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Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna

Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna

Titel: Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna
Autoren: Robert Quint
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gereicht; später wurde das Bergwerk geschlossen, die Stollen aufgegeben und nur der obere Teil zu einem Gefängnis umgebaut.
    Die Mondkerker endeten hier in der Braunen Platte. Alles, was darunter lag, war unerreichbar.
    Morgenstern spähte durch die Ausstiegsöffnung. Ein gerader, nur ungenügend erleuchteter Tunnel lag vor ihm. In regelmäßigen Abständen mündeten Seitenkorridore in den ehemaligen Bergwerksstollen, aber nichts deutete auf die Nähe anderer Menschen hin.
    Kurz rief er sich den Grundriß der Platte ins Gedächtnis und begann, mit weiten, halb schwebenden Sprüngen den Tunnel entlangzueilen.
    Auf dem Mond herrschte nur ein Sechstel der irdischen Schwerkraft, aber Morgenstern beobachtete mit Sorge, wie dieser Vorteil zu einem Nachteil wurde. Die Muskeln, wenig gefordert durch die geringe Gravitation, verloren mit der Zeit ihre Stärke. Früher war es ihm nicht schwergefallen, in kurzer Zeit die Distanz zwischen der obersten Etage und der Braunen Platte zu überwinden, aber nun fühlte er sich bereits erschöpft und atmete schwer.
    Verbissen eilte er weiter und ignorierte standhaft die Signale seines leeren Magens.
    Noch immer war alles still, doch die Zeit verging rasch, und es konnte nur noch Minuten dauern, bis jeder seine Mahlzeit in Empfang genommen und verzehrt hatte.
    Dann konnte es für ihn unter Umständen gefährlich werden.
    Endlich tauchte rechts der von terLyer beschriebene Quergang auf. Die hellgrüne, abblätternde Farbe hob sich deutlich von dem dunklen Anstrich der anderen Gänge ab.
    Morgenstern blieb stehen, holte schnaufend Luft und horchte.
    Jemand schrie.
    Der kleine Mann zuckte zusammen und verbiß einen Fluch.
    Natürlich, er hatte es erwartet, war darauf vorbereitet, aber seit drei Jahren hielt er sich jetzt zum erstenmal wieder in der Braunen Platte auf. Es war genauso schrecklich wie damals, als er den Psyter begleitet hatte.
    Der Schrei klang gedämpft, war fern, von ihm getrennt durch Dutzende massiver Wände, aber er fand seinen Weg durch die Ventilatorschächte und erfüllte gleichmäßig jeden Raum dieser Etage.
    Morgenstern schüttelte sich und ging weiter, hinein in den grünen Korridor.
    Der Schrei begleitete ihn. Es war nicht zu erkennen, ob es eine Männer- oder eine Frauenstimme war. Die Unterschiede wurden von dem Schmerz und der Angst verwischt, die in der Stimme lagen.
    Ein Opfer der Seelentaucher. Einer von denen, die auch nach dem Abklingen des Lerroongiftes nicht den Weg zurück in die Wirklichkeit gefunden hatten und nun jeder für sich durch ihre private Hölle tappten.
    Das Gefühl, von verborgenen Augen beobachtet zu werden, trieb dem kleinen Mann den Schweiß auf die Stirn. Mehrmals blickte er sich unvermittelt um, aber auch hinter ihm war alles leer. Nur hier und da klebte an den Wänden ein grauer Punkt, an eine Fliege erinnernd, die in ihren geschäftigen Bewegungen erstarrt war. Eine Mikrokamera.
    Die Grauen überließen die Gefangenen sich selbst, aber sie waren trotzdem überall zugegen. Kein Raum, kein Tunnel, kein Gewölbe im Mondkerker, der nicht beobachtet wurde.
    Fast! verbesserte sich Morgenstern mit einem schmalen Lächeln. Fast kein Raum …
    Der Häftling verlangsamte seine Schritte, als er das krumme, halb, geöffnete Schott vor sich sah. Irgendwann in der Vergangenheit mußte sich hier eine Explosion ereignet haben. Ein knapp zehn Meter messender Teil des grünen Korridors wirkte wie eine gigantische Konservendose, in die ein Riese Beulen gedrückt hatte. Das Schott war halb aus der Halterung gerissen.
    Morgenstern schlich lautlos bis zu dem mannsbreiten Spalt zwischen Wand und Tür, lauschte wieder.
    Jemand summte.
    Es klang verzerrt und krank.
    Das mußte die Frau sein.
    Wie hatte der Psyter sie genannt? Mein Augenstern …
    Sentimentaler Unfug! dachte Morgenstern mit plötzlichem Zorn.
    Die Frau war verrückt. Völlig verrückt. Kein normaler Mensch konnte so summen.
    Morgenstern fröstelte.
    Narr! dachte er. Du hättest diesen Job wirklich Teschnapur überlassen sollen!
    Das Vibrieren eines gewaltigen Gongschlages, der in dieser Sekunde durch die Tunnel schepperte, riß ihn aus seiner Starre. Nervös fuhr sich der Häftling mit der Zunge über die Lippen.
    Der Psyter hatte gut reden! Hol sie heraus! hatte er zu Morgenstern gesagt. Sie ist ein kleines, verletztes Ding und sehr krank, also behandle sie gut, aber hol sie da heraus!
    Mit dem Gong verklang auch der entsetzliche, klagende Schrei. Nur das Summen blieb.
    Morgensterns
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