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Die Templerverschwoerung

Die Templerverschwoerung

Titel: Die Templerverschwoerung
Autoren: Daniel Easterman
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beide waren kurz geschoren. Der Dunkelhaarige nahm auf dem Stuhl ihm gegenüber Platz, der Andere lehnte sich an die Wand. Er hatte eine braune Aktenmappe unter den Arm geklemmt. Es war der mit dem Messer. Jonathan fiel ein, dass es immer noch in seiner Hosentasche stecken konnte.
    »Haben Sie gut geschlafen?«, fragte der Dunkelhaarige.
    »Nicht besonders. Aber ich denke, Sie sind mir ein paar Erklärungen schuldig. Die erste Frage wäre: Wer sind Sie?«
    »Haben Sie etwas gegessen?«
    Man hatte ihm ein Stück altes Brot und eine Tasse lauwarmen Kaffee vorgesetzt. Er sagte nichts.
    »Wo ist Washa Meskel?«, fragte jetzt der Grauhaarige.
    »Was soll das sein? Es klingt äthiopisch, aber wieso soll ich das verstehen? Ich kenne kaum ein Wort dieser verdammten Sprache. Fragen Sie doch einen Äthiopier, der wird es vielleicht wissen.«
    »Zeigen Sie es mir.«
    Der Mann nahm eine Karte von Äthiopien aus der Mappe und breitete sie vor ihm auf dem Fußboden aus.
    »Können Sie es mir zeigen? Ist es hier?« Er wies auf einen Punkt im Norden. »Oder hier?« Er zeigte auf den Südteil des Landes. »In der Nähe von Axum vielleicht? Oder bei Lalibela? Vielleicht auch weiter südlich, oder im zentralen Teil, in der Nähe der Hauptstadt? Möglicherweise am Tanasee? Auf einer der Inseln? Oder weiter im Süden?«
    Er sagte nichts. Er wusste die Antwort, aber das behielt er für sich. Er vermutete, sie würden ihn töten, wenn er es sagte. Oder auch, wenn er stumm blieb. Das war jetzt wohl gleichgültig.
    »Mr. Boothe-Rogers, seien Sie bitte ehrlich zu mir. Vor zwei Tagen sind Sie abends in der Bar My Pub an der Haile Gebreselassie Street gewesen. Stimmt das?«
    Er schwieg.
    »Sie brauchen sich nicht so zu haben«, sagte der Amerikaner. »Man hat Sie dort gesehen.«
    »Dann war ich wohl dort.«
    »Sehr gut. Sie waren dort mit ein paar britischen Entwicklungshelfern. Am frühen Abend haben Sie mit ihnen Poolbillard gespielt. Dann saßen Sie alle mit einer Gruppe Lehrer von der British International School zusammen. Sie haben eine Menge Bier getrunken, einige Männer haben Frauen getroffen und sind mit denen losgezogen. Sie sind beim harten Kern geblieben und haben sich Geschichten erzählt. Dabei hat jemand gehört, dass Sie behaupteten, Sie hätten ein tollesFelsenkloster namens Washa Meskel entdeckt und dort drei Tage verbracht. Leider haben Sie nicht gesagt, wo es liegt.«
    Er zuckte die Achseln.
    »Mr. Boothe-Rogers, Jonathan. Sie sind nicht gerade kooperativ. Ich möchte doch nur eine Ortsangabe von Ihnen. Was ist so Besonderes an Washa Meskel, dass Sie uns nicht sagen wollen, wo dieser Ort liegt?«
    Eine lange Pause folgte. Keiner sagte ein Wort. Nun trat der Graumelierte an Jonathan heran und nahm dessen linke Hand. Er hielt sie fest und umwickelte sie mit einem weißen Tuch, einer Art Stoffserviette. Dann zog er eine kleine rote Gartenschere aus der Tasche, schob sie unter das Tuch, spreizte Jonathans kleinen Finger ab und hatte ihn im nächsten Augenblick durchgeschnitten. Für das Werkzeug war das nicht mehr als ein dünner Zweig.
    Augenblicklich färbte sich das Tuch hellrot. Der Mann nahm Jonathans rechte Hand und befahl ihm, das Tuch gegen die Wunde zu drücken, um das Blut zu stillen. Der schrie und wollte gar nicht wieder aufhören.
    »Mr. Boothe-Rogers, Sie haben noch sieben Finger und zwei Daumen. Ich knipse sie Ihnen einen nach dem anderen ab, bis Sie meinem Partner sagen, wo Washa Meskel liegt. Wenn das nicht hilft, haben Sie auch noch zehn Zehen. Und zwei Ohren.«
    Der Schwarzhaarige lehnte sich auf seinem Stuhl nach vorn. Er hieß Gregory, war zweiundvierzig Jahre alt und stolzer Vater von vier Kindern, zwei Jungen und zwei Mädchen. Der Graumelierte lehnte wieder an der Wand. Sein Name war Daniel. Er betätigte sich auch als Opernbuffo und besaß eine riesige Sammlung von Opernaufnahmen. Bei Gelegenheiten wie dieser spielte er manchmal Arien, um die Schreie seiner Opfer zu übertönen.
    »Wenn Sie mich zwingen, Ihnen die Finger abschneiden zu lassen«, sagte Gregory, »dann sind Ihre Tage als furchtloser Abenteurer gezählt. Sie sind jetzt vierzig Jahre alt. Da haben Sie noch viele Reisen, Bücher und Fernsehshows vor sich. Aber wenn wir mit Ihnen so umgehen, wie es unsere Vorfahren mit ihren Gefangenen getan haben, dann werden Sie mich noch anflehen, Sie zu töten, das können Sie mir glauben. Und ich werde nicht zögern. Aber es wird ein langsames Sterben werden.«
    »Warum zum Teufel wollt ihr mich wegen
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