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Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Titel: Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt
Autoren: Robert Quint
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Kerl nicht. Deshalb legte ich den Laser dorthin, wo ich ihn sofort erreichen konnte.
    Ich behielt recht. Es blieb nicht bei dem einen Zwischenfall. Eine Stunde später machte sich jemand von außen an der Tür meines Zimmers zu schaffen. Ich packte den Strahler und verbarg ihn unter der Bettdecke.
    Irgend etwas sagte mir, daß mein neuer »Gast« es nicht auf mein Geld abgesehen hatte.
    Es war ein Verfolger, einer der Terranauten aus dem Tal der grünen Blumen. Sie hatten mich eher aufgespürt, als ich erwartet hatte.
    Ich verstärkte sofort meine Gedankenabschirmung. Nein, Angst hatte ich nicht. Im Gegenteil. Ich sah dieser Begegnung sogar ziemlich gelassen entgegen. Denn der Laser tötete auch Treiber …
    Das war mein sechster und letzter Fehler.
    Ich erwartete einen Treiber, dessen PSI-Fähigkeiten hier auf Rorqual weitestgehend gelähmt waren.
    Doch es kam jemand anderer …
     
    *
     
    Nayala del Drago hatte den Impuls vor etwa einer halben Stunde aufgefangen. Er war nur kurz gewesen, geboren aus einem Sekundenbruchteil Unvorsichtigkeit, doch er hatte ausgereicht. Sie wußte jetzt, wo sich der gesuchte Olgar Nordstrom befand. Im Osten. In einer Stadt namens Xalihat.
    Der Drache drehte ab. Kräftig schlugen seine Schwingen, als er die Geschwindigkeit steigerte. Kalte Nachtluft streichelte über Nayala hinweg.
    Es wurde auch Zeit. Sie konnte mit David oder Narda keinen psionischen Kontakt mehr aufnehmen. Sie waren bereits zu hoch im Norden, als daß die Drachenhexe mit ihren hier auf Rorqual ebenfalls geschwundenen PSI-Sinnen sie noch hätte lokalisieren können.
    »Hinunter mit dir, Sufnor!« rief sie, als unter ihnen die ersten Lichter Xalihats auftauchten.
    »Kraak!« machte der Drache und legte die Schwingen an. Wie ein Geschoß rasten sie hinab.
    Sufnor landete in einem Stadtteil, in dem nur wenige Lichter brannten. Seine Flanken bebten.
    »Nein«, lächelte Nayala und streichelte ihn. »Du kannst nicht mitkommen. Du fällst zu sehr auf, Sufnor. Steig wieder empor. Ich rufe dich, wenn meine Aufgabe erfüllt ist.«
    Sufnor legte den Kopf auf die Seite, tänzelte umher und warf sich dann wieder dem Himmel entgegen. Bald war er verschwunden.
    Nayala machte sich auf den Weg. Die dunklen Gestalten, die in Nischen und an Ecken hausten, entgingen ihr nicht. Mit dem Flüchtlingsstrom aus dem Norden was auch das Elend in Xalihat eingekehrt. Elend aber förderte die Gewalt.
    Noch einmal rief sie sich den kurzen Impuls ins Gedächtnis zurück. Die Richtung stimmte, ja. Das Ziel war eine Taverne. Zum wilden Barbaren wurde sie genannt. Es war nicht mehr weit.
    Plötzlich tauchten direkt vor ihr drei in wehende Umhänge gekleidete Gestalten auf und versperrten ihr den Weg. Sie waren groß, größer als Nayala. Und ihre Augen funkelten düster.
    »Sieh an, wen haben wir denn da?« fragte der erste schelmisch. »Eine einsame Wanderin«, meinte der zweite. »Vielleicht braucht sie Gesellschaft«, ließ sich der dritte vernehmen.
    Und dann griffen sie an. Alle drei stürmten gleichzeitig vor, zückten blitzende Langmesser, holten aus.
    Nayala blieb ruhig stehen. Die Finger ihrer rechten Hand bewegten sich wie Zweige im Wind. Der erste Mann schrie auf und stürzte in den Schlamm. Der zweite umklammerte mit beiden Händen seinen Hals und verdrehte die Augen. Der dritte schließlich riß erschrocken die Augen auf, vergaß alle Angriffsabsichten und floh in die Dunkelheit hinein.
    Unbehelligt setzte Nayala ihren Weg fort. Ihre PSI-Sinne waren aktiv, strahlten einen ständigen Strom aus, der andere potentielle Angreifer von vornherein davon überzeugte, daß es besser war, sie in Ruhe zu lassen. Manchmal, dann, wenn sie an Hauseingängen oder Torbögen vorbeikam, raunte und wisperte es in der Finsternis, aber Nayala störte sich nicht daran.
    Schließlich hatte sie die Taverne erreicht. Sie konnte das Hirnstrommuster Nordstroms nicht aufnehmen, aber das hatte nicht viel zu besagen. Sie wußte ja bereits, daß es der Schatten gut verstand, seine Gedanken abzuschirmen. Und wenn sie ihn gefunden hatte …
    »Ich suche einen Mann«, sagte sie, an den Wirt gerichtet. »Einen Hohen Herrn.«
    Der Dicke musterte sie abschätzend. Und während er sie betrachtete, lagen seine Gedanken offen vor ihr. Es war ein Konglomerat aus Schmutz, Perversion und Hinterhältigkeit. Ohne ein Wort gesagt zu haben, hatte er Nayala bereits alles verraten, was sie wissen wollte. Sie wandte sich angeekelt ab und stieg die knarrende Treppe empor.
    Ja, Olgar
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