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Die Terranauten 087 - Labyrinth des Schreckens

Die Terranauten 087 - Labyrinth des Schreckens

Titel: Die Terranauten 087 - Labyrinth des Schreckens
Autoren: Andreas Weiler
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vorsehen. Ein Schmarotzer, der weiterhin ein Schmarotzer bleiben möchte.
    Kadirs Tastarme berührten Suvens vom Ausschlag bedeckte Saugarme und führten ihn zur Öffnung in der Wand der Traumstatt.
    »Wecke die Schöpfer für uns, Suven. Erwerbe große Ehre. Bringe uns das Glück zurück.« Es war die rituelle Intonierung. Sofort im Anschluß an die Worte stimmten die Begleiterinnen ein letztes Mal ihren Endzeitgesang an. Suven setzte sich in Bewegung und schritt in die Traumstatt hinein.
    Janan wußte nicht, was im Innern der Traumstatt mit ihm geschehen mochte. Er wußte nur, daß er ihn gerade zum letztenmal gesehen hatte. Es war Irrsinn.
    Ein Raunen ging durch die Menge, als sich die Farbtönung der Traumstatt zu ändern begann. Aus einem satten Grünrot wurde langsam, ganz langsam, ein mattes Braunrot. Kadir wollte schon seinen Dankgesang anstimmen, als sich die Farbe erneut veränderte und wieder zu dem vertrauten Grünrot wurde. Sie warteten noch einige Stunden. Aber Suven kam nicht heraus. Und die Schöpfer in der Traumstatt schwiegen.
    Die Prozession machte kehrt und kehrte zum Hort zurück. Als sie den Steinkegel fast wieder erreicht hatten, jagte ein Schatten durch das Felsklippental, und viele Köpfe blickten gen Himmel.
    Es war kein Himmelswanderer.
    Es war keine der bekannten Tagesverfinsterungen.
    Es war ein riesenhaftes Geschöpf, das weit oben, dicht unter dem Dach der Welt, seine Bahn zog und bald darauf ihren Blicken entschwand. Und für einen Augenblick fing Janan ein Gedankenbild auf, das von solcher Fremdartigkeit war, daß er unwillkürlich erschauerte.
    Fremde.
    Leben, das nicht von dieser Welt war.
    Und nur einen Augenblick später wurde er sich der diffusen Gedanken Kadirs und der anderen Kontakter bewußt. Gedanken, die sich mit der Möglichkeit beschäftigten, bald über neues Individualleben zu verfügen, mit dem man die Schöpfer zu wecken versuchen konnte …
     
    *
     
    Sie folgten der Fährte des Neblers schon seit zwei Tagen. Mal waren sie ihm sehr nahe gekommen, dann wieder hatte der Nebler sie genarrt, die Spur verwischt und einen Vorsprung von mehreren Stunden errungen. Er hatte sie in die Zone der Fangblüten geführt, und ein unerfahrener Jäger hätte im Dichtwald sicher den Tod gefunden. Einen raschen Tod, denn wenn sich eine der Fangblüten hinunterstürzte, dann blieb dem Opfer kaum noch Zeit auszuweichen. Die beiden Gestalten jedoch, die den Nebler verfolgten, waren nicht unerfahren. Sie hatten gelernt. Sie hatten zwei Jahre Zeit dazu gehabt. Und sie hatten sich angepaßt, soweit es möglich war.
    Zwei Tage. Zwei lange Tage voller Gefahr. Zwei Tage angestrengtes Marschieren mit knurrendem Magen. Und jetzt sah es ganz danach aus, als hätten sie den Nebler in die Enge getrieben.
    Der Mann blieb stehen und gab der Frau ein unauffälliges Zeichen. Vor ihnen lichtete sich der Dichtwald. Die Zone der Fangblüten lag bereits viele Kilometer hinter ihnen. Um sie herum zirpte und kreischte und rauschte es. Sicheres Indiz, daß keine unmittelbare Gefahr drohte. Sonst wäre es still gewesen. Nicht weit vor ihnen knisterte es im Unterholz. Ein Laut, der in der allgemeinen Geräuschkulisse untergegangen wäre, wäre er nicht abrupt abgebrochen.
    »Da vorn ist er«, flüsterte Aschan Herib. »Ich bin mir ganz sicher.« Vorsichtig legte er den Langbogen an. Der schlanke Pfeil war wie eine Verlängerung seines Arms.
    Lautlos wie eine Katze trat die Frau an seine Seite. Sie blickten sich kurz an und nickten sich dann zu. Seine Augen waren dunkel, die Haut gebräunt und nicht mehr grün, wie sie lange Zeit gewesen war. Zwei Jahre war das her. Zwei Jahre. Eine Ewigkeit. Die Frau war rund zehn Jahre jünger als der Mann, Mitte dreißig also. Sie hatte lange pechschwarze Haare und ein fein geschnittenes, ebenmäßiges Gesicht. Die lindgrüne Färbung, hervorgerufen durch den Aufenthalt in der Variökologie Saryms, war längst aus ihren Zügen verschwunden.
    »Den Spuren nach zu urteilen«, raunte Suzanne Oh, »ist es ein dicker Brocken. Nahrung für Wochen, wenn nicht Monate.«
    Richtig, dachte Aschan Herib. Ein dicker Brocken. Und wir treten einem solchen Ungetüm mit Pfeil und Bogen und ein paar Fangnetzen entgegen. Es ist einfach lächerlich. Aber dieser verdammte Lumis will ja keinen Laser rausrücken.
    Er fluchte lautlos, und Suzanne lachte ebenso leise. Ihre PSI-Sinne waren zwar weitgehend blockiert – nicht so umfassend wie damals auf Sarym –, aber sie hatte seine Gedanken dennoch
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