Die Terranauten 078 - Durchbruch nach Shondyke
… Der Versuch vor wenigen Tagen schlug fehl.« Sie machte Anstalten, sich von ihm zu lösen. Dann leuchteten ihre Augen auf. »Heißt das …?«
David nickte grimmig.
»Unter einer Voraussetzung. Unter der Voraussetzung, daß Sie diesen Angriff absagen und jede weitere Handlung mit mir besprechen. Wenn Sie einverstanden sind, werde ich versuchen, über Yggdrasil das Netz der Weltraumstraßen anzuzapfen und mich nach Shondyke abstrahlen zu lassen.
Ich werde mit den Clons sprechen. Ich werde ihnen Ihr Angebot nennen und ihre Entscheidung übermitteln. Mehr kann ich nicht tun. Sie müssen das verstehen.«
Chan zögerte.
»Sie würden das wirklich tun?«
»Ja.«
»Shondyke«, flüsterte sie. »Shondyke ist jeden Versuch wert. Ich bin einverstanden. Ich verschiebe die Aktion. Und Sie versuchen den Durchbruch nach Shondyke.«
Noch immer hielt David ihre Schultern umklammert, und er spürte grenzenlose Erleichterung.
Geschafft! dachte er. Noch einmal das Unheil abgewendet!
Er sah nicht ihr schmales, trockenes Lächeln, als sie sich abwandte und mit kleinen, gelassenen Schritten auf das Schott zusteuerte.
Eine kaum merkliche Erschütterung durchlief den teppichbelegten Boden.
Irgendwo in dem Rundumhangar des Diskus’ war ein Starcruiser von dem MHD-Katapult hinausgeschleudert worden in den Raum zwischen Erde und Mond.
*
Shondyke/Neunfarben
September 2503
Im Bereich des Sterngebäudes, unter dem sich die riesige Anlage der Garden-Basis ausbreitete, war der Sauerstoffanteil der Atmosphäre noch zu gering, um eine Verdichtermaske zu benutzen.
So legte Morgenstern mißmutig wie gewöhnlich den leichten Schutzanzug an, checkte die Überlebenseinrichtung und die Atempatronen und drückte dann auf den Wandkontakt.
Gemächlich wurde die Stahlwand von den verborgenen Elektromotoren zur Seite bewegt.
Licht drang in die Schleuse im 30. Stockwerk des Sternzackens. Rotes, tanzendes, flackerndes Licht. Das blutige Brodeln der Feuerschale, die Shondyke von Weltraum II trennte.
Nichts mehr an dem turmhohen Gebäude wies noch auf die Zerstörungen hin, die vor Jahresfrist von den Supertreibern Valdecs angerichtet worden waren.
»Auf denn«, brummte Morgenstern und hantierte mit seiner grünbeflaumten Hand an den Schaltungen der Schwebplatte.
Summend hob sich die Platte vom Boden und steuerte hinaus ins Freie.
Auf den ersten Blick schon waren die Veränderungen zu erkennen, die Shondykes Planetengesicht völlig neu prägten.
Nachdenklich verringerte Morgenstern die Geschwindigkeit der Schwebplatte und sah sich um.
Im Westen, fünf oder sechs Kilometer nur entfernt, glomm das kreisrunde Regenbogenfeld eines Raum-Zeit-Stroboskops. Es war groß, weit genug, um einen Kreuzer der Garden durchzulassen, und die bunten, hypnotischen Schlieren flackerten, daß selbst der Glanz der Feuerschale von ihnen überlagert wurde.
Bei jedem Flackern materialisierten sonderbare Gebilde und trieben schwankend aus dem Regenbogenfeld.
Sporen.
Kosmische Sporen.
Kleine, spezialisierte Exemplare, von Baby herbeidirigiert, dem Ableger Yggdrasils, der im Westen unter der Plastikkuppel wuchs und mit jedem Tag an Größe gewann.
Gegen die Sporen wirkten die Gestalten der Clon-Queens winzig, insektenhaft.
Sie übernahmen die fantastischen pflanzlichen Gebilde, sobald sie materialisiert waren, entfernten die zerbröckelten Überreste der Sonnensegel und verluden die Schoten in die MHD-Transporter.
Minütlich hoben die schweren Flugtransporter ab und verteilten sich in alle Richtungen, nach Süden, Norden, Osten, Westen, verstreuten die Saat über den ganzen Planeten.
Und die rissige, narbige Geröllebene, die große, endlose Ödnis, über die die Kristallteppiche gedriftet waren und dem Boden die Wärme entzogen hatten, so daß er zersprang … Die Ebene war jetzt grün.
Grün und blau und rot und gelb.
Gras, dick und hoch wie ein Finger. Bäume, die an TV-Antennen erinnerten und kopfgroße orange Blüten trugen. Sträucher wie haarige Büschel. Blumen, vier, fünf oder mehr Meter hoch, mit leicht im sachten Wind nickenden Kelchen.
Shondyke, der graue Planet, wurde langsam eine grüne Welt.
Die Pflanzen, die hier angesiedelt wurden, waren genetisch programmiert.
Sie würden den Stickstoffgehalt der Atmosphäre verringern und ihn durch Sauerstoff ersetzen.
Ihre Wurzeln pflügten und lockerten den Boden und zapften die Grundwasservorkommen an.
Der Strom der Sporen nahm nicht ab.
Diese Welt war groß, und das
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