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Die Templerverschwoerung

Die Templerverschwoerung

Titel: Die Templerverschwoerung
Autoren: Daniel Easterman
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Chevillon in seinem Boot mitfuhr, dass er unmittelbar vor ihm saß, die Hände fest auf den Rücken gebunden. Um die Tiraden des Mannes nicht länger anhören zu müssen, wurde er geknebelt. Während der kurzen Überfahrt zum Fischerdorf schwiegen alle.
    Dann fuhren sie mit dem Kleinbus in Richtung Bahir Dar, und die Nacht lag über ihnen wie eine dunkle Decke. Kein Lichtschein wies ihnen den Weg. Von Zeit zu Zeit lugte der Mond hinter dicken Wolken hervor und zog einen Silberstreif über das Wasser.
    In Bahir Dar warteten sie. Drei Stunden vergingen, aber die Motorfähre kam nicht in Sicht. Nach einer weiteren Stunde begann sich Conor Sorgen zu machen. Er wusste, dass es schwierig war, zwischen den dichtbewaldeten Inseln mit einer Motorfähre hindurchzufahren, aber vier Stunden schienen zu viel. Mariyam stimmte ihm zu.
    Die Zeit verstrich, der Mond kam und ging, aber auf dem See war alles still. Die Morgendämmerung kündigte sich bereits an. Weit oben strebte ein Nachtflugzeug einem unbekannten Ziel zu. Seine Positionslichter hoben sich rot, grün und weiß vom ebenholzfarbenen Himmel ab. In wachsender Beklommenheit verbrachten sie den Rest der Nacht. Auch als es hell wurde, kam die Barkasse nicht in Sicht. Alle waren erschöpft, aber ihr Einsatz war noch nicht zu Ende. Conor musste die fünf Tempelritter, die er festgenommen hatte, an einen sicheren Ort bringen, bis sie ihrer gerechten Strafe zugeführt werden konnten. Er nahm an – zu Recht, wie sich später herausstellte –, dass die äthiopischen Behörden es ihm gestatten würden, de Chevillon für einen Prozess nach England zu überführen. Aber sie würden darauf bestehen, dieanderen vier im Lande zu behalten, um sie wegen mehrerer Morde in Äthiopien, besonders wegen des Massakers im Kloster Washa Meskel, vor Gericht zu stellen.
    Am Vormittag gaben sie die Hoffnung auf, das Motorboot und seine Fahrgäste wiederzusehen. Die Bundeslade konnte auf dem Grund des Tanasees liegen, aber auch zu einem anderen Stützpunkt der Tempelritter unterwegs sein. Mariyam setzte die örtliche Polizeistation vom Verlust des Motorbootes in Kenntnis, machte aber über dessen Passagiere nur vage Angaben. Dort hieß es, man werde sich um die Sache kümmern. Im Laufe des Tages liefen tatsächlich mehrere Patrouillenboote der Polizei aus, um die angenommene Fahrtroute der Motorfähre abzusuchen. Am Abend kehrten sie ergebnislos zurück.
    Conor rief Chief Constable Brian Chant zum zweiten Mal an. Diesmal holte er ihn aus dem Schlaf. Chant wollte protestieren, aber Conor fiel ihm einfach ins Wort und setzte ihm ruhig, doch mit Nachdruck auseinander, was geschehen war. Besonders betonte er, dass er den Mann festgenommen habe, der für die Morde in der Rundkirche letzten Endes verantwortlich war. Erst jetzt setzte sich Brian Chant im Bett auf und hörte aufmerksam zu.
    Zwischen den beiden Kontinenten wurde nun hektisch hin und her telefoniert. Stunden vergingen, während Diplomaten und Anwälte miteinander stritten, aber schließlich kam ein Anruf von einem Beamten der Interpol in Lyon. Äthiopien war dort Mitglied, und es liefen bereits Verhandlungen darüber, wie man Paul-Henri de Chevillon in das Land bringen konnte, wo die von ihm befohlenen Morde verübt wurden.
    Die äthiopische Polizei willigte ein, Conors festgenommene Tempelritter in einem Gefängnis unterzubringen. Es warein solides, modernes Gebäude. Als Mariyam und ihre Begleiter dort darlegten, was sie den Gefangenen vorwarfen, vor allem die Morde in den Klöstern Washa Meskel und auf Tana Kirkos, war die Polizei zu jeder Art von Zusammenarbeit bereit.
    Mariyam und die Äthiopier beauftragten ein Bestattungsunternehmen am Ort, Gershoms Leiche nach Addis Abeba zu überführen. Da es dort aber keine jüdische Gemeinde gab, wussten sie nicht, wie sie ihn begraben sollten.
    »Wir müssen die israelische Botschaft benachrichtigen, wenn wir zurückkommen«, sagte Conor. »Ich bin sicher, sie wird sich um Gershom kümmern.«
    Sie versuchten so viel Schlaf wie möglich nachzuholen. Spät am Abend gingen Conor und Mariyam, merklich erfrischt, in den Garten hinaus und zum Seeufer hinunter. Es bedrückte sie, wie viele Menschen ihr Leben hatten lassen müssen – Kaleb Ameta, Gershom und Damiachew. Vor allem Mariyam hatten sie nahegestanden. Conor fühlte mit ihr, und sein größter Kummer, der Verlust seiner Ehefrau Aoife, beschäftigte ihn nicht mehr. Mariyam hatte diese Wunde geheilt.
    »Mariyam«, sagte er. Der See warf kleine
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