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Die Terranauten 087 - Labyrinth des Schreckens

Die Terranauten 087 - Labyrinth des Schreckens

Titel: Die Terranauten 087 - Labyrinth des Schreckens
Autoren: Andreas Weiler
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einen weiteren Durchdringungsversuch seiner Peripherie.
    Er analysierte.
    Es fiel ihm zunehmend schwerer, seine Außenbereiche noch zu kontrollieren und die Fehlfunktionen zu überwinden. Aber die Außenschichten waren auch nicht von primärer Bedeutung. Wichtiger waren die Innensektoren, die Wirklichen Schlafbereiche. Auch hier kam es jetzt immer wieder zu Funktionsbeeinträchtigungen, und der Schlafbewahrer konzentrierte sich hauptsächlich darauf, die entsprechenden Biomechanismen zu reparieren und den Traum der Schläfer damit zu stabilisieren.
    Die Außenschichten leiteten die erste Absorbierungsphase des Fremdkörpers ein.
    Mißerfolg.
    Die Absorbierungsmechanismen funktionierten nicht. Rasch verstärkte der Schlafbewahrer die Zufuhr von Nährlösungen in die entsprechenden Biobereiche, doch dann stellte er fest, daß die Fehlfunktion nicht auf einen Schaden in seiner Peripherie zurückging.
    Der Fremdkörper war anders.
    Er war nicht mit denen zu vergleichen, die bereits öfter in sein Inneres vorgedrungen waren. Andere organische Molekülketten. Und vor allen Dingen: eine andere psionische Emission.
    Der Schlafbewahrer analysierte, selektierte, kontrollierte und extrapolierte.
    Und während er diese Überprüfungsfunktionen wahrnahm, ging sein Warnruf hinaus. Intensiv und unüberhörbar. Ein Widerspruch. Unüberhörbar – und doch hatte noch niemand auf das Signal reagiert. Noch war ihm niemand zu Hilfe geeilt. Der Schlafbewahrer konnte keine Feststellungen darüber treffen, wieviel Zeit ihm noch blieb. Der eigene Semitod war ohne Bedeutung. Aber der Traum der Schläfer mußte unter allen Umständen gewahrt werden. Das war seine Aufgabe. Das war seine Pflicht, die ihm übertragen worden war.
    Die Schläfer aber erwachten. Langsam. Ganz langsam. Einhergehend mit den zunehmenden Funktionsbeeinträchtigungen seiner Biomechanismen. Der Schlafbewahrer kannte die Ursache. Letzter Schlaf wurde gefährdet. Nicht durch Experimente und unheilvolle Aktivitäten der Renegaten, sondern durch eine andere, nicht näher zu analysierende Ursache, die ebenfalls zu einer Ansammlung von entropiebeschleunigender Kraft führte.
    Niemand antwortete auf sein Warnsignal …
    Eine betrübliche Tatsache.
    Der Fremdkörper drang weiter in das Innere des Schlafbewahrers vor. Er reagierte nicht in der Weise gegen die erststufigen Abwehr- und Absorbierungsmaßnahmen, wie es bei seinen andersorganischen Vorgängern gewesen war.
    Das erste Analysestadium war abgeschlossen. Eine Neujustierung seiner Peripheriebereiche wurde vorgenommen.
    Der Schlafbewahrer begann mit seiner Aufgabe.
    Der Fremdkörper war nach der ersten Analyse unbefugt. Also mußte er eliminiert werden.
    Der Schlafbewahrer entfaltete gesteigerte Aktivität.
     
    *
     
    Stunden waren vergangen. Oder Tage. Oder Wochen. David terGorden hatte jedes Zeitgefühl verloren.
    Er taumelte durch einen grün- und braunroten Irrgarten. Durch ein pflanzliches Labyrinth aus Dutzenden von Gängen und Korridoren. Noch immer war die Müdigkeit in ihm. Noch immer waren seine Gedanken gelähmt und rannen nur träge dahin.
    Doch seine PSI-Kräfte kehrten langsam zurück. Es war, als würde der Blockierungsfaktor zurückgedrängt, je tiefer er ins Innere des Planzenlabyrinths vordrang. Dunkel erinnerte er sich an eine Frist, die ihm gesetzt worden war. Eine Frist – wofür? Und weshalb? Unwichtig. Einen Fuß vor den anderen setzen, zurückkehren, wenn der Korridor sich als Sackgasse erwies, in einen anderen Gang wechseln, weitermarschieren.
    Manchmal zogen sich die Gangwände zusammen. Dann beschleunigte er seine Schritte, und seine Schultern schabten über borkige Pflanzenhaut.
    Die Umgebung ähnelte der im Innern des Sammlers oder des Orkanseglers. Ausbuchtungen in den Pflanzenwänden, Knollen gleich, die aufleuchteten, wenn er sie berührte. Faserstränge, in den braunroten Korridoren fast unsichtbar, weil sie von gleicher Farbe waren. In den grünroten Gängen wie dicke Adern, die sich durch die Haut eines gewaltigen Lebewesens zogen.
    David erinnerte sich und blieb stehen. Allebenswurzeln. So hatte Aura Damona Mar sie an Bord des Sammlers genannt. Ein Begriff der Knospen des Baumes. Sie benutzten die Allebenswurzeln zu Meditationszwecken und anderen Dingen, über die selbst Aura Damona keine Kenntnis hatte. David nickte sich zu. Seine Vermutung verdichtete sich. Die Vermutung, daß die Traumstatt nichts anderes als ein gewaltiger, organischer Behälter war, in dem die Knospen schliefen.
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