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Die Terranauten 080 - Der Himmelsberg

Die Terranauten 080 - Der Himmelsberg

Titel: Die Terranauten 080 - Der Himmelsberg
Autoren: Michael Roberts
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In erster Linie kam nur einer dafür in Frage: Kirju Haapala. Der Mann vom Planeten Tamerlan litt an Psycho-Epilepsie. Und wie es aussah, stand er kurz vor einem seiner von allen gefürchteten Anfälle. Wie sich das auf den weiteren Zusammenhalt der Loge auswirken würde, konnte sich selbst jemand ausmalen, der nur über wenig Phantasie verfügte.
    Der Logenmeister merkte, wie ihm der kalte Schweiß auf die Stirn trat. Krampfhaft bemühte er sich, nichts von seinen Gedanken und Gefühlen an die Logenmitglieder durchsickern zu lassen. Ob ihm das jedoch hundertprozentig gelang, war mehr als zweifelhaft. Zwar beherrschte er die Kunst, sein Bewußtsein abzuschirmen, aber die hochsensiblen PSI-Sinne der Treiber spürten natürlich trotzdem, daß sich die Unsicherheit in ihm breitmachte.
    Was für ein erbärmlicher Haufen! dachte Merlander. Haapala, der Psycho-Epileptiker, Ain Lavalle, die bereits vor der Treiberverfolgung desertierte Graue Treiberin, die nur aufgrund dubioser Beziehungen zu einer hochgestellten Persönlichkeit der Cosmoralität der allgemeinen PSI-Lobotomie entgangen war, Zeus Alpha, den man auf einem unbekannten Experimentalplaneten zu einem kaum noch menschlich zu nennenden Supertreiber gemacht hatte, Oona Karf, die männermordende Nymphomanin, und als einzig halbwegs »Normaler« der bei der großen Treiberverfolgung in den Untergrund gegangene Siri Lankard. Wenn man dann noch bedachte, daß zu einer Loge eigentlich nicht nur fünf, sondern sieben Treiber gehörten, dann war der bisher einigermaßen komplikationslos verlaufene Flug der STORTIS schon eine Art Wunder. Nur dem Umstand, daß das Gesamtpotential der Loge außerordentlich hoch war – kein einziger der fünf hatte einen PSI-Faktor unter hundertundzwanzig – war dieses »Wunder« zu verdanken.
    Aber auch Wunder stießen an Grenzen. Und diese Grenze sah Laacon Merlander jetzt näher und näher kommen.
    Wieder blickte er auf den Bildschirm. Die Rosatöne, die sich unter das Grau gemischt hatten, traten bereits deutlicher hervor. Aus den schmalen Linien waren größere Flecke geworden, die sich zusehends zum Rot hin verfärbten. Unwillkürlich hatte Merlander den Eindruck, von übelwollenden Augen angestarrt zu werden.
    Weltraum-II-Phänomene, die auf die STORTIS eindrangen, weil das Schiff im Begriff war, zu einem Fremdkörper zu werden, der nicht mehr in diesen Raum gehörte!
    Der Logenmeister schloß die Augen wieder, konzentrierte sich voll auf die Logenmitglieder.
    Er erschrak …
    Wie die meisten Logenmeister besaß er selbst nur rudimentäre PSI-Fähigkeiten. Seine Stärke war die Empathie, das verbindende, ausgleichende, koordinierende Element, ohne das keine Loge ihre Funktion erfüllen konnte. Aber selbst mit seinem geringen PSI-Potential nahm er nur allzu deutlich das losbrechende Chaos in Kirju Haapalas Bewußtsein wahr.
    Der Treiber selbst kämpfte mit aller Kraft gegen seinen außer Kontrolle geratenen PSI-Sinn an. Aber er stand dabei auf verlorenem Posten. Die Psycho-Epilepsie, jene tückische Krankheit, die schon so manchen guten Treiber letztendlich in den rettungslosen Wahnsinn getrieben hatte, war stärker. Es gelang Haapala kaum noch, seinen PSI-Sinn auf die blühende Mistelblüte, eine der letzten, die noch von der irdischen Yggdrasil stammten, zu fixieren. Ohne diese Fixierung jedoch, an der die ganze Loge teilhaben mußte, war ein sicheres, zielgerichtetes Navigieren durch Weltraum II nicht möglich. Statt dessen verselbständigte sich Haapalas PSI-Sinn sozusagen, tat Dinge, die der Treiber gar nicht wollte, die er aber nicht verhindern konnte.
    Eine Flut von wirren Gedankenfetzen strömte aus dem Bewußtsein des kranken Treibers. Oder auch aus seinem Unterbewußtsein, was wohl eher der Fall zu sein schien. Gedankenfetzen voller Gewalttätigkeit, Haß und dumpfer Sexualität. Sie drangen wie Bombensplitter auf Merlander und natürlich auch auf die anderen vier Logenmitglieder ein. Haapala bewältigte die furchtbaren Schlüsselerlebnisse seiner Vergangenheit.
    Und es blieb dabei nicht bei der bloßen telepathischen Übermittlung seines in wilden Aufruhr geratenen Innenlebens. Die starken PSI-Kräfte des Psycho-Epileptikers schufen plastische Suggestivbilder, die die Logenplattform mit gespenstischem Leben erfüllten.
    Zwei menschliche Gestalten waren plötzlich da – ein Mann und eine Frau. Der Mann war jung, sehr jung noch, höchstens sechzehn oder siebzehn Jahre alt, und hatte eine große Ähnlichkeit mit der Person
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