpfer wecken. Doch die Vorsehung war gegen ihn. Er scheiterte. Aber er hat sich offenbart, und wir alle wissen nun um seine frevlerischen Absichten. Er wird ebenfalls in die Traumstatt hineinschreiten. Vielleicht kann er letzte Ehre erringen. Wir werden sie ihm nicht verweigern.«
    Natürlich. Großzügige Gewährung von Sühne und Schuldausgleich.
    Der Träger hatte seine Pseudopodien in Janans Außenhaut gebohrt und induzierte damit Schwäche und Benommenheit. Janan konzentrierte sich.
    »Ihr alle werdet sterben«, brachte er dann hervor, und mit den ersten Worten verstärkte der Träger den Strom aus Beruhigungs- und Lähmungslösungen in sein Körperinneres. Janan sprach weiter, solange er dazu fähig war. »Die Welt wird sich weiterverändern, und wenn die Schöpfer tatsächlich erwachen sollten, dann werden sie das Chaos vollenden: So, wie es in der Überlieferung heißt. Nicht ich bin der Ketzer und Frevler, Kadir ist es. Und die anderen Kontakter. Sie bringen euch das Unheil, Hortbrüder und -schwestern. Sie verhindern die Anpassung an das veränderte Leben. Die Anpassung, die neue Horte schaffen und uns allen neues Leben und neue Größe verleihen könnte. Seht hinauf, Klippenstürzer. Wo sind die großen Drihs -Schwärme? Es gibt sie nicht mehr. Und es wird sie nie wieder geben. Wir müssen uns umstellen. Aber Kadir will das unter allen Umständen verhindern. Seht die Sonne. Sie ist heißer geworden. Und sie wird bald noch heißer werden. Sie wird das Felsental verbrennen, die letzten Drihs -Wolken auflösen. Sie wird das Wasser in den Quellen verdunsten lassen. Wir müssen uns endlich anpassen …«
    Müde verstummte er. Der Träger nahm ihm die Kraft, noch weitere Worte und Anklagen und Warnungen hervorzubringen. Es hatte ohnehin keinen Sinn. Sie verstanden ihn nicht. Sie konnten ihn nicht verstehen. Die anderen Kontakter verhinderten es.
    »Ihr habt es selbst gehört!« rief Kadir nach einer kurzen Pause. »Janans Körper ist stabil, aber sein Geist ist es offenbar nicht. Er ist kein Kontakter mehr.«
    »Er ist kein Kontakter mehr«, tönte es als vielstimmiges Echo zurück.
    Janan, ertönte es leise und diffus in Janans Kopf. Wir müssen doch etwas tun können …
    Nichts mehr, gab Janan zurück. Es ist zu spät. Wir werden in der Traumstatt sterben. So wie neunhundertfünfundzwanzig vor uns.
    Kadir stimmte den rituellen Gesang an.
    »Erweckt die Schöpfer für uns. Erwerbt große Ehre. Bringt uns das Glück zurück.«
    Die Prozession wiederholte die Worte, dann bewegten sich die Träger. Janan spürte, wie sich die fünf Fremden zur Wehr setzten.
    Nicht, übermittelte er müde. Es kostet nur eure Kraft. Ich weiß nicht, was uns im Innern der Traumstatt erwartet, aber Schwäche kann Tod bedeuten.
    Was nützt es? dachte er. Über neunhundert vor uns hatten keine Chance. Warum sollte es bei uns anders sein? Janan versuchte, sich mit der Vorstellung vom Endgültigen Tod abzufinden. Der Träger brachte ihn dicht an die Öffnung in der Wand der Traumstatt heran und gab ihn dann frei. Er konnte nicht anders, er mußte sich auf die Öffnung zubewegen, sosehr er sich auch dagegen wehrte. Und mit ihm die fünf Fremden.
    In diesem Augenblick ertönte weit hinter ihnen die Stimme eines Fremden. Es war ein einzelner, harter, kehliger Laut. Und er stammte nicht von den Fremden, die unmittelbar hinter Janan stehengeblieben waren.
     
    *
     
    »Halt!« rief David. Dutzende von verschiedenartigen kleinen und bauchigen Körpern wandten sich zu ihm um. Dunkle Augenpunkte musterten ihn. Langsam und vorsichtig schritt David näher heran. Er atmete tief durch. Offenbar waren sie gerade noch rechtzeitig gekommen. Jedenfalls wirkten Narda und all die anderen unverletzt. Sie standen unmittelbar vor einem dunkel gähnenden Loch in der braunroten Wand eines sich bis in die Ferne erstreckenden Pflanzenkonglomerats. Und David wußte in diesem Augenblick auch, daß der Ruf, der Sammler und Orkansegler so
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