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Die Terranauten 007 - Die Kinder Yggdrasils

Die Terranauten 007 - Die Kinder Yggdrasils

Titel: Die Terranauten 007 - Die Kinder Yggdrasils
Autoren: Eva Christoff
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erschreckte Shawn. Schließlich hatte er jahrelang in Ultima Thule die Ehrfurcht erlebt, mit der Yggdrasil bei Biotroniks behandelt wurde. Aber Shawn schüttelte alle Bedenken ab. Er war jetzt Valdecs Mann. »Es widerspräche allen biologischen Gesetzen, wenn die Misteln nicht auch dort wachsen würden, nachdem man etwa das Wurzelgeflecht erheblich beschnitten hat. Eine solche Beschneidung würde das sogenannte Nervensystem der Pflanze erheblich beeinträchtigen, ohne sie allerdings völlig zu zerstören. Langfristig würde die Zahl der erntbaren Misteln aber doch zurückgehen, wenn ein Teil der als Wirt dienenden Wurzeln abstirbt.«
    Der Lordoberst lehnte sich zufrieden in seinem Sessel zurück. »Sehr gut, Shawn. Hier ist Ihr erster Auftrag. Verschaffen Sie sich Zutritt in Ödrödir und beschneiden Sie den Urbaum, damit uns die ›Große Mutter‹ keine Schwierigkeiten mehr macht.«
     
    *
     
    David hatte die Augen geschlossen und versuchte sich ganz auf Yggdrasil zu konzentrieren. Seine PSI-Sinne tasteten nach einem fremden, anderen Bewußtsein, aber er fühlte nur Leere. Schließlich ging er dazu über, selbst zu denken. Er versuchte das Bild eines Triadischen Monochords, des Treibersymbols, zu projizieren. Vor seinem geistigen Auge stand das leuchtende Dreieck, und plötzlich fühlte er die Nähe Yggdrasils. Es schien ihm, als blicke er aus großer Höhe auf das Heilige Tal und sähe den Baum mit seinem endlosen Wurzelgeflecht, das die Erde wie leuchtende Adern durchzog.
    Der Erbe der Macht öffnete die Augen und sandte einen Gedankenimpuls zu Llewellyn, der ihm gegenüber am Fuße von Yggdrasils Stamm auf dem Boden hockte. Der Riemenmann begriff sofort und löste mit zitternden Händen die Riemen über seiner Brust.
    Unter den leuchtenden Riemen tauchte etwas Schwarzes auf. David starrte gebannt auf die schwarze Stelle, die mit jedem abgelegten Riemen größer wurde. Es war keine schwarze Haut, es war einfach Schwärze, Leere, das Nichts. Für einen grauenvollen Augenblick kam David der Gedanke, daß Llewellyn am Ende gar kein Mensch war, sondern nur ein Phantom – daß es unter den Riemen gar nichts gab. David schüttelte den Gedanken ab und versuchte sich ganz auf Yggdrasil und den bevorstehenden Übergang nach Weltraum II zu konzentrieren. Er erwartete, jeden Augenblick die von Syrta bekannte alptraumhafte Veränderung seiner Umgebung zu erleben.
    Aber nichts geschah. Llewellyn sandte einen Gedanken ungläubigen Erstaunens. Nachdem er fast die ganze Brust entblößt hatte, hielt er verwirrt inne. Auch David war regelrecht schockiert.
    Die beiden starrten sich verwirrt an. Keine Wirkung? fragte David telepathisch. Llewellyn zuckte die Schultern. Vielleicht ist meine PSI-Strahlung in Ödrödir unwirksam, antwortete er. Der Riemenmann griff nach den abgelegten goldenen Bändern. Doch er erstarrte mitten in der Bewegung. Sein Blick war auf den Baum gefallen, und als David ebenfalls zu Yggdrasil hinsah, begriff auch er, daß sie unbemerkt in eine andere Welt versetzt worden sein mußten.
    Alles schien größer geworden zu sein. Der Stamm des Urbaums hatte einen unglaublichen Umfang, und als Davids Blick daran hochwanderte …
    Yggdrasil erstreckte sich endlos in einen lichterfüllten Sternenhimmel. Es schien David, als reiche das Geäst des Baums bis weit hinaus ins All, ja, als griffen die Zweige nach den Sternen, wüchsen über die endlose Leere zu fernen Sonnen; ein Geflecht, das sich durch das ganze Universum zog.
    Auch die Insel Irminsul hatte sich verändert. Sie schien gewachsen zu sein und auf einem endlosen Meer zu schwimmen. Und David wußte, daß dieses Meer aus dem Brunnen floß, den er jetzt zwischen den Wurzeln Yggdrasils sah. Das war der Brunnen, den die Alten Hvergelmir stammten. David kannte den Namen, ohne zu wissen woher. Aus Hvergelmir stammten alle Wasser der Welten.
    David erhob sich und griff nach Llewellyns Hand. Er zog den Riemenmann mit sich, als er langsam um den gigantischen Stamm des Baumes herumwanderte. Zwischen den knorrigen Wurzeln tauchte ein zweiter Brunnen auf. Das war die Quelle der Urd. Neben dem Brunnen war eine Treppe in den Stamm Yggdrasils geschnitten. Die Treppe wand sich um den riesigen Stamm, höher und höher hinauf und verlor sich irgendwo im Nichts.
    »Ich glaube, wir müssen dort hinauf«, murmelte David.
    Aber als sie am Fuß der Treppe angelangt waren, sahen sie, daß dort drei schwarzverhüllte Gestalten saßen. Drei gebeugte alte Frauen schienen auf der
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