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Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna

Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna

Titel: Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna
Autoren: Robert Quint
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und Rauschkakteen im Ophiuchi-System; die lange, dunkle Reise zu der Außenseiter-Sonne, und unter ihnen das gleißende, blendende Wagenrad der Milchstraße.
    Gemeinsam hatten sie diese Zeit verbracht, waren zu viert in dem kleinen, alten Prospektorenschiff durch die Galaxis gestreunt.
    Morgenstern, Gride, der Psyter und Astos, der alte Treiber, der mit seinen psionischen Kräften die gute, alte SAPHYR allein durch den Weltraum II bewegt hatte, was eigentlich nicht erlaubt war und ihnen schließlich den Ärger mit den Garden einbrachte.
    Doch Astos war tot, und die gemeinsamen Jahre glichen nun Spinnweben, die ein kräftiger Wind zerrissen hatte.
    Perchiner Gride war früher einmal ein ernster, intelligenter Mann gewesen, ein Servis wie Morgenstern und der Psyter, auf der Jagd nach Reichtum und vielleicht nach etwas, das nur noch ein Treiber nachempfinden konnte. Ein träumerischer Ausdruck hatte ständig in seinem Gesicht gelegen, das noch nicht von dem Zynismus des Alters geprägt worden war, doch nun wirkten seine Augen irr und unstet, war sein Antlitz von furchteinflößenden Gefühlen verunstaltet.
    Ein Opfer der Seelentaucher.
    Morgenstern raffte seine Kräfte zusammen, schluckte das Blut hinunter, das aus seinen geplatzten Lippen sickerte, und hob unter stechenden Schmerzen den Kopf.
    »Perchiner«, flüsterte er. »Perchiner Gride! Ich bin es, Morgenstern. Du weißt, wer ich bin. Wir sind Freunde. Freunde!«
    Gride beobachtete ihn lauernd, vielleicht auch ein wenig verwirrt, und dann glitt sein Blick hinüber zu dem Mädchen, das noch immer zusammengekauert in der Ecke wartete und zusah.
    Gride lachte krächzend.
    »Kein Gedanke nicht an SAPHYR«, brabbelte er undeutlich. »Bin fein tot. Kenn kein’ Morgenstern. Weiß nich’, was. Nein. Nein.«
    Er ist völlig durchgedreht, dachte Morgenstern betroffen.
    Vor der Tür wurden Geräusche laut.
    Alarmiert wandte Morgenstern mit zusammengebissenen Zähnen den Kopf. Er stöhnte unter dem scharfen Schmerz, der in seinem Schädel pulsierte.
    Gride fuhr herum und knurrte wie ein wildes Tier. Zögernd wich er zurück, näherte sich Leande, die plötzlich ihr Summen wieder aufgenommen hatte.
    Morgenstern kicherte unmotiviert und verstummte sofort wieder.
    Hysterisch! durchzuckte es ihn. Ich werde hysterisch.
    Ein dürrer, hochaufgeschossener Mann schob sich durch den Spalt zwischen Schott und Mauer. Lumpen bekleideten ihn nur notdürftig, und der Geruch, der von ihm ausging, verriet, daß er die Kleiderfetzen lange Zeit nicht mehr abgelegt hatte.
    »Hübsche Party, Gride«, knurrte der Neuankömmling und machte einer Frau Platz, die im Gegensatz zu ihm gepflegt und halbwegs normal wirkte. »Hübsche Leande. Warum steht der Raum unter Wasser? Soviel Wasser. Seltsam. Stimmt alles? Es wirkt falsch. Ich wußte nicht, daß etwas so falsch sein kann.«
    Gride knurrte erneut. Er hatte sich wie schützend vor Leande aufgebaut.
    Die Frau betrachtete ihn mit sichtbarem Begehren.
    »Sie ist eine Spionin, Gride!« zischte sie plötzlich, deutete auf Leande. »Siehst du nicht das Rattengesicht? Das Fell, das graue, rauhe Fell an ihren Händen? Eine Ratte! Ratte! Ratte!«
    Morgenstern spürte, wie die Schmerzen allmählich abflauten. Sein Herz klopfte heftig, als er vorsichtig unter seine Jacke griff und nach dem Nadler tastete.
    Niemand schien ihn zu beachten.
    Spannung knisterte zwischen Gride und den beiden Unbekannten.
    »Kraft zum Zermalmen«, murmelte Gride undeutlich, ballte die großen, schwieligen Fäuste. »Macht zum zerbrechen.« Seine Augen fanden Morgenstern.
    Der Häftling erstarrte und fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach.
    »Wenn ich an die SAPHYR denke«, sagte Gride plötzlich mit erstaunlich klarer, normaler Stimme, »frage ich mich, was aus Astos geworden ist.«
    »Er ist tot, Perchiner«, krächzte Morgenstern. »Seit zwei Jahren. Wir haben ihn begraben, Perchiner. Du, der Psyter und ich.«
    »He, he!« machte der dürre, verwahrloste Mann. »Hübscher Fremder. Sehr hübsch. He, Fremder, wo ist der Weg zum Raumhafenrestaurant? Kann mein Schiff nicht wiederfinden. Ist leis und still ertrunken. Möchte wissen, woher das ganze verdammte Wasser kommt. Schmutzwasser, Fremder. Abwasser.«
    Morgenstern sagte nichts.
    »Unterhalte dich nicht mit Ratten, Thom«, flüsterte die Frau. Ihre Stimme war hell und blumig, nur ein leiser, kranker Ton verunstaltete ihre Worte, verriet etwas von den finsteren, schrecklichen Dingen, die sich in ihrer Seele abspielen mochten.
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