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Die Templerverschwoerung

Die Templerverschwoerung

Titel: Die Templerverschwoerung
Autoren: Daniel Easterman
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einer so trivialen Sache umbringen?«, rief Jonathan mit vor Entsetzen bebender Stimme. »Oder mir die Finger abhacken? Versteht ihr Bastarde denn nicht? Ich war nie in diesem verdammten Washa Meskel! Ich habe nur den Namen gehört!«
    »Und was sagt der Ihnen?«
    »Gar nichts. Ich habe doch schon erklärt, dass ich höchstens zehn Wörter Amharisch spreche. Es ist ein Kreuz, es hat irgendwas mit einem Kreuz zu tun, das ist alles, was ich weiß.«
    »Man hat gehört, dass Sie gesagt haben, Sie wären dort gewesen und hätten sich drei Tage lang dort aufgehalten.«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ihr Informant muss sich verhört haben.«
    Das stimmte nicht. Er hatte all das gesagt und sogar noch mehr. Es war der Fluch des Abenteurers, seine Geschichten so auszuschmücken, dass den Zuhörern die Augen übergingen und sie nicht genug kriegen konnten. Er hatte von einem Kloster dieses Namens gehört, einem rätselhaften Ort, tief in den Bergen versteckt. Es passte so schön, zu behaupten, er sei dort gewesen. Die Story hatte er in sein nächstes Buch einbauen wollen. In Wahrheit hatte er diesen Ort nie gesehen.
    »Ein Freund von mir hat es vor Jahren aufgesucht«, behaupteteer jetzt. »Er ist eine Weile dort gewesen. Ein Kloster oder so etwas Ähnliches, nicht wahr? Mein Gott, tut das weh! Machen Sie doch was dagegen!«
    »Und hat er dort etwas Interessantes gesehen?«
    »Woher soll ich das wissen? Er hat nur erzählt, die Kletterei dort hinauf sei sehr gefährlich gewesen, und er würde das nie wieder ohne entsprechende Ausrüstung tun. Er meinte, ich sollte mich davon fernhalten. Er wollte mir nicht sagen, wo es liegt.«
    »Hat dieser Freund auch einen Namen?«
    »Den hab ich vergessen, es ist Jahre her. Wer sind Sie überhaupt? Von der CIA? Als Gangster verkleidet? Dürfen CIA-Leute foltern? Ich bin britischer Bürger, Sie und ich müssten doch Verbündete sein. Sie aber behandeln mich wie einen Terroristen von Al-Khaida oder Hamas. Fuck you!«
    »Mr. Boothe-Rogers, Jonathan. Sie sind nicht von der schnellen Truppe, was? Wir können es auf die weiche Tour machen oder auf die harte. Das hängt ganz von Ihnen ab. Vielleicht kann mein Freund Ihrem Gedächtnis etwas nachhelfen.«
    Er nickte dem Grauhaarigen zu. Der trat auf weichen Sohlen einen Schritt vor, lautlos wie ein Geist. Er hielt schon wieder eine Serviette in der einen und die Gartenschere in der anderen Hand.
    »Die größeren Finger schmerzen mehr«, sagte er. »Sie werden wohl wegtreten. Aber keine Sorge. Wir kriegen Sie schon wieder wach.«

E RSTER T EIL

    1. KAPITEL
    Cambridge, Freitag, 6. Dezember 201 …
    An einer Straßenecke von Cambridge, unweit des St. John’s College und nur wenige Schritte von der King’s Chapel entfernt, steht eine kleine Kirche von so ungewöhnlicher Herkunft und eigentümlicher Gestalt, dass jeder Passant sich nach ihr umdreht. An dem Morgen, von dem hier die Rede ist, war sie so tief eingeschneit, dass sie aussah wie eine riesige Torte. Ringsum fiel immer noch Schnee auf St. John’s Chapel, auf die Cambridge Union, auf das Café on the Round und das Café Uno, auf Sidney Street und Bridge Street, auf die ganze Stadt mit ihrer Gelehrsamkeit, ihrer Geschichte und ihren büffelnden Studenten. Weihnachten war nicht mehr weit, und Cambridge hatte Weiß angelegt – als weltliche Wohltat oder als Decke für begangene Sünden. In den Kirchen der Colleges übten Chöre die Choräle ein, die sie zur Mitternachtsmesse singen wollten. Überall blieben die Leute stehen, um etwas von den Engelsstimmen zu erhaschen, die den Himmel rühmten. Aber an geheimen Orten, wohin diese Stimmen nicht drangen und Schweigen über uralten Steinen lag, schweifte die Sünde umher. Hunde mit aufgestellten Schwänzen streunten durch düstere Kreuzgänge zwischen menschlichen Schatten, mit dürren Flanken nach Sünde hechelnd, mit langen, aus den Mäulern hängenden Zungen das Böse anziehend.
    Die Kirche an der Ecke ist einzigartig. Ganz England hat nur vier davon. Man bewundert sie als ein Meisterwerk normannischer Architektur. Es ist ein kleiner kreisrunder Baumit einem flachen Fenstergeschoss und einem Dach wie ein umgestülpter Eisbecher. Dieses wird im Innenraum von acht Säulen, dick wie Baumstämme, getragen. Sie laufen in acht Männerköpfen aus, die man gestaltet und platziert hat, als wären es abgeschlagene Sarazenenhäupter.
    Das sollen sie vielleicht auch sein. Die Rundkirche heißt Vom Heiligen Grabe, womit der Bezug zu den Kreuzrittern
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