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Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna

Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna

Titel: Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna
Autoren: Robert Quint
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»Nicht mit Ratten. Nicht jetzt. Niemals.«
    Gride stieß einen zornigen Schrei aus.
    »Fort«, brüllte er. »Verlang nach Ruhe. Kein Wort nich’ bei Leande.«
    »Hübsche Leande«, wiederholte der Mann namens Thom stumpfsinnig.
    Die Frau nickte. Ihr dürrer Hals schwankte wie ein Schilfrohr im Wind. »Rattenleande«, stieß sie hervor. »Ganz und gar haarig. Und kalt im Herzen. Eisig kalt.«
    Sie begann zu zittern.
    Morgenstern umklammerte den Nadler und konzentrierte sich. Alles mußte nun sehr schnell gehen.
    Deutlich registrierte er die wachsende, bedrohliche Spannung zwischen Gride und Thom. Morgenstern verstand nicht die Hintergründe oder den Anlaß dieser Konfrontation, aber er wußte, daß es um Leande ging und daß beide Männer diesen Augenblick erwartet hatten.
    Mit einer lautlosen Verwünschung begriff Morgenstern, daß er sich den denkbar ungünstigsten Zeitpunkt ausgesucht hatte, um die junge, verrückte Frau nach oben zu bringen. Gride war offenbar Leandes selbsterwählter Beschützer, und Thom und die Frau hatten etwas Unbekanntes mit ihr vor.
    Und nach allem, was er über die Braune Platte gehört hatte, dachte Morgenstern düster, mußte es etwas sehr Seltsames sein.
    »Gib die hübsche Leande heraus, Gride«, forderte Thom unvermittelt und machte einen vorsichtigen Schritt.
    Gride duckte sich und hob drohend die Fäuste.
    »Brauchst keine Angst zu haben, Gride«, knurrte Thom. »Kannst mitkommen. Cylia liebt husche Männer. Nur keine Ratten.«
    »Keine Ratten«, bestätigte die Frau. »Niemals.«
    »Komm, Leande«, rief Thom. »Bleib nicht im Wasser. Wo ist mein Notizbuch? Die verdammte Gleichung. Ich habe die verdammte Gleichung vergessen. Komm, spuck sie aus, spuck sie aus, Computer.« Thom taumelte und preßte die Hände vor das Gesicht. Gleich darauf wurde er wieder ruhig. »Leande«, flüsterte er. »Ich kenne den Weg zurück. Ganz zurück und viel weiter noch, Leande. Es ist arg dunkel dort, finster wie im Herzen, aber dort ist Ruhe. Leande?«
    Die junge Frau beendete ihren traurigen, stummen Gesang und erhob sich. Sie wirkte wie in Trance. Ihre Augen fixierten Thom, und zum erstenmal konnte Morgenstern etwas wie Glanz in ihnen entdecken.
    »Zurück?« hauchte Leande.
    Thom grinste, aber sein Grinsen war schief und unstet, mehr ein Zucken seines Mundes. »Endgültig und für immer zurück«, bekräftigte er.
    Gride schien zu verstehen, was geschah, als Leande ihn mit einer Hand fast spielerisch zur Seite drückte und mit dem eigenartigen Gang, den die Häftlinge sich in der geringen Mondschwerkraft angewöhnt hatten, auf Thom zuging.
    Perchiner Gride kreischte auf.
    Für Morgenstern wirkte es wie ein Signal.
    Er riß den Nadler hervor, zielte kurz und drückte den Feuerknopf. Sirrend fauchte die winzige Nadel aus dem Lauf und bohrte sich in Thoms Hals. Der Verrückte zuckte zusammen und preßte die Hand auf die winzige Wunde. Entsetzt starrte er Morgenstern an und schien ihn zum ersten Mal bewußt wahrzunehmen.
    In Bruchteilen von Sekunden löste sich die Kristallnadel auf, ging sofort in die Blutbahn über. Während Thom noch versuchte, mit taumelnden Schritten auf den am Boden liegenden kleinen Mann zuzueilen, hatten zwei weitere Nadeln bereits den Lauf verlassen und Gride und Cylia getroffen.
    Thom brach zusammen, für einige Stunden von dem Betäubungsgift aus dem Verkehr gezogen. Kurz danach folgten ihm Cylia und Perchiner Gride.
    Morgenstern atmete auf.
    Ein Nadler beinhaltete immer ein gewisses Risiko für den Benutzer; die Wirkung des Giftes war von Organismus zu Organismus verschieden, und manchmal dauerte es lange, bis die Bewußtlosigkeit eintrat.
     
    *
     
    Stöhnend rappelte sich Morgenstern auf, noch immer den Nadler in der Hand, und trat vorsichtig auf die drei reglosen Gestalten zu. Kein Zweifel, von ihnen hatte er für die nächste Zeit nichts zu befürchten.
    Der kleine Mann warf noch einen kurzen Blick auf Gride, preßte die Lippen aufeinander und sah dann zu Leande.
    Er konnte für seinen Freund nichts mehr tun; selbst bei guter ärztlicher Behandlung war es fraglich, ob er noch einmal von den Folgen des Seelentaucher -Sekrets genesen würde.
    Aber vielleicht gab es für Leande Rettung.
    Vielleicht war die Mission des Psyters von Erfolg gekrönt worden.
    Vielleicht …
    Es gab zu viele Wenn und Aber bei dieser Sache, dachte Morgenstern und wunderte sich gleichzeitig über die Niedergeschlagenheit, die ihn befallen hatte. Trotzdem gab es keinen anderen Weg. Sie mußten
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