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Die Terranauten 087 - Labyrinth des Schreckens

Die Terranauten 087 - Labyrinth des Schreckens

Titel: Die Terranauten 087 - Labyrinth des Schreckens
Autoren: Andreas Weiler
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blauglühenden Augen.
    Röcheln.
    Und der Riese starb.
    Jeder andere Nebler, auf den sie bisher gestoßen waren, hätte nicht mehr als zwei Giftpfeile überstanden. Für diesen hier war knapp ein Dutzend nötig gewesen.
    Nur wenige Minuten vergingen, dann ertönten im Dichtwald wieder die vertrauten Stimmen: hier die Zirplaute eines Blattkreischers, dort das Scharren und Schnaufen eines Borkenpflügers.
    Suzanne klopfte Aschan auf die Schulter. »Gut gemacht.«
    »Mit einem Strahler wäre es einfacher gewesen. Und nicht so gefährlich.«
    Sie brauchten zwei Tage, um den Nebler zu hauten, zu zerlegen und auf einer Transportbahre zu verstauen, die sie aus den mitgebrachten Einzelteilen – geschliffene Hölzer, extrem belastbare pflanzliche Faserstränge, Holzräder mit dazugehörigen Achsen – zusammenbauten. Der Nebler war so groß, daß nicht alles Platz fand. Sie aßen einen Teil an Ort und Stelle – Fleisch vom Nebler war die beste, schmackhafteste und ungefährlichste Nahrung, die sie bisher gefunden hatten – nach einigen unglückseligen Versuchen an heimischem Obst und kleineren Nagern. Versuche, die bei einigen von ihnen zu tagelanger Bewußtlosigkeit, Erbrechen und Hautausschlag geführt hatten.
    Dann, als sie aufbrechen wollten, runzelte Suzanne Oh die Stirn und legte den Kopf auf die Seite.
    »Hörst du das, Aschan?«
    »Was?« Er horchte. Nichts.
    »Eine … Stimme … im psionischen Äther. Fast … könnte man meinen …«
    Aschan Herib nickte langsam und legte den Kopf in den Nacken. Weit über ihnen zog ein dunkler Punkt dahin. Ein merkwürdiges Geschöpf, das entfernt an einen Rochen erinnerte. Niemals zuvor hatte er einen solchen Flieger gesehen.
    »Das sieht fast aus, wie …«
    Suzanne nickte hastig. »Wir haben die gleiche Vermutung. Onnegart und Ennerk haben uns doch von den Orkanseglern von Arioch erzählt. Man könnte meinen …« Sie horchte erneut in sich hinein. David? Bist du es? David …?
    Sie rief mit aller Kraft, deren sie fähig war, aber sie erhielt keine Antwort.
    »Es ist einfach unmöglich. Wir wissen nicht einmal, in welchem galaktischen Sektor dieser Planet liegt. Wir wissen nicht einmal, ob wir uns noch in der heimatlichen Milchstraße befinden. Und doch …«
    »Er fliegt in Richtung unseres Lagers«, sagte Aschan nur. »Komm.«
    Die Last war schwer. Zwei Tage hatten sie gebraucht, um in diese Region zu gelangen. Sie brauchten vier Tage, um wieder zum Stillen Wald zurückzukehren. Und zum versteinerten Weltenbaum, der seine gewaltige Krone wie eine stumme Anklage gen Himmel hob. Hier waren sie vor zwei Jahren aus der Farbblase eines Raum-Zeit-Stroboskops getreten. Und einige Monate später waren Onnegart Vangralen, Ennerk Prime, Ariana terWilson, Goliath und drei Graugardisten gefolgt. Hier hatten sie ihr Lager errichtet. Hier, wo es aus unerfindlichen Gründen keine Gefahren von Flora und Fauna gab.
    Das Lager war leer. Nach den Spuren zu deuten, war es seit drei Tagen verlassen.
    »Sie sind aufgebrochen. Alle. Und zwar nach Westen.«
    »Und ich weiß auch, warum«, sagte Suzanne Oh fest. »Es war ein Orkansegler.«
    Sie sahen sich an. Und neue Hoffnung glühte in ihren Augen. Suzanne hatte eine ferne telepathische Stimme vernommen. Ob es die von David gewesen war, konnte niemand sagen. Aber es war eine vertraute Stimme gewesen. Und sie war von oben gekommen, aus der Richtung des Orkanseglers.
    Sie beeilten sich, das Fleisch des Neblers mit Salz und anderen Stoffen zu konservieren, ließen es in die Vorratsgrube hinab, sicherten es vor allzu hungrigen Tieren, die möglicherweise Witterung aufnehmen konnten – obwohl das noch nie vorgekommen war –, und machten sich dann auf den Weg.
    Sie folgten den Spuren.
    Nach Westen.
     
    *
     
    Wie in Trance schritt Suven in die dunkle Öffnung inmitten der Wand der Traumstatt hinein. Finsternis empfing ihn. Und Kühle. Eine Kühle, wie sie sonst nur während der Nacht kam. Kühle, die seinen Körperflaum aufrichtete. Die ersten Flimmerhärchen lösten sich bereits wieder von seinem gedrungenen Körper. Spätjugend. Sein vierzigstes Leben.
    Sein letztes Leben …
    Noch immer war der beruhigende Hauch in seinen Gedanken, der nach der Auseinandersetzung mit Janan in sein Innerstes zurückgekehrt war. Er betäubte die aufkeimende Angst und säte Zuversicht. Kadir und Suven und Vircho und die anderen Kontakter. Sie waren bei ihm. Er war nicht allein.
    Er schritt auf seinen Laufbeinen tiefer in die Traumstatt hinein.
    »Hört ihr mich,
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