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Die Templerverschwoerung

Die Templerverschwoerung

Titel: Die Templerverschwoerung
Autoren: Daniel Easterman
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aber nicht sagen, wo genau sie ankommen würden. Es gab keine Karte dieser Insel, und keiner von ihnen war je dort gewesen. Allerdings hatte Gershom mit hohen Kirchenmännern lange über die Insel debattiert. Er hielt nach einer Gruppe großer Steine Ausschau, im Grunde kurze Säulen, die oben ausgehöhlt waren, dazu mehrere Gerätschaften – ein großer Trog, ein Ständer, auf dem er lag, und zwei lange Metallgabeln. Die Steine hatten bei Opferzeremonienwohl dazu gedient, das Blut aufzufangen. Sie wurden einer primitiven Form des Judaismus zugeordnet, der vor über dreitausend Jahren nach Äthiopien gekommen war. Der Trog und die anderen Gegenstände waren angeblich aus Salomos Tempel zusammen mit der Bundeslade hierhergelangt. Man hatte sie für Blut- und Brandopfer benutzt. In seinen Gesprächen hatte Gershom den Kirchenleuten Einzelheiten über die Insel und das Kloster entlockt.
    Die Insel war groß und fast vollständig mit Bäumen und Buschwerk bewachsen, so dass man ohne Ortskenntnis kaum einen Landeplatz finden konnte. Alles, was sich die Mönche zubilligten, war eine kleine sandige Bucht mit einem wackligen Anlegesteg. Das hieß, sie mussten um die ganze Insel paddeln, um diese Stelle zu finden und dort mit ihren Nussschalen zu landen. Die Anlegestelle wurde ganz sicher bewacht. Der beste Schütze der Gruppe, Mihret Lemma, fuhr mit der Betäubungswaffe im ersten Boot, begleitet von Conor, der die Richtung angab, die das Satellitentelefon anzeigte. Während Mihret paddelte, suchte Conor mit dem Nachtsichtgerät das Ufer ab.
    Sie schwebten wie Geister durch die Dunkelheit, nur manchmal plätscherte ein Paddel leise im Wasser. Mariyam fuhr mit Gershom in einem Boot. Sie war hier überflüssig. Die Männer, auch Conor, wussten sämtlich mit Waffen umzugehen. Und einige der Äthiopier, das war ihr klar, fühlten sich bestimmt unwohl dabei, dass in ihrer Gegenwart eine Frau heiligen Boden betreten würde.

47. KAPITEL
    Als sie etwa fünfzehn Minuten gefahren waren, tauchte ein riesiges Objekt in ihren Nachtsichtgläsern auf. Es saß förmlich auf dem Wasser. Je näher sie kamen, desto besser wurde die Sicht, und bald konnten sie Bäume und Sträucher ausmachen. Überall sangen Nachtvögel. Die Insel schien voll von ihnen zu sein. Die Szene wirkte idyllisch, war aber kreuzgefährlich. Im Tanasee gab es jede Menge Flusspferde, die gefährlichsten Tiere Afrikas. Wenn so ein riesiges Vieh auftauchte, dann konnte es eines der leichten Boote zerbrechen, wie eine Männerhand einen Bleistift knackt. Und wenn sie zufällig in eine Herde mit Kälbern gerieten, war ein Angriff nicht zu vermeiden, der tödlich enden konnte.
    Als Conor den Arm hob, ließ Mihret das Paddel ruhen. Er hob nun selbst den Arm, und das Signal wurde nach hinten weitergegeben. Mihret setzte sein Nachtsichtgerät auf. Zu ihrer Linken befand sich die kleine Bucht, die auf allen Seiten von Buschwerk umgeben war. Der Anlegesteg lag direkt vor ihnen. Eine Motorfähre von mittlerer Größe hatte man auf den Sand gezogen. Als Mihret Conor darauf aufmerksam machte, nickte der Ire und schätzte deren Größe. Sie konnte nicht mehr als etwa zehn Personen fassen. Das bedeutete, dass sie auf einen ungefähr gleich starken Gegner treffen würden. Alles hing nun davon ab, wie gut ausgebildet die Templer waren. Conor atmete erleichtert auf. Das Motorboot konnte als der erste echte Beweis dafür gelten, dass auf der Insel Tana Kirkos etwas im Gange war. Die hier ansässigenMönche besaßen wohl kaum ein solches Boot, und Gershom hatte ihm erklärt, alle Touristen müssten vor Einbruch der Dunkelheit die Inseln verlassen.
    Mihret benutzte das Paddel jetzt kaum noch und ließ das Boot langsam auf den Steg zutreiben. Conor machte zwei Gestalten aus, die etwas weiter hinten standen. Mihret wollte das Paddel im Kanu ablegen, stieß dabei aber gegen etwas, das im Boot lag, und es klapperte leise. Conor sah, wie eine der Gestalten zusammenzuckte. Der Mann lief nach vorn und schaltete eine Taschenlampe ein, deren Strahl er über die Wasseroberfläche gleiten ließ. Als ihr Schein sich von ihm entfernte, hob Conor seine Waffe und schoss. Er traf den Mann in den Oberschenkel. Der schrie auf und wankte. Sein Begleiter nahm etwas von der Schulter, das wie eine Maschinenpistole aussah, und kam nach vorn gelaufen. Die Bewegungen des ersten Wachmannes wurden immer unsicherer. Er stolperte ein paar Schritte in Richtung Strand und kippte dann vornüber mit dem Gesicht in den Sand.
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