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Die Terranauten 084 - Die Gen-Parasiten

Die Terranauten 084 - Die Gen-Parasiten

Titel: Die Terranauten 084 - Die Gen-Parasiten
Autoren: Andreas Weiler
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menschlicher Gestalten, mit Dutzenden von dünnen Armen.
    Ich komme, um Hilfe von dir zu erbitten, Procontrabitter! rief Narda telepathisch. Nichts. Nur Stille und Leere und wie verbrannt wirkende Erde. Dann plötzlich kam geisterhafte Bewegung in die Krüppelbäume. Äste und Zweige bewegten sich, Wurzeln lösten sich geräuschlos aus dem Boden. Narda blieb automatisch stehen. Die Alraunen eilten auf sie zu, von allen Seiten, und ein paar Augenblicke später befand sie sich in einem Kerker aus borkigen Astarmen.
    In einer der verkrüppelten Astkronen hockte eine menschenähnliche Gestalt.
    »Was willst du?« fragte eine rauhe Stimme. Narda sah hinauf. Es war eine frauliche Gestalt mit langen, silbernen Haaren und einem zarten, fast zerbrechlich wirkenden Körper. Das Gesicht …
    Das Gesicht war eine formlose, schwarze Masse. Ein dunkler Trichter, der Nardas Gedanken zu sich hinabzerrte. Sie zwinkerte einige Male mit den Augen, murmelte ein Bannwort und fand wieder zu sich selbst. Sie deutete auf die Äste und Zweige, die sie einhüllten.
    »Ist das deine Art, Fremde zu begrüßen?«
    »Das Leben ist gefährlich«, lautete die Antwort. »Man will es so lange wie möglich erhalten. Wer bist du?«
    »Ich bin Narda. Und ich bin auf der Suche nach dem Procontrabitter, der in diesem Alraunenhain wohnen soll. Ein Merdrag-Hoth hat mir den Weg gewiesen. Ich benötige Hilfe.«
    Glockenhelles Lachen.
    »Hilfe, ja. Wer benötigt keine Hilfe? Nun, du hast den Procontrabitter gefunden. Ich bin Perina.«
    Narda versuchte, einen Schatten von Perinas Gedanken aufzufangen und zu entschlüsseln, doch sie scheiterte.
    »Die Welt verändert sich«, sagte Narda. »Die Ordnung gerät aus den Fugen.«
    »Mag sein«, erwiderte Perina rauh. Sie rührte sich noch immer nicht. »Der Alraunenhain ist geschützt.«
    Narda schüttelte den Kopf. »Du irrst dich, Perina. Nichts auf dieser Welt ist noch geschützt.« Und sie erzählte von der entropiebeschleunigenden Energieballung, auf die der Sternenwanderer zustürzte. Von der endgültigen Auflösung und Zerstörung, die die Welt und alles Leben darauf betraf und nichts ausklammern würde.
    Das schwarze Gesicht Perinas glitzerte.
    »Wenn das wahr ist, was du da sagst …«
    »Es ist wahr«, bestätigte Narda nachdrücklich. »Und es bleibt nicht mehr viel Zeit, das Unheil abzuwenden. Ich benötige deine Hilfe, um in den hohen Norden und zum Stamm zu gelangen. Ich habe einen Gefährten. Wir beide zusammen könnten den Stamm vielleicht dazu bewegen, die Ordnung wiederherzustellen.«
    »Du?« Wieder das glockenhelle Lachen. »Wer bist du schon? Und du willst zum Stamm sprechen! Selbst der Einsame scheiterte. Du kannst nicht das geringste ausrichten, Anders- Hoth. Du bist schwach und klein und winzig. Meine Macht ist viel größer als die deine.« Zwei dürre Arme deuteten in die Runde. »Siehst du es nicht? Die Alraunen gehorchen nur mir. Ich kann andere Geschöpfe herbeirufen. Ich kann abwehren und mich schützen. Ich bin eine der wenigen Procontrabitterinnen auf dem Sternenwanderer. Und selbst mir käme es nicht in den Sinn, zu glauben, ich könnte Kontakt zum Stamm aufnehmen.«
    »Nun«, sagte Narda lapidar, »ich kann es. Vielleicht ist deine Macht doch nicht so groß.«
    Sie mußte vorsichtig sein. Der Geist Perinas war gestört, das machte die konfuse Gedankenstimme mehr als deutlich. Perina glaubte an ihre eigene Unbesiegbarkeit. Das war ihr schwacher Punkt.
    Die Alraunen bewegten sich knisternd. Äste und Zweige tasteten nach Narda.
    »Besteht deine Macht darin«, stichelte Narda, »einen Widersacher mit der Übermacht deiner Alraunen auszuschalten?«
    Sofort verstummte das Rascheln.
    »Nein«, entgegnete Perina langsam. »Du bist frech. Du ärgerst mich.«
    Narda holte tief Luft, murmelte eines der komplizierten Wörter, die sie zum erstenmal auf Adzharis vernommen hatte, und eine plötzliche Sturmbö packte den Körper Perinas. Im schwarzen, formlosen Gesicht leuchtete es erneut auf. Arme und Beine bewegten sich kurz. Die Stoßkraft der Bö versickerte.
    »Nun?« fragte Narda. Dann leiser: »Du mußt mir helfen, Perina. Es ist die einzige Chance für diese Welt. Ich muß zum Stamm und meinen Gefährten wiederfinden.«
    »Du bist nicht einmal davon überzeugt, daß er noch lebt«, entdeckte die Procontrabitterin.
    Etwas Kaltes umklammerte Nardas Herz.
    »Er lebt«, sagte sie fest. »Ich hätte seinen Tod gespürt.« Aber auch hier? Auch hier auf dem Sternenwanderer?
    Die Alraunen
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