Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt

Titel: Die Terranauten 057 - Fahrt zum Ende der Welt
Autoren: Robert Quint
Vom Netzwerk:
Nordstrom war hier. Je näher sie ihm kam, desto unwirksamer wurde seine Gedankenabschirmung. Wenn sie ihm gegenüberstand, würde sie leicht in sein Innerstes vordringen können.
    Vor einer schweren Holztür blieb sie stehen. Im Zimmer dahinter war alles still. Doch Nordstrom schlief nicht.
    Sie nickte und legte die rechte Hand auf die breite, hölzerne Klinke.
    Langsam öffnete sie die Tür …
     
    *
     
    Ein Schatten erzählt:
    Mein Verfolger trat ein. Es war eine wunderschöne Frau. Schöner als alle, die ich bisher in meinem Leben gesehen hatte. Ein Traum. Mir stockte unwillkürlich der Atem.
    »Ihr habt mich also doch gefunden«, sagte ich. Sie nickte. Und dann fiel es mir auf. Ich hatte sie nicht bei den Terranauten im Tal der grünen Blumen gesehen. Ich hatte sie überhaupt noch nie gesehen.
    »Hast du wirklich geglaubt, du könntest einfach den Samen stehlen?«
    Ich sah sie an. Ihre Augen waren wie Juwelen, ihre langen schwarzen Haare wie die Wellen eines Ozeans aus Glück.
    »Nein«, entgegnete ich. »Ich habe mit dir gerechnet. Nicht mit dir persönlich, aber mit jemandem, der sich an meine Fersen heftet.«
    »Ich bin hier.« Sie streckte die Hand aus. »Gib mir das Amulett. Wir brauchen die Samen Yggdrasils.«
    Ich mußte unwillkürlich lachen. »Ich auch, meine Liebe, ich auch. Darum habe ich ihn ja gestohlen.«
    Sie kam näher, ließ mich nicht aus den Augen. Dann ließ sie sich auf einem hölzernen Stuhl nieder.
    »Du glaubst, der Menschheit einen großen Dienst zu erweisen, indem du die Samen dem Konzil übergibst. Aber du irrst dich. Ohne die Samen Yggdrasils gibt es keine neue Treiberraumfahrt. Ohne die Treiberraumfahrt werden die Kaiserkraftschiffe des Konzils weiter ihre entropieverzerrende Kraft freisetzen. Es geht um mehr als die Menschheit. Der Galaxis steht eine Katastrophe von ungeheuren Ausmaßen bevor, wenn die Kaiserkraftraumfahrt nicht so schnell wie möglich unterbunden wird. Eine Katastrophe, wie sie sich schon einmal ereignete, vor Äonen. Die Naturgesetze werden auf den Kopf gestellt. Das werden wir allerdings nicht mehr erleben. Denn die Menschheit wird zu diesem Zeitpunkt längst von der Bildfläche verschwunden sein.«
    Ich lachte höhnisch. »Was interessiert euch die Menschheit? Ihr habt euch mit Fremden verbündet. Cantos ist einer von ihnen. Ihr kämpft zusammen mit Fremdintelligenzen gegen die Menschheit. Wir werden mit allen Gefahren fertig werden. Dann, wenn wir uns wieder einig sind, wenn es keine Kraft mehr gibt, die das Reich von innen her aushöhlt. Was seid ihr Terranauten schon ohne eure Yggdrasil? Was seid ihr schon ohne Misteln?«
    Sie schüttelte den Kopf. Sie war so schön. Ich hatte fast so etwas wie Skrupel, sie umzubringen. Aber ich wußte auch, daß es nötig sein würde.
    »Du hast dir die Ideologie der Herrscher zu eigen gemacht, Nordstrom. Hunderttausende von Menschen sind bereits an den unmittelbaren Auswirkungen der Kaiserkraft zugrunde gegangen. Millionen, Milliarden werden ebenfalls dieses Schicksal erleiden, wenn das Konzil so weitermacht wie bisher. Der Samen Yggdrasils ist die einzige Chance, die die Menschheit noch hat. Besinne dich!«
    Ich nickte langsam. Oh ja, ich hatte mich längst besonnen. Unter der Bettdecke, unsichtbar für die Terranautin, richtete ich die Waffe auf das Ziel aus.
    »Es tut mir leid«, sagte ich. Und ich meinte es fast ehrlich. »Aber dein Gerede nützt nichts.«
    »Du hast keine Chance«, erwiderte sie eindringlich. »Du kannst diese Welt nicht mehr verlassen. Der Weg ins Normaluniversum ist längst versperrt. Rorqual hat sich endgültig abgeschottet.«
    Ich kniff die Augen zusammen. Natürlich war ich der Überzeugung, daß sie bluffte, mich auszutricksen versuchte. Ich antwortete nicht, sondern betätigte den Auslöser meines Lasers.
    Der Strahldruck fetzte die Bettdecke beiseite, verbrannte sie zu einem Stück schwarzgrauer Asche. Der Strahl zuckte auf die Terranautin zu.
    Die schwarzhaarige Schönheit hob nur die linke Hand. Der Laserstrahl wurde abgelenkt und verschwand irgendwo in ihrer Handfläche. Sie lächelte sirenenhaft.
    »Sieh es doch ein. Du hast keine Chance. Gib mir das Amulett.«
    Ich reagierte, wie es sich für einen Schatten gehörte. Mit einem Satz war ich aus dem Bett heraus, justierte die Waffe auf volle Energieabgabe und feuerte erneut. Der Strahl verschwand zwanzig Zentimeter vor der Brust der Schönen im Nichts. Es war gespenstisch. Sie stand auf, blickte mich an – und hielt im nächsten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher