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Die Templerverschwoerung

Die Templerverschwoerung

Titel: Die Templerverschwoerung
Autoren: Daniel Easterman
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empfand es als den Gipfel der Ironie, dass sie diese neue Liebe, kaum gefunden, schon wieder an gewaltbereite Männer verlieren konnte, dass sie zusammen mit der Liebe ihr eigenes Leben riskierte, dass sie beide sterben könnten wie Träumer zwischen Schlafen und Wachen, reuelos und nicht imstande, auf halbem Wege stehen zu bleiben.
    Später gingen sie in das Zimmer, das Gershom für sie im Ghion gebucht hatte, zogen die Vorhänge zu, obwohl es heller Tag war, und gaben sich einander hin, wissend, dass es das letzte Mal sein konnte. Sie schliefen ein paar Stunden und liebten sich wieder, dies vielleicht zum allerletzten Mal. Dabei sprachen sie kein Wort. Das brauchten sie jetzt nichtmehr. Ein Lächeln, eine Berührung, der zarteste Kuss brachten das größte Glücksgefühl. Für eine kurze Zeit gab es nichts um sie als diesen halbdunklen Raum, keinen Menschen als nur sie allein.
    Gegen fünf Uhr nachmittags schlossen sie sich, wie besprochen, der Gruppe wieder an. Die Sonne sollte gegen halb sieben untergehen. Die Tankwas warteten bei einem kleinen Fischerdorf in der Nähe der Wallfahrtskapelle Kristos Samra, wie Bedilu es geplant hatte. Als sie auf die Straße nach Gonder einbogen, senkte sich die Sonne bereits. Der rote Feuerball tauchte am westlichen Horizont in den riesigen See. Bevor die letzten Strahlen verschwanden, erhoben sich alle Vögel – Stare, Mauersegler und schwarzflüglige kleine Papageien – donnernd wie auf Kommando in die Lüfte. Und über der schier endlosen Wasserfläche stieg ein kleiner Schwarm von Flamingos auf, deren Gefieder beim Flug Feuer zu fangen schien. Mariyam sah ihnen nach, bis sie landeinwärts verschwanden.

46. KAPITEL
    Der Kleinbus hielt etwa eineinhalb Kilometer von dem Fischerdorf entfernt. Mihret erinnerte sie noch einmal daran, dass ihr Vorhaben rechtswidrig war. Er fragte, ob jemand jetzt noch aussteigen wolle. Keiner meldete sich. Aus einem Karton holte er mehrere Nachtsichtgläser hervor, die man am Kopf befestigt, so dass man die Hände frei hat. Sie waren vom Typ N-Vision Professional 140, der letzte Schrei der Technik, das Beste, was man zur Zeit bekommen konnte.
    »Ich habe einen Freund bei der Armee«, erklärte Mihret. »Ich habe ihm schon öfter juristischen Beistand geleistet. Jetzt bin ich zu ihm in die Kaserne gegangen und habe ihm gesagt, was ich brauche. Als Quartiermeister hat er vor einigen Jahren eine große Menge dieser Gläser beschafft. Sie sind bisher nie zum Einsatz gekommen. Sie waren Teil der amerikanischen Militärhilfe an Äthiopien, kurz bevor unsere Truppen im Jahre 2007 in Somalia einmarschiert sind. Probiert sie aus.«
    Mariyam drängte Conor, das Gerät zu befestigen. Er tat, wie ihm geheißen. Die Dunkelheit schien sich aufzulösen. Vor ihm lag eine neue, grün getönte Welt. Es war, als sei er in tiefes Wasser gesprungen und schwimme in einem unbekannten Meer.
    Jetzt verteilte Desta Afework die zwei Gewehre und die Pistolen. Unterwegs hatte er weitergegeben, was Teshale ihm zum Einsatz der Betäubungswaffen eingeschärft hatte. Mit ihnen konnten sie ihre Gegner geräuschlos ausschalten. Es würdenWachen aufgestellt sein, die man daran hindern musste, Alarm zu schlagen. Wendimu hatte ein Bündel Handfesseln aus Plastik mitgebracht. Wenn die Wachposten und weitere Personen, die sie mit den Betäubungswaffen beschossen, betäubt waren, konnten sie gefesselt und zum Verhör mitgenommen werden. Conor hegte immer noch die Hoffnung, darunter könnten einer oder mehrere sein, die die Morde in Cambridge verübt hatten. Er wollte alles daransetzen, dass sie nach Großbritannien ausgeliefert, dort vor Gericht gestellt und abgeurteilt wurden.
    Die Tankwas lagen etwa fünfhundert Meter von dem Dorf entfernt vertäut. Wie sie gehofft hatten, ließ sich keiner der Fischer blicken.
    Als alles Notwendige in den kleinen Booten verstaut war, stiegen sie vorsichtig ein. Sahen die Tankwas schon bei Tageslicht höchst zerbrechlich aus, wirkten sie bei Nacht wie Geisterfahrzeuge, die in Kürze volllaufen und auf den Grund des Sees sinken würden. Die Männer brauchten ein wenig, um sich selbst und ihre Ausrüstung ins Gleichgewicht zu bringen, dann pfiff Gershom, und sie paddelten los. In gemäßigtem Tempo bewegten sie sich auf den See hinaus. Conor hatte immer noch das Satellitentelefon, das der Australier in Mekele ihm überlassen hatte. Mit Hilfe des Satnav-Systems bestimmte er ihre Route. Dieses würde sie sicher zur Insel Tana Kirkos führen, konnte ihnen
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