Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna

Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna

Titel: Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna
Autoren: Robert Quint
Vom Netzwerk:
es schaffen. Niemand konnte ewig lebendig begraben sein.
    Und der Psyter war nicht allein die treibende Kraft der Bewegung. Viele, sehr viele der Häftlinge hatten schon Jahre damit verbracht, eine Lücke im System der Kameras, verschlossenen Türen, und undurchdringlichen Wänden zu suchen. Nun, der Psyter hatte sie gefunden. Und deshalb mußte sich Morgenstern hier unten in der Braunen Platte mit Verrückten und seiner eigenen Angst herumschlagen und dieses arme, kranke Mädchen herausholen.
    Leande schien durch den kurzen Kampf nicht sehr beeindruckt; vielleicht hatte sie ihn gar nicht als das erlebt, was er war. Die Bezugssysteme der Kranken – die Art, wie und als was ein Ding beobachtet und begriffen wurde – schienen bei ihnen verzerrt zu sein. Viele wirkten wie in einer fremden, gespenstischen Welt gefangen, in einem persönlichen Universum, ohne oder mit nur wenig Bezug zur Realität.
    Morgenstern vertrieb die fruchtlosen Überlegungen. Die Häftlinge hatten wenig Mittel, um den Verrückten, den Zentristen, zu helfen, und die Grauen Garden und das Konzil schienen kein Interesse daran zu haben.
    Die Kameras verrieten, daß sie um die Zustände in den Mondkerkern wußten. Aber sie kümmerten sich nicht darum.
    Beruhigend redete er auf Leande ein und hoffte verzweifelt, daß keine weiteren Bewohner der Braunen Platte von dem Lärm des Streites angelockt würden. Aber alles blieb still.
    Zunächst nur zögernd, dann aber willig folgte Leande dem Druck von Morgensterns Hand hinaus auf den grün gestrichenen Korridor.
    Morgenstern blickte sich um, den Nadler schußbereit in der Hand, und entspannte sich erleichtert, als ihn nur Schweigen und Leere empfingen.
    »Komm, Leande«, flüsterte Morgenstern. »Freunde warten auf dich.«
    Gemeinsam eilten sie den Korridor entlang, halb springend, halb schwebend unter dem Einfluß der geringen Schwerkraft, und erreichten die großen Haupttunnel.
    Wieder menschenleere Gänge.
    Die Zentristen, dachte Morgenstern mit einem unbehaglichen Gefühl im Nacken, lauerten ihnen vielleicht schon auf …
    Er schüttelte sich und hastete weiter.
    Beginnende Paranoia, diagnostizierte der kleine Mann. Das fehlte noch, daß er sich selbst verrückt machte!
    Forschend warf er Leande einen Blick zu, doch die Zentristin wirkte ruhig und auf eine seltsame Weise zufrieden. Aber Morgenstern wußte, daß sich dieser Zustand sehr bald in Panik oder Angriffslust verwandeln konnte.
    Näher und näher rückte die Einstiegsluke zum Treppenschacht.
    Morgenstern entspannte sich.
    Zu früh.
    Aus einem Seitengang stürmte ein Zentrist, ein abgemagerter, kahlköpfiger Mann. Das dunkle Schimmern in seinen Augen und das kurze Metallrohr in seiner Hand warnten Morgenstern rechtzeitig.
    »Keinen Meter«, brüllte der Kahlköpfige. »Ich vertrete das Konzil, hören Sie? Der Lordoberst ist abgesetzt. Der Lordoberst, hören Sie? Die Macht übernehme ich! Sie können mich Generalmanag Gustalvi nennen, aber ich schlage Ihnen die Schädel ein, wenn Sie die Große Krumme in ihrem Schlaf stören oder sonst etwas Gräßliches unternehmen. Die Lage ist ernst, ein Krieg unvermeidbar. Sie verstehen das doch, oder?«
    Der Kahlköpfige deutete mit dem Eisenrohr auf Morgenstern.
    »Sie! Antworten Sie!«
    »Ich …«, sagte Morgenstern, wurde aber unterbrochen.
    »Kein Wort. Nicht in dieser Verfassung. Früher stand die ganze Grüne Hügel hinter mir, jetzt das Konzil. Wo sind da noch Grenzen?«
    Der Kahlkopf, erinnerte sich Morgenstern trübe, war vor langer Zeit hoher Manag der Grüne-Hügel-Gesellschaft gewesen, dann aber wegen betrügerischer Finanzmanipulationen zu Schaden des Konzils verurteilt und auf Luna inhaftiert worden. Das Seelentaucher- Sekret und der lange Aufenthalt in den Kerkern von Luna mußten ihm vollends den Verstand gekostet haben.
    »Verräter«, gellte die Stimme des Zentristen auf, »werden nicht geduldet.«
    Unvermittelt hob er das Eisenrohr und schlug zu.
    Morgenstern hatte etwas Ähnliches erwartet, wich dem tödlichen Hieb aus und feuerte den Nadler ab.
    Ächzend stürzte der Verrückte zu Boden.
    Morgenstern begann zu laufen und zerrte Leande mit sich.
    Fort! dachte er. Nur fort von hier!
    Der Treppenschacht umfing sie dann wie ein unangreifbarer Bunker, hielt die Braune Platte fern, und gemeinsam machten sich der kleine Mann und das verrückte Mädchen an den Aufstieg.
    Niemand folgte ihnen.
     
    *
     
    Das Schott vor ihnen war breit und hoch wie ein Scheunentor und bestand aus solidem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher