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Die Terranauten 084 - Die Gen-Parasiten

Die Terranauten 084 - Die Gen-Parasiten

Titel: Die Terranauten 084 - Die Gen-Parasiten
Autoren: Andreas Weiler
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raschelten und zogen sich einige Meter von Narda zurück. Sie wollte gerade aufatmen, als Perina zuschlug. Es war, als tauche Narda in einen Ozean aus purer Pein. Der Alraunenhain verschwand plötzlich, und sie war allein, umgeben von einem Kosmos aus Schmerz.
    Kräftemessen, dachte sie. Ich muß ihr beweisen, daß ich stärker bin.
    Und sie erinnerte sich an die Schaltworte, an die Worte, die Macht bedeuteten, Macht über das Lebende und Macht über das Tote. Ihre Lippen formulierten die Laute, und ihr Hirn konzentrierte die psionische Kraft, ungeachtet der Schmerzen, die mit dem öffnen der PSI-Sinne einhergingen.
    Und ganz langsam verschwand der fremde Einfluß aus ihrem Innern. Ganz langsam drängte sie die feste Mauer zurück, mit der Perina ihr Ich umgeben hatte. Ganz langsam kehrte das Abbild des Alraunenhains vor ihre Augen zurück.
    Die Procontrabitterin in der Astkrone stieß schrille, heulende Laute aus. Narda verminderte die Stoßkraft ihres Gegenangriffs nicht. Sie tauchte in einen fremden Geist, und ihre Lippen formulierten dabei andere Worte. Sie umklammerte fremdes Denken und preßte es zusammen.
    Dann zog sie sich wieder zurück.
    Perina zitterte. Und die Alraunen wiegten sich hin und her.
    »Ich habe dir nur einen geringen Teil meiner Macht bewiesen«, log Narda. Erschöpfung machte sich in ihren Gliedern breit. »Glaubst du noch immer, ich könnte nicht mit dem Stamm sprechen? Die Macht meines Gefährten ist noch viel größer … Hilfst du mir nun, Perina?«
    »Wenn deine Macht tatsächlich so groß ist«, meinte Perina undeutlich, »warum benötigst du dann von mir Hilfe? Du könntest dir selbst einen Reisegefährten suchen, der dich in den hohen Norden trägt.«
    »Ich bin fremd auf dieser Welt«, sagte Narda leise. »Und ich darf keine Zeit verschwenden.«
    »Ich verstehe.« Und: »Ja, ich helfe dir.«
    Sie rief mit der Stimme ihrer Gedanken. Und kurze Zeit später tauchte am Himmel über dem Alraunenhain ein monströses Geschöpf auf. Ein weit aufgerissenes Maul mit Tausenden von Flimmerhärchen von Kiefer zu Kiefer. Ein aufgedunsener Leib. Dutzende von trüben Augen. Es schwebte aus den Weiten der Wolkenmeere herbei, und es landete neben einer Alraune, die daraufhin unruhig ihre Wurzeln anzog und zur Seite trippelte.
    »Ein Krillschweber«, erklärte Perina düster. Narda spürte, wie die Procontrabitterin kurz Kontakt zu dem Rudimentärbewußtsein des unförmigen Wesens aufnahm.
    »Steig auf seinen Rücken, Anders- Hoth. Der Krillschweber wird dich in den hohen Norden und zum Stamm tragen.«
    Narda zögerte. Konnte sie Perina vertrauen? Sie hatte keine andere Wahl.
    Der Rücken des Krillschwebers war borkig und mit Auswüchsen und Buckeln übersät, die wie Geschwüre wirkten.
    Narda suchte nach Halt und klammerte sich fest. Kurz darauf schwebte das Geschöpf in sein wahres Element empor. Hinein in die Dichtschichten der Wolkenmeere.
    Gen Norden. Zum Weltenbaum.
    Und zu David.
     
    *
     
    Als David die Augen öffnete, fiel sein Blick auf eine grüne Wand, die dicht über ihm schwebte. Eine Wand aus Fasergeweben, durchzogen von Strängen, übersät mit knospenartigen Knoten.
    Der Sammler? dachte er.
    »Erwache«, sagte eine weiche Stimme, die an seine Ohren drang, gleichzeitig aber auch in seinen Gedanken ertönte.
    David richtete sich auf. Er ruhte auf einer organischen Liege. Einige Auswüchse hatten sich um seine Beine gelegt und zogen sich jetzt langsam zurück. »Wer …?«
    »Ich bin die Biokammer«, entgegnete die Stimme. Ein Gewebeschleier schwebte an ihn heran, berührte ihn kurz und flatterte wieder davon. Er erinnerte sich …
    »Du bist in eine für dich tödliche Lebenszone geraten«, sang die fremde Stimme der Biokammer. »Ich schickte einen Biomorpher aus, der dich rettete.«
    Warum? dachte David.
    »Weil du der einzige bist, der noch helfen kann. Der Weltenbaum kapselt sich zunehmend ein. Er vernachlässigt jetzt auch den Schutz des planetaren Lebens. Der Lenker hat vergeblich versucht, ihn zum Gehorsam zu zwingen. Aber der Lenker war nicht mehr stark genug. Der Lenker wird sterben …«
    David sah zur Seite.
    Auf einer zweiten organischen Liege ruhte eine borkige Gestalt. Die einzelnen Segmente des Außenpanzers waren trüb. Die harte Rinde des Kopfes war an einigen Stellen aufgeplatzt. David konnte nur den Oberkörper erkennen. Alles andere wurde von den Gewebeauswüchsen der Liege bedeckt.
    »Ja«, sagte die Biokammer, »das ist der Lenker.«
    Die borkige Außenschale
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