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Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna

Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna

Titel: Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna
Autoren: Robert Quint
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Überraschte Blicke trafen den Treiber.
    Scanner Cloud räusperte sich. »Trotzdem, uns bleibt keine Wahl. Unsere einzige Chance, das Sonnensystem zu verlassen, ist der Kaiserkraft-Antrieb. Oder wollen Sie wieder von den Grauen nach Luna verschleppt werden?«
    »Sie wissen nichts von den Dingen, die geschehen sind.« terGorden schloß die Augen, erbebte innerlich unter den Erinnerungen. »Sie wissen nichts von den Toten, den Verrückten, die das andere aus dem Weltraum II zurückgelassen hat. Cloud, ich prophezeie Ihnen allen hier an Bord, daß Sie sterben werden, wenn Sie den Kaiserkraft-Antrieb benutzen.«
    Der Treiber blickte sich um, musterte die Gesichter der Männer und Frauen. Hier und da las er Zweifel, aber selbst seine Freunde von den Terranauten schienen mehr geneigt, das Risiko einzugehen, als seinen Worten zu vertrauen.
    Llewellyn 709 schob sich zu ihm, und die goldenen Riemen an seinem Körper raschelten in dem beklemmenden Schweigen.
    »Bist du dir sicher, David?« fragte er rauh.
    terGorden nickte. »Ich habe keine Zweifel. Und selbst wenn eine Vernichtung ausbleiben sollte … Nichts wird danach so sein, wie es einmal war. Ich habe die Auswirkungen von Valdecs Experimenten in Berlin erlebt. Diesmal kann uns Yggdrasil nicht mehr schützen. Wenn Yggdrasil nicht eingegriffen hätte, wäre es schon auf dem Großen Fest zu einer unvorstellbaren Katastrophe gekommen.«
    Der Riemenmann schwieg einen Moment. »Aber wir sind Treiber«, sagte er dann. »Ich glaube, daß wir eine Katastrophe verhindern könnten. Es ist riskant, aber wie Scanner schon sagte, wir haben keine Wahl. David, die Grauen warten nur, daß wir aufgeben. Und diesmal wird man uns nicht wieder einsperren, sondern hinrichten, weil wir zu gefährlich geworden sind. Wenn wir uns ergeben, ist uns der Tod gewiß. Mit dem Kaiserkraft-Antrieb haben wir eine gewisse Chance.«
    David terGorden senkte niedergeschlagen den Kopf.
    Er konnte sie nicht überzeugen. Sie verstanden einfach nicht, was die Kaiserkraft in Wirklichkeit bedeutete.
    Sie zerriß die Strukturen des Raumes, der Zeit, fetzte die schützende imaginäre Mauer zwischen dem Normaluniversum und Weltraum II zur Seite. Und der Weltraum II war nicht für Menschen geschaffen. Er war fremd und feindlich, völlig falsch und verdreht und gefährlich in jeder Hinsicht. Ein Treiber spürte diese Andersartigkeit des Kontinuums, aus dem er seine psionischen Kräfte bezog, aber die schrecklichen Einflüsse wurden durch seine Lebensenergie kompensiert.
    Ein Treiber nahm und gab. Es fand ein gleichwertiger Austausch zwischen Normalraum und Weltraum II statt.
    Aber die Kaiserkraft – sie nahm nur, riß alles in ihre Gewalt, bis es zu spät und die fremde Energie zu mächtig war.
    Und dann …
    David fror plötzlich. »Ich werde die MIDAS verlassen«, sagte er schwerfällig.
    Der Riemenmann fuhr auf. »Du bist verrückt!« entfuhr es ihm. »Sollen dich die Grauen fassen und umbringen? David, du hast keine Chance. Bleibe auf der MIDAS!«
    »Du begehst einen Fehler, denn ihr werdet nichts gegen die Kaiserkraft ausrichten können«, fuhr David entschieden fort. »Es tut mir leid, aber ihr irrt euch. Ich hoffe, daß ihr es schaffen werdet. Ich hoffe es, doch ich glaube es nicht.«
    Er sah sich um, sah seine Freunde an, und mit plötzlichem Schmerz wurde ihm bewußt, daß er sie jetzt zum letztenmal lebend sah.
    »Viel Glück«, murmelte er und wandte sich ab.
    Niemand sagte ein Wort, aber er spürte ihre Blicke. Und in vielen, so wußte er, lag Enttäuschung. Etwas wie Scham überwältigte ihn, doch er wußte, was die MIDAS erwartete, und er keuchte auf vor Verzweiflung.
    Er hatte es ihnen gesagt, er hatte sie beschworen, aber niemand wollte verstehen. Zu groß war die Furcht vor den lauernden, verfolgenden Schiffen der Grauen Garden, zu stark die Sehnsucht nach der Freiheit.
    David verließ die Zentrale und drängte sich durch die überfüllten Korridore. Die Männer und Frauen hatten über die Bordlautsprecher die Auseinandersetzung mitverfolgt, und sie ließen ihn schweigend passieren.
    Der Treiber verzichtete darauf, sie aufzufordern, ihn zu begleiten. Die Häftlinge vertrauten dem Psyter, und auch sie haßten und fürchteten die Grauen mehr als den Tod durch die Kaiserkraft.
    Vermutlich, dachte terGorden düster, hätte er an ihrer Stelle nicht anders gehandelt. Aber er wußte, was Yggdrasil ihm gezeigt hatte. Er hatte die Experimente mit Kaisers Transmittern selbst miterlebt und gesehen und gefühlt
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