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Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Titel: Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt
Autoren: Robert Quint
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man länger als ein Menschenleben braucht.
    »David! Umkehren!«
    Asen-Ger polterte die Stiege herauf. Unter seiner bronzenen Hautfärbung war er bleich. Heftig packte er David an der Schulter.
    »Wir müssen umkehren«, stieß der Logenmeister hervor. »Siehst du denn nicht, daß es unmöglich ist? Wenn uns der Strudel erst richtig gepackt hat, kommen wir nie wieder frei.«
    David sah ihn ruhig an. »Im Zentrum des Mahlstroms liegt der Große Abgrund.«
    »Schau dir doch die Schiffe an«, fauchte Asen-Ger nervös. »Sie kreisen. Jahrelang, generationenlang kreisen sie, bis sie inmitten des Strudels angelangen und hinunterstürzen. Kehren wir um, David. Es ist hoffnungslos. Und gefährlich.«
    »Wir haben keine Wahl«, erwiderte terGorden.
    Asen-Ger schüttelte ihn heftig. »Du bist verrückt, David. Es ist Selbstmord und …«
    David berührte das Amulett. Ihm war, als würde er dadurch an Kraft gewinnen. Die leisen Zweifel, die ihn bei Asen-Gers Worten erfaßt hatten, verschwanden.
    »Wir fahren weiter.«
    Der Logenmeister ließ ihn abrupt los und wich einen Schritt zurück. »Du bist mir unheimlich, David«, sagte er heiser. »Du hast dich verändert. Rorqual verändert jeden, aber ich befürchte, dich hat der Planet den Verstand gekostet.«
    Die Maryjane flog über die See.
    Das Rauschen und Tosen des ungeheuren Strudels dröhnten in den Ohren und saugte die Stimmen der Treiber auf, die wie erstarrt an Deck standen und dem nahenden Verderben entgegensahen.
    »Asen-Ger hat recht«, brüllte Colynn. Sein Mund befand sich dicht an Davids Ohr. »Ich …«
    »Selbst wenn wir wollten«, schrie David zurück, »es ist unmöglich.«
    Das Schiff bockte. Es legte sich zur Seite, veränderte den Kurs, um sich einzufädeln in die reißende, kreisende Strömung. Aus dem Nebel lösten sich die Umrisse eines Dreimasters, und als der Schoner mit dem Bug tief in ein Wellental getaucht wurde, da erhaschte David einen Blick auf das Deck.
    Menschliche Gebeine lagen auf den Planken, weiß wie die klatschenden, schlaffen Segel.
    »Myriam, steh mir bei«, ächzte Colynn. Er klammerte sich an das Steuerrad, um von den schwankenden Bewegungen der Maryjane nicht zu Boden geworfen zu werden.
    David hielt sich mit einer Hand an der Brüstung der Brücke fest und umschlang mit der anderen Nayalas Hüfte. Irgendwo knarrte es tief und gedehnt.
    »Sufnor fürchtet sich«, rief Nayala besorgt.
    »Wir alle fürchten uns«, erwiderte David.
    Der Dreimaster glitt an der Maryjane vorbei, im ehernen Griff des Strudels, und huschte davon. Wieder neigte sich das Schiff.
    Nur noch Minuten, erkannte David, und die Maryjane würde beim Versuch, dem fordernder werdenden Sog des Mahlstroms zu entkommen, in tausend Teile zerbrechen.
    Das tintenschwarze Zentrum dieses Molochs, der unvorsichtige Segler einfing und sie auf ewig behielt, strahlte eine undefinierbare Drohung aus.
    Der Große Abgrund, dachte terGorden in plötzlichem Begreifen, ist ein Weg ohne Wiederkehr, und möglicherweise werden wir wirklich alle dabei sterben. Alles, was man uns über den Abgrund erzählt hat, ist wahr.
    Die Angst bildete einen schmerzlichen Knoten in seinem Magen. Aber es muß einen Grund geben, warum Yella uns hierhergeschickt hat.
    »Wir brauchen Wind«, schrie er. »Sturmwind für die Segel, um die Strömungen zu überwinden und bis ins Zentrum vorzustoßen.«
    Aber keine Brise kam auf. Die Luft war dick und trocken und roch nach faulendem Holz. Windstille. Der Mahlstrom schäumte und ließ Gischt meterhoch aufspritzen. Das Tosen schmerzte jetzt in den Ohren.
    »Wind?«
    Nayalas Stimme war dünn und zerbrechlich in dem urgewaltigen Lärm. David sah sie an und stellte verwundert fest, daß sie lachte.
    »Sturm«, schrie Nayala. Sie löste sich aus seinem Griff und stand aufgerichtet da, und selbst das ständige Schlingern und Stampfen des Schiffes schien sie nicht mehr zu beeinflussen.
    Nayala breitete die Arme aus. »Winde sollen pfeifen. Aus allen Himmelsrichtungen sollen sie herbeieilen und sich in unsere Segel werfen. Böen sollen sie bauschen. Sturm soll uns tragen über den Strudel, die Gischt …«
    Ihre Augen blitzten, und ihre Gestalt verschwamm vor Davids Augen.
    Er spürte ein Ziehen im Hinterkopf wie immer, wenn in seiner unmittelbaren Nähe psionische Kräfte freigesetzt wurden.
    Psychokinese, durchfuhr es ihn. Nayala beeinflußt auf psychokinetischem Wege das Wetter.
    Das Ziehen verstärkte sich, und der Treiber fuhr zusammen unter den ungestümen Gewalten,
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